Urknall („Big Bang“): Das Größte Wunder der Geschichte

Die Sieben Weltwunder der Antike repräsentieren die künstlerischen und technischen Meisterleistungen früher Zivilisationen, ein Symbol menschlicher Kreativität und Ingenieurskunst. Diese imposanten Bauwerke und Statuen dienten als Zeugen des menschlichen Strebens nach Größe.

Im Kontrast dazu eröffnet uns die Entdeckung des Urknalls, ein modernes Weltwunder, eine völlig neue Perspektive: die Ergründung des Universums und unserer eigenen Existenz. Die revolutionäre Theorie des Urknalls lädt uns ein, über die Ursprünge und Geheimnisse des Kosmos nachzudenken.

Dieser Artikel beleuchtet den faszinierenden Weg von den antiken Weltwundern bis zur modernen Astrophysik. Wir erkunden, wie sich das menschliche Verständnis von Wundern entwickelt hat – von den greifbaren Errungenschaften der Antike hin zur unvorstellbaren Weite des Universums. Ebenso betrachten wir, wie Wissenschaft und Religion im Laufe der Geschichte miteinander interagiert haben, um unser heutiges Bild vom Kosmos zu formen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sieben Weltwunder der Antike: Diese beeindruckenden Bauwerke und Statuen repräsentierten die künstlerischen und technischen Errungenschaften der alten Zivilisationen.
  • Aristoteles und die Anfänge der Kosmologie: Seine Überlegungen zur Gestalt und Position der Erde im Universum legten den Grundstein für die spätere Entwicklung der Astronomie.
  • Die Urknall-Theorie: Ein modernes Wunder, das unser Verständnis von der Entstehung des Universums revolutioniert hat. Es stellt eine fundamentale Verschiebung unserer Perspektive auf das Weltall und unseren Platz darin dar.
  • Wissenschaft und Religion: Die Entwicklung des heliozentrischen Weltbilds und dessen Konflikt sowie spätere Versöhnung mit kirchlichen Lehren zeigen den komplexen Dialog zwischen Wissenschaft und Religion durch die Jahrhunderte.
  • Die Rolle der Kirche: Die Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Päpste wie Johannes Paul II. und Franziskus markiert einen wichtigen Schritt in der Versöhnung zwischen Wissenschaft und kirchlicher Lehre.

Historische Wunder: Die Sieben Weltwunder der Antike

In der antiken Weltanschauung wurden die sieben beeindruckendsten und prächtigsten Konstruktionen oder Skulpturen als die „Sieben Weltwunder“ bezeichnet. Diese Auswahl spiegelt die Bewunderung und Ehrfurcht wider, die die Menschen jener Zeit diesen Meisterwerken entgegenbrachten. 

Die erste dokumentierte Liste stammt vom Historiker Herodot (um circa 450 v. Chr). Die Wahl der Zahl „Sieben“ beruhte auf ihrer symbolischen Bedeutung in der Antike, die Vollkommenheit und eine besondere magische Qualität suggerierte, und diente dazu, die außergewöhnliche und wundersame Natur dieser Bauwerke zu unterstreichen:

  • Die Hängenden Gärten von Babylon, auch die Hängenden Gärten der Semiramis genannt, waren nach den Berichten der griechischen Autoren Diodor von Sizilien und Philon von Byzanz eine aufwendige Gartenanlage in Babylon am Euphrat (im Zweistromland, im heutigen Irak gelegen). Sie schwärmten von ihr als eine üppige Oase über dicken Mauern, überwuchert von Weinranken, Dattelpalmen und Tamarisken. Herodot und Xenophon widersprachen ohne besseres Wissen und verorteten die Symbiose von Natur und Architektur eher am Ufer des Tigris im assyrischen Ninive. Semiramis, eine Gestalt aus der griechischen Mythologie, wird oft mit Schammuramat, einer historischen assyrischen Herrscherin, in Verbindung gebracht. Diese Gleichsetzung illustriert die Vermischung mythischer und historischer Figuren in der Überlieferung.
  • Der Koloss von Rhodos, eine gewaltige Bronzestatue des Sonnen- und Schutzgottes Helios, ragte mit seiner beeindruckenden Höhe von über 30 Metern empor. Errichtet wurde dieses monumentale Kunstwerk circa 292 v. Chr. mit einer Bauzeit von über zwölf Jahren und prägte das Stadtbild von Rhodos. Leider wurde es rund 65 Jahre später, etwa 227/226 v. Chr., durch ein schweres Erdbeben zu Fall gebracht.
  • Das prachtvolle Mausuleum des Königs Maussolos II., der von 377 bis 353 v. Chr. als persischer Satrap in Karien regierte, gelegen in der antiken griechischen Stadt Halikarnassos (heute Bodrum) an der Südwestküste der heutigen Türkei.
  • Der Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria.
  • Der Tempel der Artemis in Ephesos
  • Die Zeusstatue des Phidias von Olympia.
  • Die heute noch existierenden Pyramiden von Gizeh in Ägypten.

Aristoteles und die Anfänge der Kosmologie

Allerdings hat schon der griechische Gelehrte Aristoteles (*384 v. Chr.; †322 v. Chr.), ein Schüler des Platon, der zu den bekanntesten und einflussreichsten Philosophen und Naturforschern der Geschichte zählt und der Erfinder der Logik gewesen ist, darüber nachgedacht, wie das „Universum“ entstanden ist und wo wir eigentlich in diesem riesigen Universum leben.

Aus dem Bedürfnis, die Welt und das Leben zu verstehen, entsprang die Astronomie. Hätte er über die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse verfügt, hätte er – wie die meisten von uns – gewusst:

Das größte „Weltwunder“ war zweifellos der Beginn unseres Universums vor 13,82 Mrd. Jahren.

Die biblische Schöpfungsgeschichte

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ So haben wir alle bereits in unserer Kindheit aus der biblischen Schöpfungsgeschichte die Erschaffung der Welt gelernt (Genesis, das erste Buch Mose 1, 1).

Dabei gestaltete Gott (Elohim) in seinem Sechstagewerk aus einer Vorwelt, in der kein Leben möglich war, eine lebensfreundliche Erde und zwar am:

  • Sonntag die Trennung von Licht und Finsternis
  • Montag die Schöpfung des Himmelsgewölbes
  • Dienstag die Trennung von Festland und Meer sowie Pflanzenwachstum auf der Erde
  • Mittwoch die Schöpfung der Himmelskörper
  • Donnerstag die Erschaffung der Tiere des Wassers und der Luft
  • Freitag die Schöpfung der Landtiere sowie Menschenschöpfung; Gott ordnete die Kreaturen ihrem Lebensraum Himmel, Meer oder Festland zu, segnete sie und beauftragt sie, ihr Habitat einzunehmen.
  • Sabbat, dem 7. Tag, die Ruhe Gottes als Ziel der Erzählung (Gen 2,1–3 EU); daran schließen sich direkt der Stammbaum Noahs (Gen 5 EU) und die Sintfluterzählung an, wobei sich Schöpfungs- und Sintfluterzählung ergänzen.

Die Urknall-Theorie: Ein modernes Weltwunder

Heute kennen die meisten von uns die modernen naturwissenschaftlichen Theorien vom Urknall und von der Entstehung des Universums, der Galaxien, Sonnensysteme und Planeten einschließlich der Erde, und die Theorien von der Erdgeschichte, der Evolution, der Lebewesen und des Menschen.

Singularität

Die Urknall-Theorie besagt, dass unser Universum aus einem „Big Bang“, d.h. aus einem einzigen Punkt im Nichts entstand, einer sog. „Singularität“.

Eine Singularität ist so kompakt, dass sie keine Dimensionen hat. In ihr gibt es weder Raum noch Zeit, aber dennoch die gesamte Masse des Universums.

Kontrast zum biblischen Schöpfungsbericht und historischer Kontext

Natürlich stehen diese heutigen Theorien und Erkenntnisse im Gegensatz zu dem biblischen Schöpfungsbericht. Einige religiöse Fundamentalisten propagieren daher, die neuen wissenschaftlichen Theorien abzulehnen.

Sie verkennen jedoch, dass der biblische Schöpfungsbericht aus dem Verständnis jener Zeit zu verstehen ist, als die sog. „Priesterschrift“ entstanden ist. Bereits im 6. Jahrhundert v. Chr., während des Exils in Babylon, begannen Angehörige der ehemaligen Jerusalemer Priesterschaft mit der Zusammenstellung der grundlegenden Schriften, die später als Pentateuch bekannt wurden. Diese fünf Bücher Mose, die den Kern des Alten Testaments bilden, enthalten überlieferte Texte, die essentiell für die religiöse Identität Israels sind. 

Der Verlust des Tempels und der Monarchie infolge der babylonischen Eroberung im Jahr 587 v. Chr. erforderte eine Neudarstellung der religiösen Identität. Dies führte zu einer umfassenden Neugestaltung der israelitischen Geschichte von der Schöpfung bis zur Zeit in der Wüste, wobei die Verehrung JHWHs und ein reformiertes Verständnis von Opferpraktiken im Mittelpunkt standen. 

Nach der Rückkehr aus dem Exil erfuhr diese Sammlung in Jerusalem durch weitere Schriften eine Ausdehnung. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurden diese Texte schließlich durch einen Redakteur, den sogenannten Pentateuchredaktor, mit anderen Quellentexten zusammengeführt.

Entdeckung und Natur der Urknall-Theorie

Aus Gründen der im Laufe der Jahrhunderte bzw. Jahrtausende gewachsenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse sind die vielen Versuche, Schöpfungsberichte und naturwissenschaftliche Theorien in Einklang zu bringen, sachlich nicht gerechtfertigt.

Deshalb ist z.B. auch die Annahme verfehlt, der Schöpfungsbericht habe keine naturwissenschaftlichen Theorien aufstellen, sondern nur theologische Aussagen über Gott, den Menschen und die Welt machen wollen.

Die Menschen haben schlicht versucht, die für sie unerklärlichen Naturphänomene, insbesondere Weltall, Sonne, Mond, Sterne, Erde, Wasser, Blitz, Donner etc. zu verstehen und notfalls auch mit Gottheiten zu erklären.

Auch viele große Wissenschaftler und Denker haben sich seit Jahrhunderten an den Antworten versucht. Und erst jetzt kommen wir ganz allmählich der Lösung und den wichtigsten Fakten über das Universum, die Erde und das Leben näher.

Die wenigsten von uns wissen freilich, dass die Urknall-Theorien noch sehr jung sind. Sie stammen aus dem Jahr 1965 und wurden eigentlich durch einen merkwürdigen Zufall aufgeworfen.

Damals experimentierten 2 Astronomen mit einer neuen Kommunikations-Antenne, doch irgendwie schien diese nicht zu funktionieren: Sie gab ständig ein komisches Rauschen von sich, das die Arbeit der beiden Wissenschaftler unmöglich machte.

Doch als die Astronomen begannen, das merkwürdige Rauschen genauer zu untersuchen, fanden sie ganz erstaunliche Dinge heraus. Das Rauschen stammte von einem Ort, der 90 Milliarden Billionen Meilen entfernt und im gleichen Moment wie unser Universum entstanden war – während des Big Bangs.

Mit dem Urknall haben Raum, Zeit und Materie erst zu existieren begonnen.

Das Mysterium des Urknalls
Quelle: mint-zirkel.de

Bislang haben die Wissenschaftler keine konkrete Vorstellung, was genau zu dem Urknall geführt hat.

Für den Zeitraum vor dem Urknall, für den Urknall selbst und und für den ersten Zeitraum, d.h. für das sehr frühe Universum direkt nach dem Urknall versagen unsere heute bekannten physikalischen Gesetze.

Diese Themen beschreiben auch vollständig das Phänomen „Leben“ und das Themenfeld der modernen Astrophysik. Offenbar war die Energiedichte beim sog. Urknall so groß, dass es anfänglich nicht einmal Atomkerne gab; die Bausteine dafür bewegten sich noch frei umher.

Aber die Wissenschaftler sind sich heute ziemlich sicher, was während und nach diesem großen Knall passiert ist. Zahlreiche Theorien versuchen daher, das Geheimnis der großen uralten Fragen des Lebens zu lüften:

  • Was hat sich vor dem Urknall eignet?
  • Was hat sich beim Urknall ereignet?
  • Was ist das Universum eigentlich und wie ist es entstanden?
  • Warum hat sich das Universum aus einem anfänglichen Zustand hoher Dichte ausgedehnt?
  • Wer sind wir?
  • Woher kommen wir?
  • Wohin gehen wir?

Insgesamt ist die Entstehung des Universums mit den Grundlagen unserer Existenz seit 13,82 Mrd. Jahren sicherlich die bizarrste Geschichte, die sich überhaupt erzählen lässt.

Deshalb – so meine ich – sollten wir uns für dieses „Weltwunder“ etwas mehr Zeit nehmen und das Universum von seinem Beginn an mit seinem Aufbau, den kosmischen Phänomenen und der Astroforschung bis hin zu der Entwicklung der Erde seit 4,6 Mrd. Jahren in ihren 3 Entwicklungsstadien vom Planetesimale bis zum derzeitigen Menschen-Zeitalter, dem Anthropozän, näher betrachten.

Allerdings muss ich freimütig gestehen, dass ich weder ein Mathematiker, noch ein Astro-Physiker und erst recht kein Astronom bin. Daher möchte ich diese recht komplexen Themen – so wie ich sie verstehe – möglichst einfach darstellen und mich dabei insbesondere von folgenden Experten inspirieren lassen:

  • Bill Bryson, der in seinem Buch „Eine kurze Geschichte von fast allem“ die enormen Fortschritte der Wissenschaft verständlich beschrieben hat.
  • Harald Lesch und Josef M. Gaßner mit ihrem lesenswerten Buch „Urknall, Weltall und das Leben – vom Nichts bis heute Morgen“ (Komplett-Media, Grünwald/München 2012).
  • Harald Lesch und Klaus Kamphausen in ihrem Buch „Die Menschheit schafft sich ab – Die Erde im Griff des Anthropozän“ (Knaur Taschenbuch, München 2016).
  • Heino Falcke in seinem eindrucksvollen Buch „Licht im Dunkeln – Schwarze Löcher, das Universum und wir“, Verlag Klett-Cotta, 2020.
  • Guido Tonelli, der als italienischer Teilchenphysiker in seinem Buch „Genesis“ die große „Geschichte des Universums in sieben Tagen“ dargestellt hat „Verlag C.H. BECK, München 2020).
  • Ulrich Walter in seinem Buch „Im schwarzen Loch ist der Teufel los“, in dem er, der als „Nachfolger“ der 3 deutschen „Alt-Astronauten“ Ulf Merbold, Reinhard Furrer und Ernst Messerschmid Ende April 1993 bei der „D2“-Mission mit dem US-Shuttle „Columbia“ ins All flog, wissenschaftlich verständlich und unterhaltsam das Weltall erklärt hat.
  • Und nicht zuletzt auch der lehrreichen Ausgabe GEOkompakt Nr. 51 vom 08.05.2017: Die Grundlagen des Wissens mit den neuesten Erkenntnissen der Forschung unter dem Titel: „Die Geburt des Universums – Wie aus dem Nichts die Welt entstand“.

Der Wandel zum Wissenschaftlichen Verständnis: Von der Geozentrik zur Heliozentrik

Ursprünglich hatte die Menschheit verständlicherweise ein geozentrisches Weltbild, bei dem sich „alles um unsere Erde drehte“.

Die mythologische Vorstellung einer flachen Erdscheibe in vielen frühen Kulturen und auch im Alten Testament

Die Konzeption einer flachen Erde oder Erdscheibe durchzieht als mythologisches Element zahlreiche alte Zivilisationen. 

Diese Vorstellung, die Erde sei eine flache Scheibe, wurde nicht nur in verschiedenen alten Kulturen gefunden, sondern war auch Kernbestandteil vieler Schöpfungsgeschichten, etwa in der mesopotamischen Überlieferung sowie in den Lehren der frühgriechischen Denker Anaximander und Hekataios. 

Diese Überlieferungen beschreiben die Entstehung der Welt oft als ein Werk von Schöpfergottheiten oder durch die Einwirkung primordialer Kräfte wie Wasser und Feuer, die die Erde als eine Art Insel innerhalb eines Urmeers, verbunden mit den uns bekannten Ozeanen, formten. 

Darstellungen variieren von Kulturen, die einen zentralen Berg als Achse der Welt sehen, bis hin zu solchen, die, wie in der iranischen Mythologie, ein ringförmiges Gebirge am Rand der Welt beschreiben. 

Im Kontext der homerischen Epen wird die Erde als eine von dem Fluss Okeanos umgebene Scheibe dargestellt, überdacht von der Kuppel des Himmels. 

Ebenso spiegeln Fragmente im Alten Testament, trotz ihrer offensichtlichen Widersprüche, Einflüsse des mesopotamischen Diskurs über eine flache Erde wider, erweitert um die spezifischen kulturellen und religiösen Kontexte, die diese alten Texte prägten.

Das Ur-Modell des Globus als Erdkugel des mythischen Königs Atlas von Mauretanien und des Pythagoras von Samos (*570; †510 v. Chr.)

Bereits in der Antike schrieb man dem mythischen König Atlas aus Mauretanien, der sowohl mit dem Titan Atlas als auch mit dem mythischen Herrscher von Atlantis in Verbindung gebracht wird, die erste Konzeption einer sphärischen Erdabbildung zu. 

Diese Idee markierte einen Wendepunkt in der Entwicklung des menschlichen Verständnisses vom Aufbau der Welt, weg von der flachen Erdscheibe, hin zur Vorstellung der Erde als Kugel. 

Die vorsokratischen Philosophen leisteten ebenfalls einen entscheidenden Beitrag zu diesem Paradigmenwechsel in der Kosmologie. Mauretanien (heute als Islamische Republik Mauretanien bekannt), liegt im nordwestlichen Teil Afrikas und grenzt an den Atlantischen Ozean. 

Diese historische Figur und die geographische Verortung verbinden mythologische Erzählungen mit realen Orten und Ereignissen, die das antike Verständnis von der Welt prägten.

Früheste Nachweise einer Besiedlung durch nomadische Berber und schwarzafrikanische Völker finden sich schon um 10.000 v. Chr. Diodor, ein antiker griechischer Geschichtsschreiber des späten Hellenismus, hat ihn in der ersten Hälfte des 1. Jh. v. Chr. als weisen Kenner der Gestirne und ihrer Kugelgestalt dargestellt.

Der Geograph und Kartograph Gerhard Mercator, geboren am 5. März 1512 und verstorben am 2. Dezember 1594, griff in seinem Werk „Atlas sive Cosmographicae Meditationes de Fabrica Mundi et Fabricati Figura“, welches 1595, ein Jahr nach seinem Tod, veröffentlicht wurde, die Mythologie rund um Atlas auf.

In der Einleitung dieses bahnbrechenden Werks vertieft er die Diskussion um die symbolische Bedeutung des Atlas, der nicht nur die Last des Himmels trägt, sondern auch als Sinnbild für die umfassende Darstellung der Welt steht. 

Mercators Atlas stellte einen Wendepunkt in der Kartografie dar und verband mythologische Vorstellungen mit wissenschaftlicher Präzision, indem er die Welt in einer bis dahin unerreichten Detailgenauigkeit abbildete.

Schon zu Lebzeiten wurde Mercator, der eigentlich Gheert Cremer, deutsch auch Gerhard Krämer (latinisiert Gerardus Mercator („Kaufmann“) hieß, als der Ptolemäus seiner Zeit angesehen und bis in die arabisch-islamische Welt berühmt.

Der König Atlas von Mauretanien wurde damit der Namensgeber der Atlanten in der Kartografie.

Der mythische König Atlas von Mauretanien
Quelle: Wikipedia

Die Überlieferung der griechischen Astronomie, die stark von babylonischen Errungenschaften in der Planetenbeobachtung beeinflusst wurde, ist ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Wissenschaften. Während die Babylonier hauptsächlich auf die präzise Berechnung und Prognose himmlischer Ereignisse abzielten, strebten die Griechen nach einem tieferen theoretischen Verständnis der Astronomie.

Ein Wendepunkt in diesem Bestreben war die Ablösung vom archaischen Erdmodell durch die kosmologischen Überlegungen vorsokratischer Denker. Pythagoras von Samos, eine Schlüsselfigur dieser Epoche, erforschte intensiv die Erdgestalt und begründete damit eine Schule, die weit über mathematische und philosophische Grenzen hinaus wirkte.

Das bahnbrechende pythagoreische Weltmodell, entwickelt von Philolaos (Φιλόλαος; *um 470; †um 399 v. Chr.), markierte einen radikalen Fortschritt. Es stellte die Erde als einen Globus dar, der sich zusammen mit Mond, Sonne und fünf weiteren Planeten um ein zentrales Feuer bewegt. 

Die bewohnbaren Gebiete der Erde waren dabei dem Zentralfeuer abgewandt, gegenüberlag eine unsichtbare Gegenerde. Obwohl dieses Modell möglicherweise mehr mythologische als empirische Wurzeln hatte, spiegelt es dennoch den innovativen Geist der griechischen Astronomie wider, die bestrebt war, die Himmelsmechanik zu entschlüsseln und ein umfassendes kosmologisches System zu etablieren.

Das geozentrische Modell der Erdkugel von Platon (*428; †348/347 v. Chr.) und seinem Schüler Aristoteles (*384; †322 v. Chr.)

Seit der ersten Hälfte des 6. Jh.s v. Chr. folgten den Vorsorkratikern die griechisch-ionischen Naturphilosophen, die vornehmlich aus dem griechischen Stamm der Ionier und den ionisch besiedelten Gebieten an der Westküste Kleinasiens, der heutigen Türkei stammten.

Auf ihrer Suche nach einem Verständnis der Welt formulierten sie als erste Kultur in der Antike und im europäischen Kulturkreis klare, präzise und neugierige Fragen, die sie von ihren Göttern nicht beantwortet fanden, und auch die Frage nach dem (richtigen) Leben.

Zudem suchten sie nach den allgemeinen, konstanten Konstitutions- und Erklärungsprinzipien der Erscheinungswelt sowie nach den ewigen, unveränderlichen Hintergründen der Natur.

Mit ihrer Philosophie (altgriechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) versuchten sie, die Welt und die Natur in ihrer Gesamtheit sowie die menschliche Existenz zu ergründen, theoretisch zu erklären, zu deuten und zu verstehen.

Gründungsväter der antiken Philosophie und zwei der wichtigsten und bis heute einflussreichsten Philosophen waren sicherlich Platon (*428; †348/347 v. Chr.) als Schüler des Sokratesund Aristoteles (*384; †322 v. Chr.) als schon im Alter von 17 Jahren bedeutendster Schüler des Platon.

Platons Akademie, Mosaikfußboden in Pompeji, 1. Jh. n. Chr.
Quelle: Wikipedia
Aristoteles auf einer Sammelmarke des Langenscheidt-Verlags
Quelle: Wikipedia

Was für uns heute selbstverständlich ist, geht vor allem auch auf die Erkenntnis des Aristoteles zurück:

Die Erde ist eine Kugel und keine Scheibe.

Aristoteles beobachtete Mondfinsternisse und sah, dass die Erde einen kreisförmigen Schatten auf unseren Nachbarplaneten warf. Dieser Schatten konnte, so schloss er, nur von einer Kugel stammen.

Zudem glaubte er, dass wir das Zentrum des Universums seien und einen privilegierten Platz im Universum einnehmen würden. Die Annahme, dass wir im Mittelpunkt stehen, schmeichelte natürlich den Menschen.

In seinem bedeutenden Werk „Über den Himmel“ legte Aristoteles die Grundlage für die wissenschaftliche Betrachtung der Erdgestalt, indem er mehrere Beobachtungen als Beweise für die Kugelform der Erde anführte:

  • Der rundliche Schatten der Erde bei Mondfinsternissen deutet auf eine sphärische Form hin.
  • Die Tendenz schwerer Körper, sich zum Zentrum der Welt zu bewegen, unterstützt die Annahme einer gleichmäßigen, kugelförmigen Erde, die im Zentrum des Universums verortet wird.
  • Die Veränderung der sichtbaren Sternbilder mit der geografischen Breite, insbesondere das Höhersteigen südlicher Konstellationen in südlicheren Regionen.

Ergänzend zu Aristoteles’ Ausführungen vermerkte Plinius der Ältere, ein römischer Gelehrter (* zwischen 23 und 24 n. Chr., †25.08.79 n. Chr.), in seiner „Naturalis Historia“, dass Schiffe, die sich von der Küste entfernen, zuerst am Rumpf und zuletzt an den Segeln aus dem Blickfeld verschwinden – ein weiterer Hinweis auf die Erdkrümmung.

Diese Erkenntnisse führten dazu, dass in der Gelehrtenwelt des Mittelmeerraums und des Orients die Kugelgestalt der Erde weitgehend akzeptiert wurde. Eratosthenes von Kyrene (ca. 276 bis 194 v. Chr.), ein weiterer herausragender Denker der Antike, lieferte schließlich durch genaue Messungen und Berechnungen eine Schätzung des Erdumfangs, die die sphärische Auffassung der Erde untermauerte. 

Diese Erkenntnisse prägten das mittelalterliche und neuzeitliche Verständnis vom Aufbau der Welt nachhaltig.

Claudius Ptolemäus und sein geozentrisches „ptolemäisches Weltbild“ mit der Erde als Hort des Christentums und Zentrum im Mittelpunkt des Weltalls (100 – 160)

Gemäß der Lehre des griechischen Wissenschaftlers Claudius Ptolemäus (*100; †160) galt dieses geozentrische Weltbild – auch „ptolemäisches Weltbild“ – natürlich auch in Kirche und Gesellschaft.

Wie Ptolemäus in seinem astronomischen Handbuch beschrieben hat, sollte sich die Erde, der Hort des Christentums, als Zentrum fest im Mittelpunkt des Weltalls befinden. Alle anderen Himmelskörper, d.h. Mond, Sonne, die 5 Planeten und der Sternhimmel, sollten sich in kristallenen Sphären auf Kreisbahnen um diesen Mittelpunkt drehen.

In seiner Überzeugung, wie auch die Mehrheit seiner Zeitgenossen, lehnte er das heliozentrische Modell ab, das von den griechischen Wissenschaftlern Aristarch von Samos und Seleukos von Seleukia befürwortet wurde. 

Porträt des Claudius Ptolemäus als Buchmalerei in der Handschrift Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Gr. Z. 388, fol. 6v (15. Jh.)
Quelle: Wikipedia

Aristarch, ein Schüler von Straton von Lampsakos, der wiederum die Leitung der peripatetischen Schule in Athen innehatte, zählte zu den Pionieren unter den griechischen Astronomen, die behaupteten, das Universum drehe sich um die Sonne und nicht um die Erde.

Die Innovationen von Claudius Ptolemäus umfassen nicht nur die Entwicklung eines Globus, sondern auch die Einführung der geografischen Koordinaten aus Längen- und Breitengraden. Innerhalb seines geozentrischen Weltbilds, das von einer sphärischen Erde ausging, legte Ptolemäus den Äquatorumfang fälschlicherweise mit 30.000 km fest, was von den tatsächlichen 40.075 km abweicht.

Marcus Tullius Cicero und seine Beschreibung der Kugelgestalt der Erde. (*03.01.106; †07.12.43 v. Chr.)

Der römische Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph Marcus Tullius Cicero (*03.01.106; †07.12.43 v. Chr.) – der berühmteste Redner Roms und Konsul im Jahr 63 v. Chr. – war einer der vielseitigsten Köpfe der römischen Antike.

Als Schriftsteller war er schon für die Antike stilistisches Vorbild, seine Werke wurden als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinität nachgeahmt (Ciceronianismus).

Seine Bedeutung auf philosophischem Gebiet liegt jedoch in erster Linie nicht in seinen eigenständigen Erkenntnissen, sondern in der Vermittlung griechischen philosophischen Gedankenguts an die lateinisch-sprachige Welt; oft sind seine griechischen Quellen nur in seiner Bearbeitung greifbar, da sie sonst nirgends überliefert sind.

Ovid – Publius Ovidius Naso (*20.03.43 v. Chr.; †17 n. Chr.)

Publius Ovidius Naso, bekannt als Ovid, zählt zu den prägenden Dichtern der römischen Antike. Sein Hauptwerk, die „Metamorphosen“, umfasst 15 Bücher mit 700 bis 900 Versen pro Buch und entstand wahrscheinlich in den Jahren 1 bis 8 n. Chr. Ovid webt in diesem epischen Gedicht 250 Verwandlungssagen, vornehmlich aus der griechischen Mythologie, zu einem narrativen Teppich zusammen. 

Die Erzählungen sind in vier thematische Abschnitte gegliedert: Die Bücher 1 bis 2 behandeln die Schöpfung der Welt bis zum Raub der Europa; die Bücher 3 bis 6 spannen den Bogen von der Gründung Thebens bis zur Argonautenfahrt; in den Büchern 7 bis 11 reichen die Geschichten von den Argonauten bis zum trojanischen Königshaus; und die Bücher 12 bis 15 erzählen vom Trojanischen Krieg bis hin zur Ära des Augustus. 

Unter den zahlreichen Geschichten finden sich berühmte Sagen wie Das Goldene Zeitalter, Pyramus und Thisbe, Apollo und Daphne und die tragische Liebe von Orpheus und Eurydike.

Der Anfang der Metamorphosen Ovids in der Handschrift Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. lat. 1594, fol. 1r (15. Jahrhundert)
Quelle: Wikipedia

Innovativ für die Literatur jener Zeit war Ovids Darstellung der Erde als Kugel, einschließlich der Beschreibung verschiedener Klimazonen der nördlichen und südlichen Hemisphäre

Er betrachtete den Erdglobus aus einer kosmischen Perspektive, quasi von einem Standpunkt außerhalb der Erde, im Einklang mit dem damaligen geozentrischen Weltbild. 

Die „Metamorphosen“ spielten zudem mit der Idee eines monotheistischen Schöpfergottes, was das Werk über das Mittelalter hinaus beliebt und verbreitet machte, einschließlich der Passagen über die Kugelgestalt der Erde.

Die Entwicklung des heliozentrischen Weltbildes

Die Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes in Europa, das die Sonne und nicht die Erde als Zentrum des Universums ansieht, gelang erst etwa 1.500 Jahre nach der Antike, maßgeblich durch die wegweisenden Arbeiten von Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler und Galileo Galilei.

Nikolaus Kopernikus als Begründer des heutigen heliozentrischen Weltbildes unseres Sonnensystems (1509)

Besonders Nikolaus Kopernikus (*1473; †1543), ein Domherr des Fürstbistums Ermland in Preußen sowie Astronom und Arzt, beschrieb dann 1509 in seinem Hauptwerk „De revolutionibus orbium coelestium“ das heutige heliozentrisches Weltbild unseres Sonnensystems.

Danach bewegt sich die Erde wie die anderen Planeten um die Sonne und dreht sich zudem um die eigene Achse, wobei die Drehung der Erde zur scheinbaren Bewegung der Fixsterne führt. Kopernikus stand damit am Beginn der neuzeitlichen Astronomie.

Kopernikus-Porträt – Holzschnitt in Nicolaus Reusners „Icones“ (1578)
Quelle: Wikipedia

Johannes Kepler als Erfinder des „keplerschen Fernrohrs“ und der „Keplerschen Gesetze“ mit der Beschreibung der Planetenbahnen (1571 – 1630)

Später bestätigte auch Johannes Kepler, der Erfinder des „keplerschen Fernrohrs“ (*1571; †1630), die Entdeckungen von Galileo Galilei, indem er mit seinen „Keplerschen Gesetze“ die Planetenbahnen beschrieb und erklärte.

Johannes Kepler (1610)
Quelle: Wikipedia

Galileo Galilei, der italienische Gelehrte und Astronom (*1564; †1642), gilt als einer der Schlüsselfiguren in der Entwicklung der modernen Naturwissenschaften. Seine Forschungen bestätigten die heliozentrische Theorie von Nikolaus Kopernikus, welche besagt, dass die Erde und andere Planeten um die Sonne kreisen. 

Galileis Beobachtungen und Experimente, insbesondere jene, die er am 25. August 1609 durchführte, veranschaulichten ihm die Bedeutung der Erdrotation sowie deren Umlauf um die Sonne, vor allem im Hinblick auf die Erklärung der Gezeitenbewegungen. 

Galileo Galilei (1564-1642)
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Er vermutete, dass die wechselnde Beschleunigung der Wasserbewegungen auf der Erdoberfläche durch diese himmlischen Bewegungen ausgelöst wird, ein Gedanke, der damals revolutionär war. Galileis berühmtes Zitat „Und sie bewegt sich doch!“ symbolisiert seinen unerschütterlichen Glauben an dieses heliozentrische Weltbild, trotz der starken Widerstände, die er dafür erfahren musste.

1608 präsentierte Hans Lippershey aus Middelburg (Zeeland) das erste Teleskop.

Am 25.08.1609 benutzte Galileo Galilei erstmals sein nach diesem Vorbild konstruiertes, aber erheblich leistungsfähigeres Fernrohr. Dabei entdeckte er in den folgenden Monaten 29 neue Sterne und die 4 Jupitermonde, die er nach den antiken Sagengestalten Io, Europa, Ganymed und Kallisto nannte und zu Ehren der Florentiner Herrscherdynastie der Medici als „Medici-Sterne“ (Sidera Medicea) bezeichnete.

Am 07.01.1610 entdeckte er auch die Sichelgestalt der Venus und ihre Phasen. Daraus zog er den Schluss, dass sich die Venus um die Sonne bewegt und nicht um die Erde kreist. Zugleich folgerte er daraus, dass es Himmelskörper gibt, die sich nicht um die Erde drehen, sondern dass es die Erde ist, die sich um zahlreiche Himmelskörper bewegt.

Nachdem man jahrhundertelang geglaubt hatte, die Erde befinde sich im Zentrum eines statischen Universums, lieferte er damit den Beweis, dass Kopernikus mit seinem heliozentrischen Weltbild Recht hatte: nicht alle Gestirne bewegen sich um die Erde.

Der Konflikt mit der Kirche und die Evolution des Weltbildes

Galileo Galileis bahnbrechende Entdeckungen brachten ihn in scharfen Gegensatz zur Kirche, insbesondere nachdem 1623 Maffeo Barberini als Papst Urban VIII (*05.04.1568; †29.07.1644). ins Amt kam. Urban VIII., überzeugt von der Unergründlichkeit der göttlichen Schöpfung für den menschlichen Geist, sah in den wissenschaftlichen Fortschritten, wie sie in Großbritannien, Holland und Deutschland gefördert wurden, eine Bedrohung für die Autorität der Kirche. 

Diese Spannungen verschärften sich nach der Veröffentlichung von Galileis „Dialog über die zwei wichtigsten Weltsysteme“ im Jahr 1632, woraufhin der Papst persönlich ein Inquisitionsverfahren gegen den Wissenschaftler anordnete.

Galilei wurde zunächst inhaftiert, da seine Lehren das geozentrische Weltbild der Kirche infrage stellten. Sein Prozess gipfelte am 22. Juni 1633 in einem entscheidenden Verhör in der Basilika Santa Maria sopra Minerva in Rom, wo er, um der Todesstrafe zu entgehen, abschwören musste. 

Das Verhör im Prozess der päpstlichen Inquisition
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Trotz der Kontroverse unterschrieben drei der zehn Kardinäle, darunter ein Neffe von Urban VIII., das Urteil nicht. Galileis Haftstrafe wurde bald in Hausarrest umgewandelt, unter der Bedingung, dass er keine weiteren Veröffentlichungen tätige.

Legendär ist Galileis mutmaßliches Flüstern „Und sie bewegt sich doch!“, ein Symbol seines unerschütterlichen Glaubens an die heliozentrische Wahrheit. 

Trotz der Konflikte mit der Kirche blieb Galilei zeitlebens ein tiefgläubiger Katholik, der sich eine Erneuerung der kirchlichen Weltsicht erhoffte. Seine Geschichte verdeutlicht das Ringen um wissenschaftliche Erkenntnis in einer Zeit tiefgreifender religiöser und institutioneller Machtstrukturen.

Die übrigen Philosophen und Theologen im 17. Jh. weigerten sich freilich, durch Galileos Teleskop zu schauen. Sie hielten es nicht für nötig, weil sie fest davon überzeugt waren, dass die Sonne um die Erde kreist.

Isaac Newton und sein Beweis der drei Grundsätze (Gesetze) der Bewegung, dass neben der Zentrifugalkraft auch die Anziehungskräfte der Massen von Mond und Sonne für Ebbe und Flut ursächlich sind (1687)

Sir Isaac Newton (*04.01.1643; †31.03.1727), ein Pionier der Wissenschaften, prägte durch seine Forschungen maßgeblich unser Verständnis der natürlichen Welt. 

Als Mathematikprofessor an der Universität Cambridge ab 1669, avancierte er zum führenden Kopf der wissenschaftlichen Gemeinschaft seiner Epoche. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Naturtheologie, Wissenschaft, Alchemie und Philosophie noch fließend waren, wurde er oft als Philosoph betitelt.

Sir Isaac Newton (1643–1727)
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Ursprünglich für ein Leben als Landwirt vorgesehen, lenkte der unerwartete Tod seines Vaters, eines prosperierenden Viehzüchters aus Lincolnshire, und später seine eigene Unbeholfenheit im finanziellen Management, Newtons Karriere in eine andere Richtung. 

Nachdem der Versuch, das familiäre Anwesen zu leiten, gescheitert war, folgte Newton dem Rat eines Onkels und immatrikulierte sich an der Universität Cambridge. Dort begann er mit einem Studium der Rechtswissenschaften, wechselte jedoch bald zu Philosophie und entdeckte schließlich seine Leidenschaft für die Mathematik.

Während der Pestjahre zog Newton sich in die Abgeschiedenheit seines Elternhauses zurück und legte dort den Grundstein für seine Theorien der Infinitesimalrechnung, des Lichts und der Gravitation. Nach seiner Rückkehr nach Cambridge wurde er schnell zum Mathematikprofessor ernannt, eine Position, die er von seinem Lehrer Isaac Barrow übernahm.

Newton war bekannt für seine exzentrischen Methoden, einschließlich der Selbstexperimente mit einer Nadel in seinen Augenlidern, um die Wirkung auf das Sehen zu untersuchen. 

Dennoch war seine Genialität unbestritten. Er leistete bedeutende Beiträge zur Optik, konstruierte das erste funktionierende Spiegelteleskop und entwickelte – unabhängig von Gottfried Wilhelm Leibniz – die Grundlagen der Differential- und Integralrechnung. Sein revolutionäres Buch „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“ (1687) legte die Basis für die Himmelsmechanik, präsentierte die drei Bewegungsgesetze und formulierte das universelle Gravitationsgesetz.

Sir Isaac Newtons Beitrag zur Gravitations- und Gezeitentheorie kennzeichnete ihn als einen der bedeutendsten Wissenschaftler seiner Zeit. Im Jahr 1703 wurde er zum Präsidenten der Royal Society ernannt und erhielt 1705 den Ritterschlag. Sein Gravitationsgesetz, ein Eckpfeiler der klassischen Mechanik, revolutionierte nicht nur die Mathematik, sondern auch unser Verständnis des Universums. Newtons Theorie lieferte eine einheitliche Erklärung für irdische Schwerkraft, den Mondorbit und die Planetenbewegungen.

Seine Präzision in der Erklärung von Phänomenen wie den Gezeiten, Mond- und Planetenbahnen untermauerte die Theorie der Gravitation. Newton zeigte auf, dass die Gezeiten durch die Gravitationskräfte von Mond und Sonne sowie die Zentrifugalkraft beeinflusst werden.

Ebenso folgerte er, dass die Erde aufgrund ihrer Rotation an den Polen abgeplattet und am Äquator ausgeweitet sein muss. Diskrepanzen in diesen Theorien wurden später durch Albert Einsteins Relativitätstheorie aufgeklärt.

Neben seinen wissenschaftlichen Errungenschaften widmete sich Newton intensiv dem Studium der Bibel und der Alchemie, überzeugt davon, dass die natürliche Ordnung auch von übernatürlichen Kräften beeinflusst wird. Ein Großteil seiner Bibliothek beschäftigte sich mit esoterischen Schriften, und er verfasste Texte in der allegorischen Sprache der Alchemisten.

Newton engagierte sich politisch, als König Jakob II. versuchte, die Universität Cambridge zu katholisieren, und vertrat seine Hochschule später im Parlament. Als Währungshüter bekämpfte er energisch Münzfälschung. Seine Ablehnung der christlichen Trinitätslehre hielt er jedoch geheim, bis er am 31. März 1727 in der Westminster Abbey beigesetzt wurde, ohne dass seine religiösen Überzeugungen zu Lebzeiten öffentlich wurden.

Der Widerspruch zum weiterhin offiziell geltenden geozentrischen Weltbild sowie die „Eingeständnisse zu Beweisen der Naturwissenschaften“ durch Papst Johannes Paul II. (1992) und durch Papst Franziskus (2014)

Diese Erkenntnisse standen jedoch weiterhin im diametralen Widerspruch zum offiziell geltenden geozentrischen Weltbild von Kirche und Gesellschaft, nach dem sich sämtliche Gestirne, auch unsere Sonne, um die zentrale Erde, den Hort des Christentums, bewegen sollten.

Von Klein auf kennen wir alle das christliche Glaubensbekenntnis als Ausdruck des persönlichen und kollektiven christlichen Glaubens.

  • Das erste für die katholische Kirche allgemein verbindliche Glaubensbekenntnis wurde 1215 im Rahmen des IV. Laterankonzils unter Papst Innozenz III. (*22.02.1161; †16.07.1216) erlassen, der von 1198 bis 1216 Papst der römisch-katholischen Kirche war.
  • Ein weiteres römisch-katholisches Glaubensbekenntnis ist das Credo des Gottesvolkes von Papst Paul VI. (*26.09.1897; †06.08.1978), der von 1963 bis 1978 der 262. Papst der römisch-katholischen Kirche und Oberhaupt des Staates der Vatikanstadt war. Wegen seiner prägenden Rolle für den Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils, seiner Beschlussfassung und der Umsetzung der Entscheidungen gilt er manchen als eigentlicher „Konzilspapst“. Wahrscheinlich hat keiner seiner Vorgänger jemals eine so umfassende kirchliche Gesetzgebung durchgesetzt, wenn auch die gesamte Neufassung des nach-konziliaren Gesetzbuches (Codex Iuris Canonici) erst 1983 publiziert wurde.
  • Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist eine fortgebildete Variante des altrömischen Glaubensbekenntnisses.
  • Nach lutherischem Verständnis werden Glaubensbekenntnisse als Richtlinien des Glaubens (norma normata) verstanden.

Die deutsche ökumenische Fassung beginnt mit den Worten:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Inhaltlich verdeutlicht das Glaubensbekenntnis somit die Dreieinigkeit bzw. Dreifaltigkeit (Trinität) als Wesenseinheit Gottes, und zwar

  • Gottvater als den Schöpfer,
  • dann Jesus Christus, Sohn Gottes und Weltenrichter, und anschließend
  • der Heilige Geist, der die Einheit zwischen Vater und Sohn offenbart.

Leider hat Galilei nicht mehr erleben können, dass Papst Johannes Paul II. (*18.05.1920; †02.04.2005), der vom 16.10.1978 bis zu seinem Tod Papst der römisch-katholischen Kirche war, im Oktober Jahr 1992 durch seine Eingeständnisse zu Beweisen der Naturwissenschaften“ für Aufsehen gesorgt.

In seiner historischen „Galileo-Wiedergutmachungsrede“ hat er Galilei formell rehabilitiert und erklärt: Nie wieder ein Fall Galilei.

Papst Johannes Paul II. (1978)
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2008 hat sich Papst Benedikt XVI. (*16.04.1927 als Joseph Aloisius Ratzinger), der vom 19. April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht am 28.02.2013 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und damit auch Staatsoberhaupt des Kleinstaates Vatikanstadt war, dann nochmals von der Verurteilung des Galileo Galilei durch die päpstliche Inquisition im 17. Jh. distanziert.

Insbesondere räumte der Papst einen Irrtum ein, weil die Theologen des Mittelalters, darunter die Inquisition des Papstes selbst, fälschlicher Weise angenommen hätten, dass die Bibel wortwörtlich den physikalischen Zustand der Erde beschreiben würde.

Benedikt XVI. in der päpstlichen Chorkleidung (2007)
Quelle: Wikipedia

Der Vatikan strebt danach, das Missverständnis auszuräumen, dass Glaube und Wissenschaft in Konflikt stehen. Diese Bemühung spiegelt sich in den letzten Dekaden wider, in denen der Vatikan eine Brücke zwischen religiöser Überzeugung und wissenschaftlicher Erkenntnis zu schlagen versucht. 

Der Kirchenstaat erkennt nun, dass die Wahrheitssuche – einschließlich der Akzeptanz von Darwins Evolutionstheorie – nicht im Widerspruch zum Glauben steht. Jedoch bleiben bestimmte moderne wissenschaftliche Praktiken, wie die Gentechnologie und pränatale Verfahren, weiterhin umstritten.

Papst Franziskus machte 2014 durch seine Rede bei der Päpstlichen Akademie deutlich, dass der Urknall und die Evolutionstheorie nicht gegen den Schöpfungsgedanken verstoßen, sondern diesen sogar voraussetzen: 

„Wenn wir im Buch Genesis des Alten Testamentes den Schöpfungsbericht lesen, so riskieren wir, uns vorzustellen, Gott sei ein Magier gewesen mit einem Zauberstab, der alle Dinge verwirklichen kann. Dem ist nicht so. Der Urknall, den man heute an den Anfang der Welt setzt, steht nicht in Widerspruch zum göttlichen Schöpfungsplan, er verlangt nach ihm. Die Evolution in der Natur steht nicht im Kontrast zum Begriff Schöpfung, denn die Evolution setzt die Erschaffung der Wesen voraus, die sich entwickeln.”

Papst Franziskus (2015)
Quelle: Wikipedia

Die Kirche erkennt zunehmend an, dass wissenschaftlicher Fortschritt unvermeidlich ist und widmet sich selbst der Forschung in Bereichen wie der Physik. Unter Papst Franziskus’ Führung unterhält der Vatikan sogar ein astronomisches Observatorium.

Die Jesuiten Guy Consolmagno und Paul Mueller, Astronomen im Dienste des Papstes, erörtern in ihrem 2016 auf Deutsch veröffentlichten Werk die Harmonie zwischen Glaube und Wissenschaft. 

Sie stellen Fragen wie die

  • nach der Rolle Gottes bei der Schöpfung des Universums, 
  • der Existenz des Sterns von Bethlehem, 
  • der Entstehung und dem Ende des Universums, 
  • dem Wissen der Kirche über außerirdisches Leben und 
  • der Möglichkeit einer Taufe von Außerirdischen durch den Papst.

Sie argumentieren, dass der Glaube an einen göttlichen Schöpfungsakt die wissenschaftliche Neugier nicht nur zulässt, sondern fördert und als eine Form des Gebets ansieht. Dies unterstreicht die Auffassung, dass Religion und Wissenschaft gemeinsam das Wunder der Schöpfung erkunden können.

Interessierte sollten sich „Wo war Gott“ von Papst Benedikt XVI. zuwenden, um tiefer in die Thematik einzutauchen. Obwohl die Kirche die Wissenschaft mittlerweile eher als Partner denn als Widersacher sieht, bleibt der Diskurs zwischen beiden eine fortlaufende Herausforderung.

Schlussfolgerung

Die Entdeckung des Urknalls und die fortlaufende Erforschung des Universums sind vielleicht das größte “Wunder” der Menschheitsgeschichte.

Sie erweitern nicht nur unser Wissen, sondern fordern uns auch heraus, über unsere Herkunft, unseren Platz im Kosmos und das Wesen unserer Existenz nachzudenken.

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