Wir haben gelernt, wie die Vögel zu fliegen und wie die Fische zu schwimmen. Aber wir haben die einfache Kunst nicht erlernt, als Brüder zu leben. Martin Luther King jr.
Liebe Leserin, lieber Leser,
geht es Ihnen und Euch auch so, wie mir? Täglich werden wir von aktuellen Nachrichten und historischen Rückblicken vom Urknall und dem Ur-Anfang unseres Universums bis zur heutigen Welt überflutet. Vielfach ist es dann nicht leicht, die Geschehnisse wie die kleinen Teile eines Puzzles in das komplexe Mosaik der Zeitabläufe und des Wissens einzuordnen und in ihrer Tiefe zu verstehen. Denn auch ein Puzzle verstehen wir ja erst allmählich, je mehr wir die einzelnen Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammensetzen.
Bücher über die Weltgeschichte gibt es viele und gewiss besteht an Lexika und Enzyklopädien kein Mangel. Hinzu kommen unzählige Bücher, von denen viele auf ihre Weise sehr gut sind und die Geschichte jeweils aus einem besonderen Blickwinkel betrachten. Aber diese WELTGESCHICHTE ist anders: In der Form einer einheitlichen Erzählung verschafft sie ein maximales Wissen über die unendliche Geschichte unseres Universums, unserer Welt und unserer Menschheit. Sie ist eine kluge Orientierungshilfe für alle, die das Mosaik der historischen Ereignisse besser einordnen und verstehen wollen.
Diese WELTGESCHICHTE ist als eBook und Taschenbuch erhältlich über:
https://www.amazon.de/Gerhard-Picot/e/B001K70HYQ/ref=aufs_dp_fta_dsk
www.amazon.de Gerhard Picot Weltgeschichte
Seit der frühen Weltgeschichte des großen preußischen Historikers Leopold von Ranke (*1795; †1886) gibt es wohl derzeit keine Darstellung, die die Leserinnen und Leser so umfassend, kompetent und vor allem chronologisch vom Urknall bis zur heutigen im Umbruch befindlichen Welt informiert. Wie Perlen an einer schier endlos langen Schnur verfolgt sie übersichtlich, anspruchsvoll und facettenreich, aber auch unterhaltsam und kurzweilig die gesamte Geschichte: Das sich seit dem Urknall vor 13,82 Mrd. Jahren immer schneller ausbreitende Universum, die Formung unserer Milchstraße als eine von unvorstellbaren 1.000 Mrd. Galaxien mit jeweils rund 100 Mrd. Sternen und Planeten, den Aufbau unseres Sonnensystems und unserer Erde vor 4,6 Mrd. Jahren sowie das Entstehen des sichtbaren Lebens seit 541 Mio. Jahren und die Entwicklung der Menschheit seit etwa 2,8 Mio. Jahren bis heute.
Dabei beinhaltet diese Weltgeschichte aber nicht nur einen Zeitraffer historischen Wissens, sondern verknüpft auch die großen Menschheitsfragen mit den politischen, kulturellen, philosophischen, wirtschaftlichen, sozialen und naturwissenschaftlichen Themen der jeweiligen Zeit. Eingebunden sind auch die aktuellen Erkenntnisse und Fortschritte der Wissenschaft und Raumfahrt sowie die aktuellen Brennpunkte unserer Zeit. So erhalten die Leserinnen und Leser – nicht zuletzt durch zahlreiche Querverweise – einen leicht zugänglichen, fundierten und elementaren Ein- und Überblick in und über unsere Geschichte. Abschließend philosophiert der Autor einmal mehr über die Würde des Menschen und über seine Phantasien für eine bessere Welt!
Für diejenigen Schülerinnen und Schüler sowie Studierende und Interessierte, die sich gern einen raschen Überblick verschaffen möchten, werde ich die wichtigsten Etappen unserer Geschichte in einem Einführungs-Band mit dem Titel „DIE WELTGESCHICHTE IN KURZGESCHICHTEN“ in kurzenEssays zusammenfassen – ganz nach dem Motto: „Maximales Wissen mit minimalem Aufwand“.
Und für all diejenigen, die nun „auf den Geschmack gekommen“ sind und ihr Wissen noch weiter vertiefen möchten, habe ich die einzelnen Kapitel zusätzlich in den 12 Bänden meiner „WELTGESCHICHTE – Vom Urknall bis zur heutigen Welt im Umbruch“ (auch als Nachschlagewerk) ausführlich dargestellt, und zwar im:
Band I
Der Urknall sowie die Entwicklung und Erforschung des Universums und der Erde – seit 13,82 Mrd. Jahren bis heute
(Gesamtausgabe als eBook)
Teil 1: Die Entwicklung und Erforschung des Universums vom Urknall bis heute – seit 13,82 Mrd. Jahren
(Erhältlich als eBook und Taschenbuch)
Teil 2: „New Space“ – Die Meilensteine der Weltraumforschung und der Aufbruch ins Weltall
(Erhältlich als eBook und Taschenbuch)
Teil 3: Die Entwicklung und Erforschung der Erde – seit 4,6 Mrd. Jahren bis heute
(Erhältlich als eBook und Taschenbuch)
Band II
Die Entwicklung der Menschheit – seit 2,8 Mrd. Jahren bis heute
(Erhältlich als eBook und Taschenbuch)
Band III
Die Entwicklung der Hochkulturen, Philosophien und Religionen
(Gesamtausgabe als eBook)
Teil 1: Die frühen Hochkulturen und der Beginn der Epoche des Altertums (7000 – 200 v. Chr)
(Erhältlich als eBook und – nur per Email unmittelbar über gerhard@picot.de – als Taschenbuch)
Teil 2: Die Philosophien in der „Achsenzeit der Weltgeschichte“ (800 – 200 v. Chr.)
(Erhältlich als eBook und als Taschenbuch)
Teil 3: Der Ursprung und die Geschichte der Religionen
(Erhältlich als eBook und – nur per Email unmittelbar über gerhard@picot.de – als Taschenbuch)
In Vorbereitung:
Band IV
Die ersten Großreiche, das klassische Griechenland und die Entstehung der Römer, Kelten und Germanen bis zur Zeitenwende
(Gesamtausgabe als eBook)
Teil 1: Die ersten Großreiche
Teil 2: Das klassische Griechenland
Teil 3: Die Entstehung der Römer, Kelten und Germanen bis zur Zeitenwende
Band V
Von der Zeitenwende bis zum Ende der Antike
(01 – 500)
Band VI
Das Mittelalter zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit
(500 – 1400)
Band VII
Die Neuzeit, der erste Weltkrieg und die Zeit bis zum Ende des deutschen Kaiserreiches
(01.01.1500 – 28.11.1918)
Band VIII
Die Weimarer Republik, das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg
(09.11.1918 – 08.05.1945)
Band IX
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts
(08.05.1945 – 31.12.2000)
Band X
Unser 21. Jahrhundert: Die ersten 22 Jahre
(01.01.2001 – 31.12.2022)
Band XI
Die Welt im Umbruch und ihre aktuellen Brennpunkte
Band XII
Die Würde des Menschen und einige Phantasien für eine bessere Welt
Zur leichteren Übersicht ist jedem Band eine Inhaltsübersicht vorangestellt und am Ende befindet sich dann noch ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit Kalendarium und ein ausführliches Sach- bzw. Stichwortverzeichnis.
Nun wünsche ich Ihnen und Euch beim Lesen dieses Buches genauso viel Freude und Erkenntnisgewinn, wie mir das Schreiben bereitet hat. Ich verspreche: Die Lektüre lohnt sich!
Herzlichst Ihr und Euer
Gerhard Picot
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Die Entwicklung unseres Universums währt nun bereits seit 13,82 Mrd. Jahren. Seinerzeit entstanden durch das physikalische Ereignis des „Urknalls“ in kürzester Zeit Materie, Energie, Raum und Zeit. Rund 300.000 Jahre später entwickelten sich durch die Verbindung von Materie und Energie komplexere Strukturen in Form von Atomen, die sich zu Molekülen zusammenschlossen. Zugleich dehnte und dehnt sich das Universum immer schneller aus und es entstanden die Galaxien und Sonnensysteme mit ihren Planeten. Dabei beherbergt das Universum unvorstellbare mehr als 1.000 Milliarden in Galaxienhaufen angeordnete Galaxien, wie unsere „Milchstraße“, mit ihren jeweils bis zu Hunderten von Milliarden Sternen. Insgesamt gibt es also unvorstellbare 1.000 Trilliarden Sternen – in Zahlen eine 1.000 gefolgt von 21 Nullen. Seit 4,6 Mrd. Jahren formte sich unser Sonnensystem mit den erdähnlichen Planeten Merkur, Venus, unserer „habitablen“ d.h. bewohnbaren Erde und Mars, den großen Gasplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sowie unzähligen weiteren Planeten. Vor 3,8 Mrd. Jahren begannen dann irdische Moleküle, sich zu besonders großen und komplexen Strukturen von biologischen Organismen zu verbinden und seit 541 Mio. Jahren erschien das „sichtbare Leben“: Allmählich entstanden auch die Lebewesen. Erst vor 15 Mio. Jahren kam es vor der eigentlichen Menschwerdung zunächst zur Abspaltung der sog. Menschenartigen in die Menschenaffen sowie die Gorillas und Schimpansen.
Die Evolution der Menschen begann sodann vor 7 bis 5 Mio. Jahren – sozusagen im jüngsten Wimpernschlag der Geschichte – mit der Auseinanderentwicklung der Menschenaffen (Hominidae oder Hominiden) und der Menschen. Die Menschenaffen sind eine Familie der Primaten. Heute wissen wir, dass die Menschen und die heutigen Affen irgendwo im Stammbaum der Evolution gemeinsame Vorfahren gehabt haben müssen. Alsdann trennte sich die Entwicklungslinie der zum modernen Menschen (Homo sapiens) führenden Hominini von jener der Schimpansen. Zu den ältesten bekannten Arten der sog. menschenartiger Hominiden gehörte vor 4 Mio. Jahren der Ardipithecus.
Mit den Menschen entstand nun die eigene Untergruppe der Homini. So war der Australopithecus vor 4,2 bis 2 Mio. Jahren der erste „Vormensch“, der aber noch mehr Affe als Mensch war. Gefunden wurde er u.a. nahe dem südafrikanischen Johannesburg in einer Sterkfontein-Höhle, die 1999 von der UNESCO als „Wiege der Menschheit“ zum Weltnaturerbe erhoben worden ist. In der folgenden Altsteinzeit entstanden sodann vor rund 2,6 Mio. Jahren immer neue Spezies mit wachsenden Gehirnen und neuen Fähigkeiten. Aus zahlreichen Funden wussten die Forscher, dass sich irgendwann vor etwa 3 bis 2,5 Mio. Jahren Übergangsformen besonders schlauer Affen von den Australopithecinen zu den Urmenschen der Gattung Homo weiterentwickelt haben mussten. Anders als Hunderttausende Jahre davor und danach war diese wichtigste Zeit der menschlichen Evolution und Menschwerdung gleichzeitig die dunkelste Blackbox. 2013 wurden die Wissenschaftler dann für ihre Jahrzehnte-lange Suche des „Bindegliedes“ belohnt, als sie im Nordosten Äthiopiens den „Vor- oder Urmenschen aus Ledi-Geraru“ fanden. Mit seinem Alter von 2,8 Mio. Jahren war er das älteste je gefundene Mitglied unserer eigenen Spezies „Mensch“. Dieser Vor- oder Urmensch hat sich dann allmählich von den bis dahin immer noch mehr affen- als menschenähnlichen Individuen getrennt und zu einem mehr menschen- als affenähnlichen Individuum entwickelt. Mit diesem ältesten Mitglied der Gattung „Homo“ und den sog. Urmenschen in der Frühen Altsteinzeit, dem „Homo habilis“, dem „Homo rudolfensis“ und dem „Homo ergaster“, hat dann die eigentliche „Menschwerdung“ begonnen.
Die Frühmenschen des Typus „Homo erectus“ waren es dann, die vor etwa 2 Mio. Jahren ihre Wanderung vom afrikanischen Kontinent als „Wiege der Menschheit“ nach Asien, Australien und Eurasien begonnen haben. Im Rahmen dieser Wanderung, die von den Paläoanthropologen als „Out-of-Africa“ bezeichnet wird, verbreitete sich die Gattung Homo sodann in zwei oder gar drei zeitlich und räumlich voneinander unabhängigen Migrationen über die ganze Welt.
In der ersten Migration „Out-of-Africa I“ breitete sich der Frühmensch Homo erectus vor etwa 2 bis 1,5 Mio. Jahren vom ost-afrikanischen Kontinent nach Asien, Australien und Eurasien aus. Er war die wohl erste hominine Art, die wie ein moderner Mensch laufen konnte, das Feuer benutzte und das Jagen als ein wesentliches Element zur Sicherung seiner Nahrungsversorgung einsetzte. Wie 1,85 Mio. Jahre alte Fossilien zeigen, die bei Dmanissi in Georgien ausgegraben worden sind, sind schon damals jene homininen Wesen bis zum Südkaukasus, östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus gezogen.
Auf dem immer mehr belebten Planeten haben sich dann nach zahlreichen, „Chronospezies“ genannten Zwischenstufen vor 600.000 Jahren in der Wanderung „Out-of-Africa II“ der „Homo heidelbergensis“, der „Homo neanderthalensis“ („Neandertaler“) sowie der „moderne Mensch“ („Homo sapiens“) und vermutlich auch der „Homo floresiensis“ als letzte Abkömmlinge des „Homo erectus“ ausgebreitet. Die in Europa als „Homo heidelbergensis“ klassifizierten Individuen stammten bereits vor mehr als 600.000 Jahren in Afrika vom Homo erectus ab und haben sich somit schon früh von der zum „Homo sapiens“ führenden Entwicklungslinie getrennt und Europa besiedelt. Vermutlich vor rund 550.000 Jahren entstand in Europa und Westasien aus dem „Homo erectus“ auch der „Homo neanderthalensis“ (Neandertaler).
Die meisten Modelle zur Evolution moderner Menschen schätzen den Ursprung des modernen Homo sapiens und seine Abspaltung von archaischen Menschen auf die Zeit vor 350.000 bis vor 200.000 Jahren. Zwar gilt Ostafrika vielen als Wiege der modernen Menschheit: Aber die ältesten Funde des Homo sapiens stammen überraschenderweise aus dem seinerzeit paradiesischen Nordafrika, dem heutigen Marokko. Dieser anatomisch moderne Mensch entwickelte sich vor 300.000 bis 150.000 Jahren allmählich zum „archaischen Homo sapiens“ weiter. Zunächst war dieser „archaische Homo sapiens“ immer noch ein unbedeutendes Lebewesen in abgelegenen Winkeln des afrikanischen Kontinents und teilte sich den Planeten mit mindestens 5 weiteren menschlichen Spezies. Mit seinen Sensoren, wie den Augen und Ohren, nahm er aber immer komplexere Informationen wahr. Diese konnte er sich zunutze machen und ein Verständnis für das Universum und seine Umwelt entwickeln sowie herausfinden, was in bestimmten Situationen zu tun war.
Vor etwa 150.000 Jahren begann dann die kleine afrikanische Population des archaischen, aber bereits anatomisch modernen und gereiften Menschen „Homo sapiens“ allmählich, als „vernunftbegabter Mensch“ mit den von seinen Vorfahren erworbenen Fähigkeiten auf seine Umwelt Einfluss zu nehmen. Allerdings litt Ostafrika vor 135.000 bis 90.000 Jahren unter extremen Trockenperioden. Zudem fand vor rund 73.880 Jahren im Norden der indonesischen Insel Sumatra ein gewaltiger Ausbruch des Supervulkans Toba statt. Gemäß der sog. Toba-Katastrophentheorie wurde infolge der massiven Eruption der Kategorie 8 auf dem Vulkanexplosivitäts-Index die damalige menschliche Population auf der Erde stark reduziert und die Ausbreitung des Menschen erheblich beeinflusst. Dabei wurde die damals in Afrika lebenden Homo sapiens-Population auf wenige tausend Individuen reduziert. In der Folgezeit führte das extreme Klima zur Aufteilung der Menschen in kleine, voneinander isoliert lebende Gruppen und die Zahl der Menschen sank fast bis zu ihrer Auslöschung auf nur noch 2.000 Menschen – während heute bereits fast 8 Mrd. Menschen die Erde bevölkern.
In der durch zahlreiche Fossilfunde gut abgesicherten Wanderung „Out-of-Africa III“ verbreitete sich der „archaische Homo sapiens“ dann vor 120.000 bis 70.000 Jahren vom afrikanischen Kontinent aus zunächst Richtung Arabien und Ostasien und dann vor 40.000 Jahren nach Eurasien.
Yuval Noah Harari, Geschichtsprofessor an der Hebrew University of Jerusalem, hat in seinem lesenswerten Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ im Teil 1.4 „Sintflut“ beschrieben, wie der Homo sapiens dann bis vor etwa 70.000 Jahren in Afrika und Eurasien lebte und unsere Spezies mit allen ambivalenten Momenten unserer Menschwerdung die Erde erobern konnte. Danach folgte die Geschichte der menschlichen Kulturen in 3 großen „Revolutionen“ bzw. Phasen: der kognitiven Revolution vor 70.000 Jahren, der landwirtschaftlichen Revolution vor 10.000 Jahren und der wissenschaftlichen Revolution seit knapp 500 Jahren.
In der kognitiven Revolution begannen die Menschen vor gut 70.000 Jahren, komplexere Strukturen und Kulturen aufzubauen. Zudem schlossen sich zu jener Zeit Gruppen des Homo sapiens auf dem afrikanischen Kontinent zusammen und wurden Teil einer integrierten panafrikanischen Bevölkerung. Archäologische Befunde und die Genlinien belegen, dass Menschen bis vor 55.000 Jahren von Afrika aus entlang der Küsten zunächst auf den Sinai, die Arabische Halbinsel und in den Nahen Osten wanderten. Dass der Homo sapiens den Weg aus Afrika herausfand und sich dann weiter ausbreiten konnte, hing entscheidend damit zusammen, dass vor 60.000 Jahren in den Eiskappen der Pole viel Meerwasser gebunden war und der Meeresspiegel tiefer lag, sodass viele Meerengen von heute damals Landzungen waren. Die Menschen konnten daher recht trockenen Fußes die anderen Kontinente erreichen. Danach zogen sie dann weiter in Richtung Norden und Osten bis hin nach Asien und Australien sowie nach Nord- und Südamerika.
Seit rund 40.000 Jahren bevölkerte dann der in Eurasien lebende sog. „Cro-Magnon-Mensch“ nach und nach auch Europa und wurde zum eigentlichen modernen „Homo sapiens“. Dabei traf er in Europa auch auf den Neandertaler, seinen Vetter der Evolution, den Denisova-Menschen sowie auf andere entfernte Verwandte. Viele Jahre lang existierten die Menschenarten nebeneinander und zeugten sogar gemeinsame Nachkommen, bis der Neandertaler auf rätselhafte Weise verschwand. Der „Homo sapiens“ erwies sich dabei als einzigartiges Universallebewesen, das in der Lage war, sich in fast allen Ökosystemen und selbst unter harschen, lebensfeindlichen Bedingungen zu behaupten: Ob im ewigen Eis des Nordens, in den tropischen Regenwäldern rund um den Äquator, ob in der Sahara oder im australischen Outback, im Hochland der Anden und im Himalaya oder auf den südpazifischen Inseln. Die Evolution, die inzwischen unzählige Spezies getestet hatte, befand nun einzig und allein den Homo sapiens für überlebenswürdig bzw. -fähig. So war der moderne Mensch (Homo sapiens) nach dem Aussterben des Homo floresiensis vor 60.000 Jahren und des Neandertalers vor 30.000 Jahren die einzige überlebende Art der Gattung Homo.
Die landwirtschaftliche bzw. neolithische Revolution beschleunigte vor 10.000 Jahren in der Jungsteinzeit (Neolithikum) die menschliche Geschichte, als die Menschen ihre Lebensweise als reine Jäger und Sammler aufgaben, sesshaft wurden und mit Ackerbau, Viehzucht und Vorratswirtschaft begannen. Dabei kam es in der Antike zu immer komplexeren gesellschaftlichen und wirtschaftlichenVereinigungen der Menschen, wobei diese vom Orient aus in der ganzen Welt (Hoch-) Kulturen und Religionen entwickelten. Etwa in den Jahren 800 bis 200 v. Chr. machten die Menschen dann in der sog. „Achsenzeit“ in 4 voneinander unabhängigen Kulturräumen nicht nur in Europa, sondern in weiten Teilen der Welt fast gleichzeitig bedeutende philosophische, religiöse und technische Fortschritte mit den Grundkategorien modernen Denkens.
Abgeschlossen wurde diese Entwicklung seit der Renaissance (französisch „Wiedergeburt“) als Kulturepoche in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit im 15. und 16. Jh. mit der wissenschaftlichen Revolution, in der die Menschen aufgrund der besonderen Beschaffenheit ihrer Gehirne immer größere Entdeckungen und wissenschaftliche Leistungen vollbrachten und vollbringen.
Vor etwa 250 Jahren kam die Zeit der Industrialisierung, mit der sich geändert hat, wie Menschen Dinge herstellen und wo sie arbeiten. Dabei lässt sich der industrielle Wandel in Deutschland in vier Phasen von der Industrie 1.0 bis zur Industrie 4.0 unterteilen.
So haben seit etwa 1800 in der Industrie 1.0, d.h. der ersten Industrialisierung, Erfindungen der Mechanisierung, wie die Dampfmaschine oder der mechanische Webstuhl, den Menschen die schwere „händische“ Arbeit erleichtert. Zugleich wurden Möglichkeiten für teilmechanisiertes Arbeiten und für Massenproduktionen geschaffen. Die Menschen befanden sich nun auf dem Weg von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft.
Die Einführung der Elektrizität als Antriebskraft war dann um 1900 der Startschuss für die Massenproduktion in der Industrie 2.0. Ein Meilenstein darin war die Einführung der Fließbänder, die erstmals auch von Henry Ford 1913 in der Autoproduktion eingesetzt wurden. Die Fabriken produzierten nun in Rekordzeit und Motoren nahmen weitere schwere Arbeit ab. 1941 entwickelte der deutsche Bauingenieur Konrad Ernst Otto Zuse mit dem „Z3“ den ersten funktionsfähigen, programmgesteuerten, frei programmierbaren und vollautomatischen Computer der Welt. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass bereits der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz 1701 in seinem Originalmanuskript für eine Rechenmaschine sein binäres Zahlensystem erläutert hatte, – die theoretische Grundlage für die spätere Digitalisierung. So fanden erste große Rechenmaschinen in den 1940er Jahren Einzug in Großfirmen und mit ihnen auch die ersten programmierbaren Steuerungen. Zunehmend wurde nun die Arbeit in den Produktionshallen stetig weiter automatisiert und die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt.
In den 1970er Jahren startete die Industrie 3.0 mit der Automatisierung durch Computertechnologien als dritte industrielle Revolution. Prägend für diese Phase waren die Informations-Technologie (IT) und die weitere sukzessive Automatisierung von Arbeitsschritten durch die Elektronik. Gordon Moore, der Mitgründer des heute weltweit größten US-Halbleiter- und Chipherstellers Intel und Pionier der Mikroprozessoren, hat bereits 1965 auf der Grundlage seiner empirischen Beobachtungen sein sog. Moore‘sches Gesetz („Moore´s Law“) veröffentlicht; dieses beinhaltete die – jedenfalls zu jener Zeit zutreffende – Faustformel, dass sich die Zahl der integrierten Schaltungen auf gleicher Fläche etwa alle zwei Jahre verdoppeln werde.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann dann die Industrie 4.0 als das derzeitige digitale Zeitalter bzw. die digitale Revolution. Kennzeichnend für diese sind die zunehmende Digitalisierung und der extreme Wandel der Arbeitswelt in eine immer globalere Wirtschaftswelt. Die Notwendigkeit, Phantasie zu entwickeln sowie kreativ und innovativ zu sein, gilt ganz besonders für die Gestaltung der industriellen Produktion. Dabei geht es um die Fähigkeit der ad-hoc-Vernetzung von intelligenten Maschinen, Betriebsmitteln, Produkten bzw. Werkstücken sowie Lager- und Transportsystemen via Internet zu leistungsfähigen Wertschöpfungsnetzwerken. Da Chiphersteller ihre Forschungs- und Entwicklungsressourcen immer weiter aufstockten, sind Computer-Chips exponentiell effizienter und preiswerter geworden. Hierdurch wurde nicht nur der weltweite technologische Fortschritt vorangetrieben, sondern auch die Entwicklung des Internets und der Silicon-Valley-Giganten wie Apple, Facebook und Google ermöglicht. Aber die Wachstumsdynamik der Technologien nahm sogar noch exponentiell zu:
Hatte der erste Transistor im Jahr 1947 noch die Größe einer Streichholzschachtel, finden sich heute Dutzende Millionen auf der Fläche eines Fingernagels. Die modernsten Mikrochips haben derzeit (2023) eine Größe von 3 Nanometern, während China bislang in der Lage war, mit importierten Komponenten Halbleiter von einer Größe von 7 Nanometern herzustellen. Rund drei Viertel aller Chips werden in Ostasien produziert. Vor allem Südkorea, Japan – und Taiwan, der Insel, die von China beansprucht wird, kommt dabei eine besondere Rolle zu, da sie bei den modernsten Halbleitern einen Marktanteil von 90 Prozent hat. Die Präsidentin Taiwans, Tsai Ing-wen, bezeichnete die Chip-Industrie deswegen auch als „Silizium-Schutzschild“: Da im Falle einer chinesischen Invasion die Halbleiter-Industrie der Insel zerstört werden würde, schrecke dies Peking ab. Das allerdings ist eine optimistische Sicht, denn die Kontrolle Taiwans wird damit für Peking auch attraktiver.
Chips werden oft als das „Erdöl des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. Der Vergleich hinkt, da Halbleiter kein Rohstoff sind, sondern in komplexen Lieferketten entstehen. Für die Systemkonkurrenz zwischen den USA und China sind sie entscheidend: ohne Halbleiter keine Präzisionswaffen, keine künstliche Intelligenz, keine smarten Überwachungskameras, keine Roboter oder Smartphones, die nur in der deutschen Sprache „Handy“ genannt werden. Betrachten wir nämlich zum Beispiel die Geschwindigkeit die Entwicklung des Smartphones, das seit dem ersten Telefonat seines Erfinders, des Motorola-Ingenieurs Martin Cooper, am 03.04.1973 bis heute, so ist das ursprünglich schlichte Telefon inzwischen eine Monstranz der Digitalisierung, ihr mächtigstes Werkzeug und stärkstes Symbol, indem es fast jedes haptische Gerät auf dem Schreibtisch – bis auf den Locher – ersetzt. Manchmal wird damit sogar noch das gemacht, wofür es erfunden wurde: telefoniert.
Aus amerikanischer Sicht befand sich die Halbleiter-Industrie schon lange in einem Dilemma, denn der wichtigste Kunde modernster Chip-Technologie war gleichzeitig der größte Konkurrent. Noch 2022 importierte China Halbleiter im Wert von 300 Milliarden Dollar – vor allem aus Japan, Taiwan, USA und den Niederlanden. Während die Absatzzahlen amerikanischer Unternehmen in China stiegen und stiegen, verringerte sich gleichzeitig deren technologischer Vorsprung. Unter US-Präsident Donald Trump setzte sich dann eine härtere Wirtschaftspolitik gegen China durch. Im Oktober 2022 trat der sogenannte „Chips Act“ in Kraft. Das Gesetz besagt, dass alle Unternehmen, in denen auch amerikanische Produkte zum Einsatz kommen, Exportlizenzen bei der US-Regierung beantragen müssen. Da dies bei nahezu allen Halbleiter-Produkten der Fall ist, liegt die Kontrolle über die globale Chip-Produktion de facto in Washington. Diese soll zudem mit 280 Milliarden Dollar gefördert werden. Zwar ist auch China in die Lieferketten eingebunden, allerdings steht das Festland eher am Ende der Fertigung: Dort werden die Halbleiter montiert und in Geräte wie Smartphones eingebaut. Diese Teile des Produktionsprozesses sind am leichtesten zu verlagern, zum Beispiel nach Indien oder Vietnam. Und während Peking eine kluge Politik betreibt, um sich den begehrten Rohstoff Erdöl zu sichern (so wird ein Teil des saudischen Erdöls mittlerweile in der chinesischen Währung Renminbi abgerechnet), droht das westliche Chip-Embargo China dramatisch zurückzuwerfen, und spätestens im Jahr 2025 oder 2026 soll die chinesische Industrie „gegen eine Mauer prallen“.
Erst kürzlich haben sich die Niederlande dem Embargo angeschlossen. Dort hat das für die Herstellung von Halbleitern wichtige Unternehmen ASML seinen Sitz, das weltweit führend bei der sogenannten Fotolithografie ist, einer zentralen Methode zur Herstellung von Halbleitern. Zwar konterte Peking im Dezember 2022 mit einem Subventionspaket in Höhe von umgerechnet 143 Milliarden Dollar, um die eigene Industrie zu stärken. Doch trotz der staatlichen Unterstützung hinkt das Land weit hinterher. So sind die Produkte des einzigen chinesischen Fotolithografie-Unternehmens, Shanghai Micro Electronics Equipment, nicht einmal für moderne Smartphones geeignet, geschweige denn für Präzisionswaffen. Dies hat auch Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine, da Russland auf chinesische Halbleiter-Importe angewiesen ist. Deshalb will US-Präsident Joe Biden die heimische Chip-Industrie mit vielen Milliarden Dollar stärken und somit in die USA „zurückholen“. Zu den Investoren gehört neben Samsung auch der taiwanische Chip-Gigant TSMC, der eine Produktion nahe Phoenix im Bundesstaat Arizona aufbaut. Der „Silizium-Schutzschild“ könnte damit freilich an Wirksamkeit verlieren, so die Befürchtung. Kürzlich kündigte Peking Vergeltungsaktionen an – zunächst nur gegen Japan. Die Exporte von Seltenen Erden, von denen China teils einen Marktanteil von bis zu 90 Prozent hat, sollen eingeschränkt werden. Ohne die Metalle lassen sich für die Energiewende nötigen Elektromotoren und Batterien aber nicht bauen. Damit hat Peking seinerseits ein Druckmittel in den Händen.
Weil Informationen in unserem 21. Jahrhundert eine immer größere Rolle spielen, spricht man auch gern vom sog. Informationszeitalter. Die Digitalisierung ist die vorhersehbare Fortsetzung der technologischen Entwicklung seit den Anfängen der elektronischen Datenverarbeitung zu immer intelligenteren Systemen. Selbst in klassischen handwerklichen Industriezweigen wie der Baubranche und der Bürowelt hält die Digitalisierung Einzug und schafft neue Kommunikationsformen. Sogar alltägliche Gebrauchsgegenstände sind durch Strich- oder QR-Codes mit dem Internet verbunden. Das „Internet of Things“ ist heute bereits in vielen Unternehmen und auch im alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken: Maschinen werden untereinander intelligent vernetzt und übernehmen so Aufgaben, die noch vor wenigen Jahren von Menschen durchgeführt wurden. Zudem waren es dann Themen, wie das Outsourcing, d.h. die Auslagerung gewisser Unternehmensaufgaben und -strukturen, wie z.B. die IT, an externe Dienstleister, sowie die Verlängerung von Werkbänken, d.h. die Auslagerung gewisser vor- oder nachgelagerter (bzw. aller) Arbeiten an den Produkten.
Will man sich einen Überblick über die aktuelle Situation in Deutschland und in der Weltverschaffen, so ist zunächst die bundesweit einzige Langzeitstudie der R+V-Versicherung hilfreich, die einen Ausschnitt aus der spannenden Zeitgeschichte zeigt. Seit fast 30 Jahren befragt das Infocenter der Versicherung die deutschen Bundesbürger jährlich nach ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit und erstellt daraus einen sog. „Angstindex“. Dabei zeigt sich, wie sehr die Corona-Krise seit Januar 2021 sowie der seit dem 24. Februar 2022 herrschende russische Angriffskrieg auf die Ukraine die wirtschaftlichen und persönlichen Ängste der Deutschen in die Höhe haben schießen lassen: Insbesondere sind dies die Ängste vor steigenden Lebenshaltungskosten, einem dritten Weltkrieg, den Kosten für die Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise, der sich verschlechternden Wirtschaftslage, Naturkatastrophen und Wetterextremen und schließlich der Überforderung des Staates durch Flüchtlinge und durch die kriminellen Aktivitäten von Großfamilien bzw. Clans.
Ein besonderes Augenmerk verdient daher der „Weltbevölkerungsbericht“ der Vereinten Nationen.Denn in der Tat haben die explodierende Weltbevölkerung, die rasante technologische Entwicklung sowie die damit einhergehende weltweite digitale Vernetzung die Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt mehr verändert, als in den 150.000 Jahren zuvor. Kaum vorstellbar ist, dass die Zahl der Menschen bis vor 75.000 Jahren kurz vor ihrer Auslöschung auf nur noch 2.000 Menschen gesunken war. Danach beschleunigte sich die Zunahme, und wird von der UNO zur Zeitenwende um das Jahr 0, d.h. zum Beginn der christlichen Zeitrechnung, auf bereits 190 Millionen Menschen geschätzt. Dabei sollen das Römische Reich 57 Mio. und das Chinesische Reich 75 Mio. Menschen gezählt haben. Vor 1.000 Jahren lebten dann nach Ansicht der UNO 310 Mio. Menschen. Nach diesem relativen Stillstand der Bevölkerungsentwicklung im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung begann das Wachstum im Hochmittelalter erneut, erlitt im Spätmittelalter jedoch Einbrüche durch Pest, Pocken und andere Seuchen. Vor 500 Jahren betrug die Weltbevölkerung daher „nur“ rund 500 Mio. und im Laufe des 16. Jh.s soll die amerikanische Bevölkerung (Indianer) durch eingeschleppte Seuchen von etwa 50 Mio. auf nur noch 5 Mio. zurückgegangen sein, während in Europa und Asien die Bevölkerung weiter zunahm. Nach dem Jahr 1700 setzte dann ein rapides Bevölkerungswachstum ein und mit einer längeren Lebenserwartung stieg die Kurve dann deutlich steiler an. Erstmals in der Menschheitsgeschichte lag die Verdopplungszeit dann im Bereich von Jahrhunderten und schließlich sogar von Jahrzehnten. So überschritt die Weltbevölkerung um das Jahr 1800 bereits die Anzahl von 1 Mrd. Menschen. Von einer Weltbevölkerung von 2 Milliarden im Jahr 1928 bis zu den heutigen 8 Milliarden Menschen brauchte es keine 100 Jahre. Die Weltbevölkerung hat sich dann innerhalb des 20. Jh.s explosionsartig etwa verdreieinhalbfacht und überschritt am 15.10.2011 die 7-Mrd.-Menschen-Marke und am 15.11.2022 berteits die 8-Mrd.-Menschen-Marke.
Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) verlangsamt sich das Tempo des globalen Bevölkerungswachstums derzeit. Das höchste jährliche Wachstum ist 1964 mit 2,2 Prozent jährlich erreicht worden. Aber jetzt wachsen wir mit weniger als 1 Prozent pro Jahr. Dieser Trend soll jüngsten Studien zufolge anhalten. Der Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen prognostiziert für das Jahr 2050 bereits etwa 9,7 Mrd. Menschen, für das Jahr 2080 10,4 Milliarden Menschen sowie für 2100 gar 10,9 Mrd. Menschen. Danach soll die Weltbevölkerung den Prognosen zufolge nicht mehr weiterwachsen.
Ein besonderes Augenmerk verlangen dabei die Entwicklungen in Ländern Asiens mit besonders vielen Menschen. China als das – noch – bevölkerungsreichste Land der Erde steht vor gewaltigen Herausforderungen, denn die Geburtenrate in dem Land mit 1,4 Milliarden Menschen ist nach der Ein-Kind-Politik niedrig. Indien mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Menschen hat eine höhere Geburtenrate und dürfte China schon 2023 überholen. Aber auch in Indien verlangsamt sich das Wachstum, was in Zusammenhang mit der besseren Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln gebracht wird. In keinem Erdteil wird derweil die Bevölkerung allerdings auf absehbare Zeit so zunehmen wie in Teilen Afrikas, das südlich der Sahara nach aktuellen Prognosen noch deutlich weiterwachsen wird. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung leben derzeit rund 1,4 Milliarden Menschen in Afrika. Ein Großteil des künftigen Wachstums der Weltbevölkerung wird in dieser Region und in einigen Ländern in Asien stattfinden. Bis 2050 wird die Bevölkerung in Afrika demnach auf rund 2,5 Milliarden steigen und bis Ende des Jahrhunderts werden mit knapp 4,3 Milliarden etwa dreimal so viele Menschen in Afrika leben wie heute, – etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Natürlich wird es auch bei 9 und 10 Milliarden Menschen auf der Erde wieder Aufsehen geben. Doch eine wirkliche Zeitenwende erwarten die Vereinten Nationen erst im Jahr 2100. Experten glauben, dass die Weltbevölkerung etwa ab dann stetig sinken wird. Aber wie bei Wettervorhersagen werden auch die Prognosen für die Entwicklung der Bevölkerung mit zunehmendem zeitlichem Abstand unsicherer.
Aber feststeht: Alle Menschen wollen mit Lebensmitteln versorgt werden und möglichst „menschenwürdig“ leben. Sollten sich diese Zahlen auch nur ungefähr realisieren, so ergäbe sich daraus im 21. Jh. eine Revolution in der Geschichte der menschlichen Zivilisation. Denn in 23 Ländern, insbesondere in Europa und Asien, würden die Populationen im Vergleich zu heute um mehr als die Hälfte schrumpfen. Dagegen würden Afrika und die arabische Welt unsere Zukunft prägen, während Europa und Asien an Einfluss verlieren. Ende des Jahrhunderts würden die Menschen dann in einer multipolaren Welt leben, in der Indien, Nigeria, China und die USA die dominanten Kräfte wären.
Ein aus den Problemen der Gegenwart resultierendes und schwieriges Thema der Gegenwart ist dabei die Zuwanderung von Flüchtlingen und Asylanten sowie die Migrationsfrage.Einkommensstarke Länder wie Japan rutschen demgegenüber gegenwärtig in eine negative Bevölkerungsentwicklung ab. Für eine stabile Wachstumsrate sind Länder wie Deutschland deshalb auf Migration angewiesen. Die UN raten in einem Bericht: „Alle Länder, unabhängig davon, ob sie einen Nettozustrom oder -wegzug von Migranten verzeichnen, sollten Schritte unternehmen, um eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration zu erleichtern.“
Im Grunde geht es um folgende zentrale Fragestellungen: Wie gehen wir mit Menschen um, die ihre Herkunftsländer verlassen haben, um bei uns Schutz vor Krieg und Not zu suchen? Aber eben auch: Was machen wir mit jenen, die nicht verfolgt werden, aber denen es deutlich schlechter geht als uns und die deshalb zu uns kommen wollen? Und wie respektvoll behandeln wir jene hier angestammten Mitbürger, die aus kulturellen oder finanziellen Gründen auf einer Limitierung eben dieser Hilfe bestehen? Die einen rufen „Humanität“, die anderen fürchten den „Kontrollverlust“. Manche Bilder vergisst man nicht; ihr unerträglicher Anblick prägt das Bild des Krieges. So werden die am 02.09.2015 veröffentlichten und unerträglichen Aufnahmen des kaum 3 Jahre alten syrischen Jungen kurdischer Abstammung namens Alan Kurdi, dessen Leichnam nach seinem Ertrinken an der türkischen Mittelmeerküste angeschwemmt wurde, für lange Zeit mit dem Schicksal der Flüchtlinge verbunden sein. Kurz zuvor hatte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beginn der Flüchtlingskrise auf einer legendären Pressekonferenz am 31.08.2015 den denkwürdigen Satz gesagt: „Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das! Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden, muss daran gearbeitet werden.“ Tatsächlich kamen 2015 am Höhepunkt der Migrationskrise etwa 1,8 Mio. Menschen nach Europa, die meisten davon über das östliche Mittelmeer und die Balkanroute. Aufgrund des seit 2010 in Syrien herrschenden Krieges leben mittlerweile viele Millionen Syrer im Machtbereich der Türkei und Nordsyrien ist de facto zur türkischen Provinz geworden. Um die Zahl der Flüchtlinge auf der nordöstlichen Seite des Mittelmeers zu begrenzen, schloss die Europäische Union daher am 18.03.2016 mit dem „Nachbarland“ Türkei ein „Rücknahme-Abkommen“. Ebenso ist die heimatnahe Ansiedlung etwa von Afghanen in Pakistan oder von Somaliern in Uganda vorteilhaft, weil die Kontakte zur Herkunftsregion eher erhalten bleiben, was eine Rückkehr nach Wegfall der Verfolgungssituation oder einem Ende des Krieges erleichtert. – Das hat zwar nie vollständig funktioniert; aber im Zusammenspiel mit dem fast gleichzeitig errichteten Grenzschutz auf der Balkanroute aus Griechenland nach Deutschland und seine Nachbarstaaten wurde im Frühjahr 2016 die stärkste Migrationsbewegung der Neuzeit nach Europa drastisch reduziert.
Afghanistan in Zentralasien hat als Unterkunft für terroristische Organisationen immer eine erhebliche Rolle gespielt. Die USA hatten Al-Kaida-Chef bin Laden und sein Gefolge für die Anschläge vom 11.09.2001 verantwortlich gemacht. Nach den Attentaten in den USA vom 11.09.2021 hat die militärische Intervention unter dem zu Beginn vielversprechenden Titel „Enduring Freedom” den amerikanischen und deutschen Steuerzahler in Summe über 1 Billion US-$ und die vereinigten Streitkräfte 3.596 Menschenleben gekostet. Bis zu ihrem überstürzten Abzug der westlichen Streitkräfte zum 31.08.2021 haben die westlichen Militärs und Geheimdienste mit letzter Anstrengung versucht, ihr Personal und ihre Kontaktleute in der heimischen Bevölkerung auszufliegen. Ein Hauch von Saigon lag über der Szenerie, als die Taliban die Macht im Land übernahmen: Von allen außenpolitischen Niederlagen des Westens ist diejenige in Afghanistan die seit Vietnam schmerzhafteste. Die Frauen waren und sind rechtlos, Andersdenkende waren und sind Freiwild, religiöse Gewalt hat sich erneut auf breiter Front durchgesetzt. Es besteht die Sorge, dass Terror-Organisationen wie die ISIS oder auch die Al-Kaida in Afghanistan wieder eine sichere Heimat haben. Noch ist daher unklar, wie stark sich der Flüchtlingsstrom aus dem Land in Richtung Europa entwickeln wird.
Der im Juni 2022 vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf veröffentlichte Weltflüchtlingsbericht zeigte, dass weltweit erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als 100 Mio. Menschen auf der Flucht sind – so viele wie nie zuvor. Dies sind mehr als die auf rund 84 Mio. geschätzten Einwohner Deutschlands. Weltweit werden immer mehr Menschen in die Flucht getrieben, und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht; dazu kommen der Klimawandel und explodierende Lebensmittelpreise. Die meisten von ihnen waren wegen Konflikten, Verfolgung und Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben worden. Die Organisation sprach in ihrem Bericht von einem „dramatischen Meilenstein“, der nicht zuletzt durch den kriegs-verbrecherischen russischen bzw. putin’schen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit dem 24.02.2022 sowie die schwierige Lage in Afghanistan und anderen Ländern erreicht worden sei. Deutschland zählt dabei zu den wichtigsten Aufnahmeländern. Insgesamt befinden wir uns, auch wenn dies bislang kein Politiker so klar auszusprechen mag, am Beginn einer neuen Völkerwanderung – mit allen damit verbundenen Konsequenzen.
Wie die Politik die Flüchtlingskrise zukünftig ausgestalten kann, hat der frühere Bundespräsident Joachim Gauck am 16.10.2020 mit folgenden Worten formuliert: „Unsere Herzen sind weit, aber die Möglichkeiten endlich.“ Deshalb müssen praxistaugliche Konzepte entwickelt werden. Wir brauchen humane Grenzen, innerhalb derer die Menschenwürde respektiert wird, niemand stirbt und wir trotzdem die Kontrolle behalten. Zweifellos ist es eine große Leistung, dass die Bundesregierung durch ihre Politik und die Gesellschaft durch ihre Aufnahmebereitschaft das konkrete Leben von so vielen Menschen verbessern und ihnen neue Perspektiven, Beschäftigungs- und Bildungschancen eröffnen. Eine moralische Verpflichtung, Flüchtlingen neben dem Schutz vor Verfolgung auch zusätzlich einen höheren Lebensstandard als vor dem Eintreten ihrer Verfolgungsbedrohung zu bieten, gibt es aber nicht. Zudem gibt es eine große Angst der Deutschen, dass die Migration mit ihren kulturellen und religiösen Hintergründen den sozialen Frieden gefährden könnte. Einfache Lösungen für einen Wandel hin zu einer langfristig verantwortlichen und effizienten Flüchtlingspolitik gibt es nicht. Ein Rückblick auf frühere Völkerwanderungen wird hierbei hilfreich sein.
Das renommierte Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) hat für das Jahr 2021 mit der 30. Ausgabe seines (erneut erschreckenden) „Konfliktbarometers“ seine jährlich erscheinenden Berichte zum weltweiten Konfliktgeschehen fortgesetzt. Dabei zeigt das „Konfliktbarometer“ erneut die Alarmstufe „Rot“: Denn das globale politische Konfliktpanorama im Jahr 2021 ist von einem Anstieg an Kriegen und gewaltsamen Krisen geprägt. Die Gesamtzahl der Kriege stieg deutlich von 15 auf 21, die Zahl der begrenzten Kriege ging um zwei zurück. In Europa eskalierten zwei Konflikte zu Kriegen, in Subsahara-Afrika setzten sich 6 Kriege fort, weitere 5 gewaltsame Krisen eskalierten zu Konflikten, was Subsahara-Afrika zur Region mit der höchsten Anzahl von Konflikten im Jahr 2020 macht. Auf die Demokratische Republik Kongo und Äthiopien entfielen fünf Kriege. In Asien und Ozeanien, Amerika sowie Westasien, Nordafrika und Afghanistan (WANA) blieb die Zahl der Kriege dagegen konstant oder ging leicht zurück. Die Kriege in Brasilien, Libyen, Syrien und im Jemen hielten an. Wie in den Vorjahren stellten gewaltsame innerstaatliche Krisen wie die Oppositionskonflikte in Venezuela oder Nicaragua weiterhin die häufigste Konfliktart dar und prägten die globale Konfliktlandschaft. Schließlich zielten Friedensinitiativen, etwa in Libyen oder in Afghanistan, darauf ab, den Weg für friedlichere Beziehungen zu ebnen.
Selbst die „Ordnung“ zur Zeit des Kalten Krieges von 1947 bis 1989, die sich binnen weniger Jahre aus tödlichen Konflikten – zweiter Berlinkrise, Kubakrise, nuklearem Wettrüsten – entwickelt hatte, ist lange dahin, ohne dass sich eine neue Ordnung gebildet hätte. Damals hielten sich die Supermächtein einem funktionierenden, hoch-regulierten Kartell unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika und der sog. Ostblock unter Führung der Sowjetunion mit allen – auch atomaren – Mitteln gegenseitig in Schach. Das Ganze spielte sich ab in einem stabilen, hochgradig berechenbaren System unter diplomatischer Kontrolle und bestimmt durch die gemeinsame Überzeugung beider Seiten, dass ein Nuklearkrieg nicht zu gewinnen und unter allen Umständen zu vermeiden sei. Das war nicht der ewige Frieden, aber geleitet von der „wechselseitig gesicherten Zerstörung“ war die Verbindung der Supermächte stärker als alles, was sie trennte. Nachdem der Ost-West-Konflikt 1962 durch die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba fast eskaliert wäre, fanden von 1969 bis 1979 Gespräche zur Begrenzung der strategischen Rüstung („Strategic Arms Limitation Talks“ – SALT) statt. 1970 wurde der Kreis der Nuklearmächte im Atomwaffensperrvertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) eingegrenzt, wird allerdings seitdem von minderen Mächten wie Iran und Nordkorea in Frage gestellt. Wichtigstes Ergebnis waren dann die sog. SALT-Verträge und der am 28.05.1972 zwischen den USA und der Sowjetunion abgeschlossene Rüstungskontrollvertrag zur Begrenzung von antiballistischen Raketenabwehrsystemen (ABM-Vertrag). Jene Zeit war geprägt vom altrömischen Motto „fide sed vide“ – „trau schau wem“, d.h. vom bipolaren, nuklearen und globalen Gleichgewicht.
1990, als die Sowjetunion in sich zusammenfiel, redete sich der Westen trotz der nach wie vor reichlich vorhandenen nuklearen Waffen ein, Russland sei zwar groß, aber ohnmächtig. Daher wurden die 3 Zwischenjahrzehnte des Interregnums, als die Pax Americana die Weltordnung sich selbst überließ, unzureichend genutzt für die Zwecke einer dauerhaften Weltordnung sowie verlässliche Institutionen, Konfliktmanagement und Frieden. Auch sind die USA schon längst nicht mehr die Ordnungsmacht der Welt. Den Architekten der neuen Weltunordnung hätte es deutlich werden müssen, dass das östliche Europa – alias „the bloodlands“ – quer durch die Jahrhunderte Gestaltungsprobleme aufwirft, die sich wiederholen und jedenfalls zu größtmöglicher Vorsicht raten. Nur wenig der alten Einsicht ist geblieben und eine Erneuerung steht kaum in Aussicht. Als letzter verbliebener bilateraler Abrüstungsvertrag galt seit 2010 bis 2020 der sog. „New-START-Vertrag“, der eine weitere drastische Reduzierung der Atomsprengköpfe und eine Option für eine fünfjährige Verlängerung vorsah. Daher hat auch Henry Kissinger, einer der Architekten der Entspannung im Kalten Krieg sowie von 1973 bis 1977 Außenminister der Vereinigten Staaten, die Lage als eine drohende „inevitability of tragedy“ beschrieben.
Tatsache ist, dass sich der Westen seit 30 Jahren und – wie der Journalist Peter Scholl-Latour stets betont hat – vor allem seit dem „arabischen Frühling“ entgegen aller historischen Erfahrung durch ein Wunschdenken der Demokratien geblendet oder gar betäubt hat. Längst aber ist deutlich, dass es an den Koordinaten der Sicherheit mangelt, die lange Zeit verlässlich waren und es heute nicht mehr sind. Wer hätte, als die Zeit der „erweiterten Abschreckung“ des Kalten Krieges zu Ende ging, gedacht, dass man sich schon bald wieder nach den Sicherheits- und vertrauensbildenden Systemen der wechselseitigen Kontrolle und Abschreckung im „rohen Gleichgewicht“ („rough balance“) zwischen den Supermächten des Kalten Krieges in Ost und West sehnen würde. Zu viele Akteure verhindern heute eine – wie auch immer geartete – Stabilität.
Und wenn man genauer hinschaut, befinden wir uns schon längst nicht mehr nur auf dem Weg in einen neuen Kalten Krieg sondern seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 bereits wieder in einem „Heißen Krieg“.
Heute geht es um nicht mehr und nicht weniger als den Weltfrieden – ein schon fast abgenutztes Wort: Auf der einen Seite Amerika, Indien, Japan, Australien sowie auf der anderen Seite China und Russland – mit Nordkorea und Taiwan in der Mitte – tasten ab, ob neben dem heißen Krieg in der Ukraine ein kalter Krieg noch vermieden werden kann, oder ob vom Himalaya bis nach Neuseeland, von Indien und Australien über Ostasien bis nach Alaska eine neue Frontlinie verläuft. Auch Horst Teltschik, von 1999 bis 2008 Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz und einer der besten Russland-Kenner, hat die aktuelle Lage in seinem Buch „Russisches Roulette. Vom Kalten Krieg zum Kalten Frieden“ als hochgradig instabil beschrieben. Er hat daran erinnert, welch ungeahnte Chancen sich 1989/90 ergeben hatten, eine dauerhafte internationale Friedensordnung zu schaffen, und warum daraus nichts geworden ist. In den ersten Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war noch die Rede vom wünschbaren NATO-Beitritt des „neuen Russland“ und von der künftigen eurasischen Sicherheitszone von den Stränden des Atlantiks bis an die Grenzen Chinas.
Nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs hatten wir alle gehofft, dass Europa endlich im Frieden leben kann und darf: Die Erweiterung des westlichen Verteidigungsbündnisses Richtung Osten sollte die Weltordnung stabilisieren.
Diese Hoffnungen waren über Nacht erloschen, als das Putin-Russland 2014 die von Nikita Chruschtschow vorgenommene „Schenkung“ der Schwarzmeer-Halbinsel Krim an die Ukraine am 18.03.2014 gewaltsam in eine dauerhafte und diplomatisch nicht mehr verhandelbare Annexion veränderte. In den Ländern des östlichen Mitteleuropas kehrte nun – nicht ohne militärischen Grund – die Angst zurück. Inzwischen versucht das Putin-Russland in neoimperialistischer Übergriffigkeit und unter gravierender Verletzung des Völkerrechts, das Russische Reich wiederherzustellen und Teile Osteuropas wieder in seinen Machtbereich zu zwingen. Nach der Annexion der Krim 2014 durch Russland gipfelten die von russischer Propaganda angestachelten Unruhen russischer Bevölkerungsteile in 5 ostukrainischen Oblasten 2014 in der „Gründung“ von sog. „Volksrepubliken“ in den Oblasten Donezk und Luhansk durch von Russland unterstützte, bewaffnete Separatisten. Am 21.02.2022 erkannte Putin die beiden „Volksrepubliken“ völkerrechtswidrig als unabhängig an und kündigte die Entsendung russischen Militärs in diese Gebiete an. Dabei droht der russische Präsident Wladimir Putin unverhohlen mit einer „Vergeltung“ für die US-und NATO-Militärpräsenz in Osteuropa. Entgegen seinen mehrfachen vorherigen Zusicherungen, die Ukraine nicht angreifen zu wollen, kündigte er am frühen Morgen des 24.02.2022 in einer Fernsehansprache den russischen Überfall auf die Ukraine als „militärische Sonderoperation“ an. Angesichts dieses gegen jegliches Völkerrecht verstoßenden Angriffskrieges und der täglichen russischen Kriegsverbrechen rief der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Kriegszustand sowie das Kriegsrecht im Land aus.
– Dieser barbarische Angriff auf die Ukraine hat eine fatale Ähnlichkeit mit dem Überfall Hitlers auf die Zweite Polnische Republik am 01.09. bis 06.10.1939, mit dem der Zweite Weltkrieg in Europa begann. Zugleich weckt er schlimme Erinnerungen an die Kuba-Krise von 1962 als das wohl gefährlichste Kapitel der Weltgeschichte. Denn das nächste Ziel Russlands könnten die baltischen Staaten, Polen, Finnland oder andere Länder, wie Litauen, Lettland und Estland sein. An dieser Ostflanke des Militärbündnisses der NATO sind die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und die territoriale Integrität in Europa bedroht.
Die USA und die EU reagierten mit dem Beschluss von Sanktionen gegen Russland und die ostukrainischen Separatistengebiete. Der russisch-ukrainische Konflikt beschäftigte auch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bereits mehrmals; für sein Vorgehen wurde Russland auf den Sitzungen des UN-Gremiums mehrheitlich verurteilt. Die EU und die USA reagierten mit dem Beschluss von Sanktionen gegen Russland und die ostukrainischen Separatistengebiete. Der Westen zuckte zusammen und verständigte sich darauf, die Ukraine nur indirekt mit Militärgerät zu unterstützen und dem Wunsch des ukrainischen Präsidenten nach Schutz des Luftraums nicht zu entsprechen. Joe Biden schrieb am 11.03.2022 auf Twitter:
„Ich möchte klar sagen: Wir werden jeden Zentimeter des NATO-Gebiets mit der ganzen Kraft einer vereinten und vereinigten NATO verteidigen. Aber wir werden keinen Krieg gegen Russland in der Ukraine führen. Eine direkte Konfrontation zwischen der NATO und Russland wäre der Dritte Weltkrieg. Und den müssen wir unbedingt verhindern wollen.“
Inzwischen befinden sich die Reste der Stabilität durch die Trump’sche Politik und erst recht durch die Putin’schen Aggressionen und Kriegsverbrechen in Trümmern. Dabei ist es atemberaubend zu sehen, in welchem Maße die Macht, die den „ersten“ Kalten Krieg gewann, die Gesetze und Regeln desselben verlernt hat. John F. Kennedy und Henry Kissinger, Ronald Reagan und George Bush waren sich über das Regime der Sowjetunion stets im Klaren. Allesamt waren sie Anhänger der Abschreckung und stets bereit, ihre Verbündeten gegen den sowjetischen Machthunger zu schützen. Gleichzeitig aber sorgten sie seit der Kubakrise dafür, dass der Gesprächsfaden mit dem Kreml niemals abriss. Die „Nach-Trumpschen“ USA unter dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden versuchen, das durch die Vereinten Nationen (UN) verkörperte Völkerrecht als Kern der „alten Ordnung“ wieder durchzusetzen und Alleingänge von Autokraten zu stoppen, wobei sie mit Europa als Verbündetem rechnen. Dabei wird international aufgerüstet und von gegenseitigem Vertrauen ist nichts mehr zu spüren.
Seit den 1960er Jahren basierte die westliche Welt und auch die deutsche Russland- und Chinapolitik auf dem Wunschdenken nach dem Motto „Wandel durch Handel“, einer Domestizierung von Autokratien durch Handel und Dialog. Die Bundesrepublik war bisher – neben der Wiedervereinigung – ein großer Profiteur der globalen Wirtschaftsordnung. Wie wirtschaftlich und energiepolitisch abhängig sie das gemacht hat, zeigt sich angesichts des derzeitigen Ukraine-Krieges auf schmerzhafte Weise. Denn die Bundesrepublik hat sich – anders als viele europäische Staaten – u.a. in Energiefragen immer stärker in russische Abhängigkeit begeben. Dabei war spätestens seit Putins Rede 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz offensichtlich, dass die NATO sein Feindbild war und er die Sicherheitsordnung in Europa neu diktieren wollte. Die Rede war eine Zäsur. Dann folgten die russischen Überfälle auf Georgien (2008) und die Ukraine (2014). Als im Fall Russlands offenkundig wurde, dass sich trotz einer rapiden Intensivierung der Handelsströme zwischen Deutschland und Russland die politischen Verhältnisse dramatisch verschlechterten, hätte man politisch und wirtschaftlich früh umsteuern müssen.
Am 27.02.2022 verkündete dann der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz angesichts der „Niedertracht und Menschenverachtung, die wir in Europa seit Jahrzehnten nicht erlebt haben“ sowie des hinhaltenden und betrügerischen Verhaltens des Kreml eine neue Strategie zum Ukraine-Krieg und eine „Zeitenwende“ für Deutschland in der Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik, mitsamt einer Kehrtwende um „180 Grad“ bei Waffenlieferungen an die Ukraine und der Bildung eines „Sondervermögens“ von 100 Milliarden Euro zur massiven Aufstockung des Wehretats für die Bundeswehr. „Nicht das russische Volk will diesen Krieg. Putin will ihn“, sagte der Kanzler. In einem grundsätzlichen Punkt waren sich die Ampel-Koalition und die Union an jenem Sonntag einig: Man stehe „vor dem Scherbenhaufen der deutschen Sicherheitspolitik der vergangenen Jahrzehnte“, wie Joachim-Friedrich Merz als Oppositionsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im 20. Deutschen Bundestag erklärte. Der Deutsche Bundestag ließ keinen Zweifel daran, dass auf den historischen Einschnitt, den Wladimir Putins Angriffskrieg mitten in Europa bedeutet, nun eine Zeitenwende neuer Realität in der deutschen Politik folgen muss. Putins Aggressionen lassen derzeit kaum Hoffnungen zu, die derzeitige Konfrontation und Eskalationsspirale zwischen NATO und Russland durch eine neue Entspannungspolitik zu entschärfen.
Auch für China träumte die westliche Welt noch im Jahr 2001 vom „Wandel durch Handel“, als China der Welthandelsorganisation beitrat; Tauwetter schien in Sicht – auch noch bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking. Das ist jedoch lange her. Und heute erkennen wir – nicht erst seit dem Beginn der Olympischen Winterspielen in Peking am 04.02.2022 – immer mehr, dass dieser Traum ausgeträumt ist. Obwohl die verfehlte Russlandpolitik Angela Merkels gezeigt hat, dass das Prinzip „Wandel durch Handel“ gescheitert ist, will Olaf Scholz die Wirtschaftsbeziehungen mit China ausbauen. In einem Videotelefonat von Kanzler Olaf Scholz mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping am 09.05.2022 ging es neben Energiesicherheit und globaler Nahrungsmittelversorgung auch um die Vertiefung der bilateralen Beziehungen und der Wirtschaftskooperation. Dies deutet – neben weiteren Hinweisen in der jüngeren Vergangenheit – darauf hin, dass die neue Ampelkoalition im Kern an der Chinapolitik der Großen Koalition unter der früheren Kanzlerin Angela Merkel festhalten will. Das wäre fatal. Scholz darf Merkels historische Fehler nicht wiederholen. Merkels obsessives Mantra vom „Dialog“ mit Autokraten, der in Wahrheit Wegsehen und knallharte deutsche Interessenpolitik – teilweise auf dem Rücken der europäischen Partner – bedeutete, und ihr intransigent-naiver Glaube an das Paradigma des „Wandels durch Handel“ sind retrospektiv gescheitert. Deutschland ging Putin auf den Leim – das darf bei Xi nicht passieren!
Nicht weniger als 600 Jahre Dominanz europäischer Ideen in der Weltgeschichte sind unwiederbringlich zu Ende gegangen. Nicht mehr der Atlantik ist das Gravitationszentrum der Welt, sondern der Indopazifik. Dabei wurde lange Zeit der dramatische und allumfassende Aufstieg der Volksrepublik China als Weltmacht kaum beachtet. In seinem macht- und expansionspolitischen Streben macht das weiter erstarkende chinesische „Reich der Mitte“ ohne Rücksicht auf konkurrierende Interessen keinen Hehl mehr aus seinem Streben nach weltpolitischer Dominanz.Anstatt von technokratischen „Reformkonferenzen“ zu träumen, die die Konflikte innerhalb der Union eher noch verschärfen dürften, sollten Berlin und Paris ihre Chinapolitik völlig neu justieren. Alleingänge der Bundesregierung, die während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf den letzten Drücker in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr 2020 noch ein hoch umstrittenes Investitionsabkommen durchdrückte, dürfen nie wieder vorkommen.
Deutschland und Frankreich sollten auch aufhören, ihre bilateralen Beziehungen mit China immer weiter auszubauen und dabei kleinere EU-Staaten zu brüskieren: Diese kleineren EU-Partner haben wegen ihrer zu geringen Wirtschaftskraft keine Chance, auf bilateraler Ebene von Peking ernst genommen zu werden, und fürchten, abgehängt zu werden. Viele EU-Länder wie Griechenland oder Ungarn haben darum ihr Heil darin gesucht, der „Seidenstraßen-Initiative“ (Belt and Road Initiative) beizutreten, einem riesigen Verkehrsinfrastrukturprojekt Pekings, dessen Ziel eine räumliche Neuordnung der Weltpolitik im Sinne Chinas ist. Das wiederum schwächt die Europäische Union – aber diese Schwäche ist auch ein Resultat der egoistischen deutsch-französischen Chinapolitik. Statt Berlin und Paris sollte künftig vor allem Brüssel im Sinne aller 27 Mitgliedstaaten Peking konsultieren und mit China verhandeln. Denn China ist noch weitaus gefährlicher für den Multilateralismus und die freie Welt als Russland: Das Land ist nicht nur hoch gerüstet mit unterirdischen Atomraketensilos, Hyperschallwaffen und vor allem starken Seestreitkräften. Es macht sich auch wirtschaftlich und politisch immer mehr breit in Afrika, im Mittelmeerraum und im Mittleren Osten, wo der Einfluss Washingtons kontinuierlich schwindet – und im Südchinesischen Meer, wo fast 30 Prozent des Welthandels durchgeleitet wird. Anders als das ökonomische Leichtgewicht Russland ist China ein wirtschaftlicher Gigant: 18 Prozent der globalen Wirtschaftskraft entfallen auf das Land, das Bruttoinlandsprodukt lag laut Internationalem Währungsfonds 2021 geschätzt bei 15 Billionen Euro (Deutschland: 3,7; Russland: 1,45).
China denkt in Dekaden, es herrscht im Kern eine Kommando- und Planwirtschaft, der es letztlich um Vorherrschaft, Autonomie und die Vertreibung aller ausländischen Einflüsse – und damit auch Unternehmen – geht. Noch ist es nicht so weit, noch braucht China Partner, Know-how und Investoren aus dem Westen. Dabei ist die deutsche Wirtschaft viel zu stark auf China fixiert, sie muss sich endlich mehr diversifizieren. Dazu sollte die EU schnell moderne Handelsabkommen mit Ländern wie Australien, Indien, Mexiko und den Mercosur-Staaten aushandeln. Die Welt, die China mit Macht anstrebt, hat die renommierte China-Expertin Elizabeth C. Economy von der Hoover Institution so erklärt:
„Es ist eine Welt, in der Chinas Zentralität ein geografisches, aber auch politisches und wirtschaftliches Konstrukt beschreibt, das keinen Platz mehr lässt für die USA, ihre Verbündeten und die Normen und Werte, die sie unterstützen.“
Inzwischen bezeichnet Xi Jiping das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang im äußersten Nordwesten der Volksrepublik China, das überwiegend von Uiguren und Han, aber auch Mongolen besiedelt ist, sowie Tibet, Hongkong und Taiwan als unveräußerliche Teile von Chinas Territorium.
Xinjiang ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das ausgedehnte autonome Gebiet der Uigurischen Nationalität im Nordwesten der Volksrepublik China, dessen Landschaft durch Wüsten und Berge geprägt ist. Uiguren sind ethnisch mit den Türken verwandt und fühlen sich in Xinjiang von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt. Peking wirft uigurischen Gruppen Terrorismus vor. Die Europäische Union sowie Menschenrechtsgruppen kritisieren seit Langem, dass China Hunderttausende Uiguren, Kasachen, Hui und Mitglieder anderer Minoritäten in Xinjiang in Umerziehungslagern inhaftiert. China weist die Vorwürfe hingegen zurück und spricht von „Fortbildungszentren“.
Das von der Volksrepublik China ebenfalls beanspruchte Tibet ist ein autonomes chinesisches Gebiet auf der Nordseite des Himalaya-Gebirges. Aufgrund ihrer gewaltigen Gipfel wird die Region auch als „Dach der Welt“ bezeichnet; der Mount Everest liegt an der Grenze zu Nepal. Die Hauptstadt Lhasa beherbergt den auf einem Hügel gelegenen Potala-Palast, die ehemalige Winterresidenz des Dalai Lama. Der ebenfalls in Lhasa gelegene Jokhang-Tempel gilt als spirituelles Herz Tibets und wird aufgrund seiner goldenen Statue des jungen Buddhas verehrt. Tibet war von 1912 bis 1951 ein de facto unabhängiger Staat. 1959 kam es zu einem Aufstand mit zehntausenden Todesopfern auf tibetischer Seite. Der 14. Dalai Lama floh daraufhin nach Indien, worauf China 1965 alle Regierungsfunktionen des Landes übernahm und Tibet administrativ vollständig eingliederte. Die Frage des völkerrechtlichen Status des tibetischen Staatswesens wird bis heute kontrovers diskutiert.
Hongkong wiederum ist eine sog. Sonderverwaltungszone und ehemalige britische Kolonie im südöstlichen China. Das lebendige, dicht besiedelte Stadtzentrum ist ein wichtiger Hafen und ein Finanzzentrum mit einer von Wolkenkratzern geprägten Skyline. In gewisser Weise hat Peking ein Hongkong-Trauma. 2014 legten die „Regenschirmrevolution“ und 2019 gewaltsame Protest-Demonstrationen die Sonderverwaltungszone für mehrere Monate lahm. Mit Wirkung vom 01.07.2020 erließ die Volksrepublik deshalb ein „Sicherheitsgesetz“. Der Gesetzestext ist an vielen Stellen vage formuliert und sichert der Zentralregierung in Peking und den Sicherheitskräften den absoluten Durchgriff in Hongkong. Zudem verschärfte China am 30.03.2021 das Hongkong-Wahlgesetz, mit dem die politische Führung in die Hände von „Patrioten“ gelegt werden soll.
Der Taiwan-Konflikt ist ebenfalls brandgefährlich. Die Volksrepublik betrachtet Taiwan als Teil ihres Territoriums – obwohl sie auf der Insel niemals die Herrschaft innehatte. Bislang ist Taiwan unabhängig und einer der wenigen asiatischen Staaten, die sich in den 80er-Jahren erfolgreich demokratisiert haben. Zudem ist Taiwan seit dem Korea-Krieg ein enger Verbündeter der USA. Dabei verschärft sich Pekings Rhetorik seit einiger Zeit und immer häufiger unterstreicht die chinesische Führung auch militärisch ihren Anspruch auf die Insel. Beobachter gehen davon aus, dass Joe Biden im Vergleich zu seinem Vorgänger zwar weniger über Taiwan reden, die Insel aber ebenso felsenfest unterstützen wird.
Auch im Südchinesischen Meer stehen sich Washington und Peking feindselig gegenüber. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat 2016 zwar das dortige Seegebiet zu philippinischem Hoheitsgebiet erklärt. Aber die Volksrepublik ignoriert das Urteil und besteht weiterhin auf ihren Ansprüchen. So hat sie in den vergangenen Jahren ihre dortigen Präsenzen weiter ausgebaut, Inseln aufgeschüttet sowie Landebahnen und Lagerhallen gebaut. Mit dieser Militarisierung will Peking die USA aus dem Westpazifik drängen, einer Region, die die chinesische Führung traditionell als ihre Einflusssphäre betrachtet. Die USA sind dort seit 1945 die militärisch dominierende Macht, etwa mit Flotten und Stützpunkten auf dem pazifischen Guam. Und ähnlich wie im Taiwan-Konflikt besteht auch hier die Gefahr, dass die Feindseligkeit eskaliert – und in einen militärischen Konflikt mündet. 2019 verabschiedete die US-Regierung unter Donald Trump eine „Indo-Pazifik-Strategie“, mit der der chinesische Einfluss eingedämmt werden soll. Zu dieser Strategie gehört es, „Freedom of Navigation“-Übungen durchzuführen, um auf das Recht auf freie Seefahrt zu pochen. Zudem vertiefen die 4 Länder USA, Indien, Japan und Australien – genannt „The Quad“ – ihre „Quadrilateral Dialoge“, um ein strategisches Gegengewicht zu China im indopazifischen Raum herzustellen. Diese Länder hatten im Jahr 2004 nach dem tragischen Tsunami, der am zweiten Weihnachtsfeiertag große Teile Südostasiens verwüstete und rund 230.000 Opfer in 14 Ländern forderte, zu einer koordinierten Hilfsaktion zusammengefunden. Insgesamt illustrieren die Spannungen im Südchinesischen Meer wie fast kein anderer Konflikt die Dynamik zwischen einer etablierten und einer aufstrebenden Militärmacht und gelten als Paradebeispiel für einen Konflikt, über den die USA und China in einen Krieg stolpern könnten.
China will keine – von den USA sog. – „‘regelbasierte‘ internationaleOrdnung“. Vielmehr hätten die USA eine „Demokratie im Stil der Vereinigten Staaten“ und China eine „Demokratie chinesischen Stils“. China betrachtet sich also erkennbar nicht mehr als moralisches Entwicklungsland, sondern nun auch als eine „Weltmacht der Werte“. Diese Selbstermächtigung ist für die Experten der Machtpolitik eine logische, jedoch für die Freunde der bürgerlichen Freiheitsrechte keine gute Nachricht. Bei der Eröffnung des Volkskongresses hat Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am 10.03.2021 erklärt, der neue Fünf-Jahres-Plan von 2021 bis 2025 sei mit einer Steigerung der Militärausgaben im Jahr 2021 um 6,8 % ein guter Anfang, um die nationale Verteidigung und die Streitkräfte zu stärken. Die Militärentwicklung müsse von Innovationen getrieben sein. Es gehe darum, eine „hochkarätige strategische Abschreckung“ aufzubauen. Angesichts von „Instabilitäten“ und „Unsicherheiten“ müssten die gesamten Streitkräfte „immer bereit sein, auf verschiedenste komplexe und schwierige Situation zu antworten“, und müssten sich auf ihre „Kampfbereitschaft“ konzentrieren. – Die Modernisierung und der Ausbau des chinesischen Militärs erfolgt vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen mit den USA, der Grenzzwischenfälle mit Indien sowie der Ansprüche und Streitigkeiten um Inseln und Meeresgebiete im Ostchinesischen und im Südchinesischen Meer und angrenzende Gewässer sowie um das Pazifischen Becken, bis hin zu den Bodenschätzen Afrikas. Angesichts der inzwischen vollzogenen „Eingliederung“ von Hong Kong warnte Admiral Philip S. Davidson, Kommandeur des United States Indo-Pacific Command, am 14.03.2021 eindringlich vor Pekings militärischer Macht: China könnte innerhalb der kommenden 6 Jahre in Taiwan einmarschieren. Er mache sich zudem Sorgen, dass China die USA „bis 2050“ aus ihrer internationalen Führungsrolle verdrängen werde. Ebenso warnte er davor, dass das US-amerikanische Außengebiet auf der Insel Guam im Westpazifik mit dem wichtigen Luftwaffenstützpunkt Andersen Air Force Base zum Ziel werden könnte. Deshalb forderte er 27 Mrd. US-$ vor allem für die Installation eines neuen Raketenabwehrsystems gegen China und Nordkorea rund um den Luftwaffenstützpunkt auf Guam, 3.000 Kilometer südöstlich des chinesischen Festlands und 6.000 Kilometer von Hawaii entfernt. Zudem kündigte die US-Luftwaffe im März 2021 an, sehr beschleunigt eine Hyperschallrakete zu testen, mit der „hochwertige, zeitkritische“ oder „massiv abgeschirmte Ziele“ attackiert werden können – eine Warnung an China wegen dessen Raketenstützpunkten gegenüber Taiwan sowie an den nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong-un, sich in seinen Raketenbunkern nicht zu sicher zu fühlen. Denn Kim strebt an, die Führungsmacht der Anrainer Chinas zu sein, ohne China explizit zu erwähnen oder zu drohen. Nordkorea sei eine „strategische Macht in Nordostasien“, sagt er. Eine der schwierigsten Aufgabe des amerikanischen Präsidenten Joe Biden im Pazifik wird es deshalb sein, zu versuchen, China – so weit es eben geht – mit einer gemeinsamen Position gegenüber Pjöngjang an der Seite der USA zu halten.
Deshalb rückt die um 2010 von dem US-Politologen Graham Allison populär gemachte „Thukydides-Falle“ wieder in die Diskussion. Diese lehnt sich an die seinerzeitige Vorstellung des Athener Strategen Thukydides an, dass ein Krieg zwischen der etablierten Großmacht Sparta und dem aufstrebenden Athen unvermeidlich geworden sei. Eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den USA und China sei demnach so gut wie unausweichlich. Für Europa bedeutet das alles: Das Augenmerk kann nicht mehr in der Ukraine oder am Hindukusch enden. Westliche Solidarität ist jetzt weltweit gefragt. Die Weltordnung zu verteidigen, erfordert Einigkeit – ohne darauf zu setzen, dass ein kalter Krieg mit China auf Biegen und Brechen kommen soll und alternativlos ist. Niemals darf es in der Außenpolitik eines Staates dazu kommen, dass sich das Wort des Carl von Clausewitz umkehrt, die Politik sei die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.
Insgesamt zeigt das jährliche „Konfliktbarometer“ des HIIK weiterhin die Alarmstufe „Rot“. Kurzum: Die alte weltweite und europäische Sicherheitsordnung ist zerstört.
Und auch die symbolische sog. „Weltuntergangsuhr“ (englisch doomsday clock) der Zeitschrift „Bulletin of the Atomic Scientists“ („Berichtsblatt der Atomwissenschaftler“) ist am 24.01.2023 in Abhängigkeit von der Weltlage auf nur noch 90 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt worden – so weit wie nie zuvor. Die Uhr – eigentlich „Uhr des Jüngsten Gerichts“ – spielt auf die Metapher an, es sei „fünf Minuten vor zwölf“, wenn ein äußerst nachteiliges Ereignis unmittelbar droht. Sie soll der Öffentlichkeit verdeutlichen, wie groß das derzeitige Risiko einer globalen Katastrophe ist. Die Entscheidung, auf welche Zeit die Zeiger der Weltuntergangsuhr jedes Jahr gestellt werden, wird von Vorstandsmitgliedern des „Bulletin of the Atomic Scientists“ getroffen – einer Organisation, die das gleichnamige Fachmagazin herausgibt, das 1945 vom Physiker Albert Einstein und Wissenschaftlern der Universität von Chicago gegründet worden ist. In ihrem Gründungsjahr 1947 wurde die Uhr auf 7 Minuten vor Mitternacht gestellt. Nach dem Ende des Kalten Krieges stellten die Forscher die Zeiger auf die bisher am weitesten entfernte Uhrzeit vor Mitternacht ein: 23.43 Uhr und damit 17 Minuten vor Mitternacht. Die Wissenschaftler begründeten ihre neueste Entscheidung in erster Linie mit dem seit dem 24.01.2022 andauernden russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem erhöhten Risiko einer nuklearen Eskalation sowie mit dem Klimawandel.
Leider spiegeln sich all die Spannungen in der internationalen Politik auch in einem dramatischen Anstieg der Rüstungsausgaben wider. So beliefen sich die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2022 auf 2.282 Mrd. US-$ und sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auf Platz eins im weltweiten Waffenhandel rangierten mit weitem Abstand die USA, gefolgt von China und Russland. Und – so möchte ich sarkastisch hinzufügen – diese Waffen müssen ja nun auch möglichst schnell wieder in kriegerischen Handlungen „verbraucht“ werden, damit in den Folgejahren der Rüstungshandel weiter „florieren“ kann. Angesichts des weiteren Anstieges der Rüstungsausgaben forderte die Umweltschutzorganisation Greenpeace daher ein „radikales Umdenken“. Weltweit seien durch die Corona-Pandemie Hunderte Millionen Existenzen bedroht, Abermillionen seien infiziert und Unzählige hätten keine ausreichende medizinische Versorgung. Die Zahlen von „SIPRI“ zeigten deshalb, wohin das knappe Geld nicht fließen sollte: Immer weiter in die Taschen der internationalen Waffenindustrie.
Erstaunlicherweise lässt dabei die Gefahr eines atomaren Weltunterganges die Deutschen – trotz der atomaren Drohungen Putins im März 2022 – recht kalt, obwohl sich viele von uns noch an die vehementen Anti-Atomproteste der 1980er Jahre erinnern werden. Während die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und die Volksrepublik China „offizielle“ Atommächte sind, gelten Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea sowie vermutlich der Iran und Saudi-Arabien als „faktische“ Atommächte. Nur begrenzt wirksam ist dabei der von den 5 Atommächten USA, Frankreich, VR China, Großbritannien und der Sowjetunion initiierte und mittlerweile von 191 Vertragsstaaten unterzeichnete und von den meisten auch ratifizierte Atomwaffensperrvertrag, der Anfang März 1970 in Kraft getreten ist. Er sollte die Weiterverbreitung von Kernwaffen beenden, die Abrüstung vorantreiben und für mehr globale Sicherheit sorgen. In den vergangenen Jahren geriet die langjährige Erfolgsgeschichte jedoch ins Stocken.
Auch der Klimawandel, der Klimaschutz und die Umweltfragen nehmen trotz der großen medialen Aufmerksamkeit und der Bewegung „Fridays for Future“ (FFF) in der Einschätzung der Öffentlichkeit nur einen nachgeordneten Rang ein. Dies ist umso bedenklicher, als sich in diesem Jahrhundert zeigen wird, ob der Mensch in der Lage ist bzw. war, die wohl letztmalige Chance der Abwendung der Umwelt- und Klimakatastrophe gemäß der u.a. im Dezember 2015 in Paris stattgefundenen UN-Klimakonferenz wirkungsvoll zu nutzen. Denn mit der Klimaerwärmung droht der Menschheit eine apokalyptische Katastrophe: Unsere Erde ist der bislang einzig bekannte Planet, der sich in einer für uns Menschen „habitablen“, d.h. bewohnbaren Zone des Universums befindet, die sich in unserem Sonnensystem ungefähr von der Venus- bis zur Marsbahn erstreckt. Die Erde liegt mittendrin – hat also optimale Bedingungen für Leben. Aber unsere Zivilisation funktioniert nur bei einer bestimmten „Betriebstemperatur“. Trotzdem sind wir gerade dabei, diese Temperatur dramatisch und Menschheits-vernichtend zu verändern. Die am 05.05.2020 veröffentlichte Studie eines internationalen Teams von Klimaforschern unterschiedlicher Disziplinen der Universität Wageningen in den Niederlanden und von der Universiät Nanjing in China hat hierzu ein sehr düsteres Bild gezeichnet. Die Modellrechnungen ergaben die alarmierenden Werte, dass sich Gebiete mit einer Jahresdurchschnitts-Temperatur von mehr als 29 Grad Celsius von jetzt 0,8 % (vor allem in der Sahara) bis 2070 auf 19 % der weltweiten Landfläche ausdehnen werden. Damit würden rund 3,5 Milliarden Menschen außerhalb der klimatischen und ökologischen Nische leben, an die sich die Menschen seit mindestens 6.000 Jahren angepasst haben. Sie müssten z.B. in Südamerika, Afrika, Indien, Südostasien und Nordaustralien unter der erheblichen Hitze von durchschnittlich 29 Grad leiden. Darüber hinaus könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um mehr als 1 Meteransteigen, wenn die Menschheit weiterhin so viel Treibhausgas wie bislang produziert. Nur, wenn die Klimaziele eingehalten würden, die die meisten Länder bereits vereinbart haben, könnte diese Situation verhindert oder zumindest verbessert werden. Die Ergebnisse der Studie sowie ein wegweisender Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes vom 24.03.2021 zur Fortschreibung der Minderungsziele der Treibhausgasemissionen für Zeiträume nach 2030 sind ein inständiger Appell, den CO2-Ausstoß unverzüglich und rasch zu senken. Allerdings sollten die Politiker – und auch die „Vertreter der letzten Generation“ – bei allen notwendigen und berechtigten deutschen Anstrengungen bedenken, dass gemäß einer Veröffentlichung des Statista Research Department vom 11.11.2022 China im Jahr 2021 mit einem Anteil von 30,0 % an den globalen Kohlenstoffdioxid-Emissionen der weltweit größte CO2-Emittent war; die USA trugen mit 13,49 %, Indien mit 7,3%, Russland mit 4,73 %, Japan mit 2,88 % und der Iran mit 2,02 % ebenfalls wesentlich zum CO2-Ausstoß bei, während der Anteil von CO2-Emissionen in Deutschland zuletzt bei 1,82 % lag. Eine wirkliche Verbesserung des Klimas wird daher nur durch gemeinsame weltweite Anstrengungen möglich sein.
Zudem treibt die Menschheit in immer schnellerem Tempo Raubbau an den globalen Ressourcen und „lebt über ihre Verhältnisse“. Deshalb errechnen die Umweltorganisation „Global Footprint Network“ und das „Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“ jährlich den sog. Erdüberlastungstag (sog. „Earth Overshoot Day“). Grundlage dieser Bilanz sind z.B. der Verbrauch des Acker- und Weidelandes, der Fischgründe und des Waldes bzw. Holzes, aber auch der CO2-Ausstoß und die Flächennutzung. Dieser Tag beschreibt den Zeitpunkt eines Jahres, ab dem die Weltbevölkerung mehr natürliche und nachhaltig nutzbare Ressourcen und Rohstoffe nutzt, als im Verlauf des betreffenden Jahres nachwachsen können. Berechnet wird dieses Überlastungsdatum seit dem Jahr 1970. Damals fiel der Tag noch auf den 29. Dezember. 50 Jahre später hat sich der Zeitpunkt um mehrere Monate nach vorne verlagert. So hat die Weltbevölkerung im Jahr 2021 bereits ab dem 29. Juli und im Jahr 2023 bereits ab dem 04. Mai „auf Pump“ und zu Lasten der folgenden Generationen gelebt, weil sie zu diesem Datum mehr Rohstoffe und Ressourcen verbraucht hatte, als in einem Jahr nachwachsen. Umweltorganisationen und Wirtschaftsverbände sprechen von einer dramatischen und vor allem besorgniserregenden Entwicklung. Denn gelebt wird nun auf Kosten künftiger Generationen.
Gründe sind der starke Anstieg der CO2-Emissionen um prognostizierte 6,6 Prozent gegenüber 2020, sowie der Verlust von 0,5 Prozent Biokapazität der Wälder, vor allem durch die rasante Abholzung des Amazonas-Regenwaldes. Mittlerweile beansprucht die Weltbevölkerung jährlich Ressourcen von 1,75 Erden. Würden alle Länder so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 3 Erden nötig.Wichtigster Lösungsvorschlag, um den Ressourcenverbrauch zu drosseln, ist nach Ansicht von Experten die Kreislaufwirtschaft. Ziel ist dabei ein geschlossener Materialkreislauf, um nicht nur Ressourcen effizient zu nutzen, sondern auch, um die Entstehung von Abfällen zu minimieren und im Idealfall sogar zu vermeiden. Mehr Kreislaufwirtschaft wäre besser für die Umwelt – und rentabler für die Firmen wäre es auch; aber die Recyclingquote in der Industrie verharrt seit Jahren auf einem relativ niedrigen Niveau. Zudem sollen es nun die Dekarbonisierung mit einem niedrigeren Umsatz von Kohlenstoff, die erneuerbaren Energien, wie die Windkraft, oder gar völlig neuartige Energien richten. Aber die Weltgemeinschaft reagiert momentan noch viel zu gelassen und langsam, um dieses Problem wirklich zu bewältigen. Obwohl Klima und Umwelt die Belastungen nicht länger aushalten, tun wir weiterhin so, als hätten wir mehrere Erden. Ein massiver Einsatz von E-Autos mit elektrischem Antrieb kann hieran immerhin ein wenig ändern, wenn hierdurch der CO2-Ausstoß bis 2030 deutlich gesenkt wird. Ob zudem Technologiesprünge in den 2030er oder 2040er Jahren einen Umstieg auf alternative, klimafreundliche Kraftstoffe möglich machen werden, ist derzeit noch offen.
Auch die Epidemien und Pandemien nehmen beängstigende Ausmaße an. Nachdem bereits in früheren Zeiten Massen von Menschen durch Pest etc. hingerafft worden sind, können heutzutage nach Ansicht der Experten jederzeit neue Epidemien auftreten. Dabei werden sich neue Krankheitserreger in und aufgrund unserer globalisierten Welt wahrscheinlich schneller zu Pandemien verbreiten, als in früheren Zeiten. In diesem Jahrhundert wurden Pandemien bereits in einer zunehmend raschen Aufeinanderfolge verursacht durch das SARS-Virus (2002 und 2003), das H1N1-2009-Virus der Schweinegrippe (2009), den EHEC-Keimträger (2011), die EBOLA-Fieber-Epidemie (2014–2016) und das neuartige, weltweit grassierende und dem SARS-Virus ähnliche und zunehmend mutierende Coronavirus COVID-19 (2019/2022). – Und welch böse Überraschungen werden wir erst erleben, wenn die schmelzenden Permafrost-Böden uralte Viren und Bakterien freisetzen! Aber nicht nur Viren und Bakterien werden im Zuge des Klimawandels zur Bedrohung für unsere Gesundheit. Auch Zecken und Mücken spielen in unseren Breiten zunehmend eine Rolle als Überträger von Infektionskrankheiten, die zuvor auf südliche Gefilde beschränkt waren. Ein Grund dafür ist, dass eingeschleppte Arten besser durch die milder gewordenen Winter kommen.
Bis zum Beginn der Corona-Pandemie Ende 2019 meldeten die Statistiker für Deutschland Monat für Monat Rekordbeschäftigungen. Doch nicht nur die Pandemie, sondern auch die digitale Revolution hinterlässt bereits ihre Spuren. Denn wir erleben gerade, dass die Umwandlung veralteter, manueller Arbeitsweisen in moderne digitale Arbeitsabläufe für viele Unternehmen einer Revolution gleichkommt. Die Verlagerung von Geschäftsprozessen ins Internet und in die Datenwolke ist für viele Unternehmen ein Zentralthema der digitalen „Transformation“ im 21. Jahrhundert. Die Unternehmenslenker wissen, dass jeder große Erfolg auf sparsamen Arbeitsabläufen und Geschäftsprozessen beruht. Deshalb arbeiten sie zunehmend in der Datenwolke mit unterschiedlich spezialisierten Anbietern zusammen. Und sog. Hyperscaler, wie etwa Amazon Web Services, Google, Microsoft, IBM und Alibaba, bieten seit geraumer Zeit ihre sog. Cloud-Services an, dabei teilen sie momentan 70 bis 80 % des riesigen Milliarden-schweren Weltmarktes unter sich auf. Insgesamt befinden wir uns also nicht nur – wie es bereits allerorten heißt – in einem Prozess der „Transformation“ (von lateinisch transformare, dt. umformen, verwandeln), d.h. in einer grundlegenden Veränderung unseres industriellen und wirtschaftlichen Systems. Vielmehr ist dies letztlich ein euphemistischer Begriff (griechisch εὐφημία euphēmía; εὖ (eu) ‚gut‘ und φημί (phēmí) ‚ich sage‘), den ich weniger beschönigend, mildernd oder verschleiernd als „Disruption“ bezeichnen möchte.
Doch wenn sich schon der Begriff „Transformation“ einer klaren Definition entzieht, so erweisen sich simple Antworten auf den „Umbruch“ erst recht als Irrweg. Angesichts dieser „Weltlage“ sollten wir alle meines Erachtens vertraut sein bzw. gemacht werden mit dem Verständnis der Geschichte und der Politik, den Herausforderungen der Zukunft, insbesondere der Kriege, des Terrorismus, des Populismus, der weltweit wachsenden Bedeutung religiöser Phänomene und der Flüchtlingsströme – um nicht zu sagen: der Völkerwanderung des 21. Jahrhunderts. Sowohl der Klimaschutz wie auch die (Atomwaffen-) Abrüstung sind für das Fortbestehen der Menschheit im wahrsten Sinne des Wortes „existentiell“ und Frieden gibt es nicht mit, sondern nur ohne Waffen. Gefragt ist vor allem das kreative Potenzial von Unternehmen und Individuen – und die Verantwortung der gesamten Gesellschaft. Insgesamt ist es höchste Zeit, über die Veränderungen konstruktiv nachzudenken und nicht nur über Lösungsansätze zu sprechen, sondern sie zu schaffen.
Im Kern geht es dabei auch um unsere Zukunftsfähigkeit und Arbeitswelt. Dabei müssen wir erkennen: Deutschland steigt ab und wir sind bereits mitten in diesem Prozess. Immer noch ist unser Land von den Narben zweier Weltkriege gezeichnet; es ist im Industriezeitalter groß geworden, wurde lange Zeit vom großen Bruder Amerika beeinflusst und beschützt und muss sich nun gemeinsam mit seinen europäischen Nachbarländern in einer sich rapide ändernden Situation der Großmächte und Großunternehmen zurechtfinden.
Bereits 2016 wurde von vielen erkannt, dass Deutschland im Wettstreit um die digitale Zukunft schon die 1. Halbzeit verloren hat. Dabei ging es um die Konsumenten-Plattformen, Social Media, Google, Facebook und Amazon, die alle in Amerika oder auch in Asien, aber keine einzige davon in Europa entstanden sind. Die auswärtigen technischen Handelsplattformen beherrschen unseren Markt. Und heute wird immer klarer: Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir auch die 2. Halbzeit verlieren, in der es darum geht, wo sich die Daten befinden und wer den Nutzen daraus ziehen kann. Denn wieder geschehen Cloud und Hyperscaler, d.h. Computing-Netzwerke zur Erzielung massiver Skalierungen im Bereich Cloud Computing und Big Data mit einer horizontalen Skalierbarkeit, nicht in Europa. Unter den 100 größten börsennotierten Unternehmen der Welt stammen nur noch 2 Unternehmen aus Deutschland, nämlich SAP und Siemens – ganz zu schweigen von der Eroberung des Weltraums. Zudem droht eine Polarisierung des Arbeitsmarktes, die der Gesellschaft harte Entscheidungen abverlangt. Gerade wir Deutsche haben die Tradition, dass wir uns überwacht fühlen. Wir hatten das Dritte Reich und in der DDR gab es auch einen Überwachungsstaat. Wir alle haben Angst davor, dass unsere individuellen Grund- und Freiheitsrechte und damit unsere Daten in irgendeiner Weise missbraucht werden. Datenschutz ist daher ein großes Wort. Dabei verkennen wir freilich den Wert, der in den Daten steckt und der auch für gesellschaftlichen Wohlstand und unser Fortkommen stehen kann. Nicht ohne Grund gibt es inzwischen das Akronym „GAFAM“ für die auch Big Five genannten US-amerikanischen Technologie-Unternehmen Google (Alphabet), Amazon, Facebook, Apple und Microsoft. Akronyme dieser Art werden insbesondere dann verwendet, wenn Gemeinsamkeiten der Unternehmen wie rasches und kaum aufholbares Wachstum bedingt durch den Netzwerkeffekt, die oligopolistische Marktbeherrschung und die unüberprüfbare Kapitalisierung von Nutzerdaten beschrieben werden. Die digitale Revolution ist keine spekulative Blase, sondern eine globale Notwendigkeit: Facebook, Amazon, Alphabet, Apple und Microsoft bestreiten inzwischen 20 % der Marktkapitalisierung im S&P 500. Alle 5 Unternehmen befinden sich nach rasantem Wachstum zwischen 2010 und 2020 gemessen an ihrer Marktkapitalisierung unter den weltweit 10 größten Unternehmen.
Aber auch die Volksrepublik China ist dabei, zu einem Haupt-Matador des politischen und wirtschaftlichen Weltgeschehens zu werden. Jahrzehnte-lang haben wir uns daran gewöhnt, dass unsere Konsum-Artikel in Asien und vor allem auch in China als den verlängerten Werkbänken westlicher Unternehmen hergestellt werden. Aber inzwischen ist China dabei, diesen Prozess mit Riesenschritten umzukehren. Peking investiert im Rahmen des Projekts „Neue Seidenstraße“ zum Ausbau von interkontinentalen Handels- und Infrastrukturnetzen sowie im Weltraum u.a. in ihren „Himmelspalast“ viele Milliarden Euro. Selbst zahlreiche NATO-Mitglieder wie Griechenland, Italien, Polen, Ungarn oder Kroatien haben ihre Märkte für chinesische Investoren geöffnet; einige Länder haben sich bei Peking sogar hoch verschuldet. Europa und vor allem auch Deutschland sind dabei schon seit Jahren ein begehrtes Investitionsziel. Ein besonderes Beispiel dafür war 2018 die Übernahme des Robotik-Unternehmens KUKA AG, das neben Fanuc, ABB und Yaskawa zu den unangefochtenen Top 4 auf dem weltweiten Markt für Industrieroboter zählt und zudem über ein erhebliches (westliches) militärisches Know How verfügt. Besonders beliebt sind bei chinesischen Investoren nach wie vor die Branchen Maschinenbau und Automobil sowie zunehmend die Biotechnologie und Medizintechnik sowie andere innovative Vorreiter. Deshalb wird hierzulande inzwischen kritisch über den chinesischen Einfluss auf deutsche Unternehmen diskutiert. Gemäß dem Fünf-Jahres-Plan von 2021 bis 2025 will China – so Xi Jinping – bereits bis 2025 mit seiner „Made in China 2025-Strategie“ zu einem Weltmarktführer in Hightech-Branchen wie IT, Maschinenbau, Umwelttechnik und Biotech werden. Dabei sollen mehr Anstrengungen unternommen werden, sich in Wissenschaft und Technologie unabhängig zu machen und die Innovationen energisch voranzutreiben. Und zum hundertsten Jubiläum der kommunistischen Machtübernahme soll China dann 2049 „die führende Industrienation“ sein. Dabei soll die schon erfolgreich begonnene „Neue Seidenstraße“, den gesamten eurasischen Kontinent zu einem Wirtschaftsraum unter chinesischer Führung verbinden.
Auch ein diplomatischer Ton wird kaum etwas daran ändern, dass die zwischen den USA und China schwelenden Konflikten vielfältig sind und das amerikanisch-chinesische Verhältnis verfahren ist. Dabei geht es auch um den von Donald Trump 2018 losgetretenen „Handelskrieg“ bzw. „Trade War“ gegenüber China mit der Folge gegenseitiger Import- und Strafzölle. Anfang 2020 schlossen Washington und Peking dann einen (brüchigen) Burgfrieden, der China dazu verpflichtete, den Einkauf von Energie, Industriegütern, Agrarerzeugnissen und Dienstleistungen in den USA zu steigern. Bestehende Strafzölle blieben jedoch in Kraft. Und die strukturellen Probleme im amerikanisch-chinesischen Handel bestehen nach wie vor: etwa der ungleiche Marktzugang und Pekings Bevorzugung von Staatsunternehmen sowie die Cyber-Gefahr chinesischer Tech-Unternehmen für die nationale Sicherheit der USA. US-Medien nennen diesen Konflikt deshalb auch – in Anlehnung an den Handelskrieg – den „Tech War“. Peking betreibt seit Jahren einen technologischen Nationalismus: Google, Twitter und Facebook sind in China seit etwa 2010 gesperrt. Die Volksrepublik hat ein eigenes digitales Ökosystem aufgebaut – sozusagen ein großes Intranet im globalen Internet. Beobachter gehen davon aus, dass sich die „Cyber-Balkanisierung“ fortsetzt: Das Internet zersplittert in immer mehr Intranets, weil sich – vorangetrieben von Peking – immer mehr autoritäre Staaten mit eigenen Plattformen vom Internet abkoppeln. Eine Idee, die im Weißen Haus kursiert, scheint es zu sein, die technologische Zusammenarbeit mit dezidiert demokratischen Verbündeten zu stärken gegen Chinas Missbrauch, Chinas räuberische Praktiken und Chinas Export von Werkzeugen, die es benutzt, um seinen Techno-Autoritarismus zu verbreiten. Konkret könnte dies bedeuten, dass Washington mit demokratischen Verbündeten sichere Halbleiterkapazitäten aufbaut. Denn Halbleiterchips sind das technologische Rückgrat der modernen Wirtschaft. Sie stecken in praktisch jedem vernetzten Produkt, von Autos über Handys bis hin zu Kühlschränken.
Wir Deutsche sind verwöhnt von unseren bisherigen Nachkriegs-Erfolgen bequem, selbstgefällig und selbstzufrieden geworden. Was uns immer mehr entfällt, sind der Wille und der „Biss“, uns quer durch alle Branchen neu zu erfinden. Stattdessen ziehen wir uns in einen Turbo-Individualismus zurück, wo wir nur noch unser eigenes, individuelles Interesse als relevant ansehen und nicht mehr das gesellschaftliche Fortkommen von Deutschland oder von Europa. Daher müssen wir uns um den Wirtschaftsstandort Deutschland sorgen – und diese Sorge muss in progressive und innovative Politik umgewandelt werden. Denn der deutsche Abstieg ist eine Tatsache, aber kein Naturgesetz. Heute geht es deshalb um die (Neu-) Orientierung nicht nur auf technischem und digitalem Gebiet, sondern in allen Facetten des gesellschaftlichen Lebens. Schon heute wird das diffuse Gefühl der allumfassenden Veränderung von vielen Bürgern als Anpassungsstress wahrgenommen. Politiker, Unternehmer, Arbeitnehmer und Konsumenten bekommen die Veränderungen und Umwälzungen täglich zu spüren. Daher predigen Spitzenpolitiker und Topmanager unablässig, dass sich durch die Digitalisierung, die wachsenden Klimaschutzanforderungen und den veränderten Umgang miteinander in der Gesellschaft unser Leben und auch die Art und Weise, wie wir arbeiten, völlig wandeln wird. Produkte, Arbeitsprozesse, ganze Berufsgruppen werden verschwinden und bestenfalls ersetzt. Viele Zeitgenossen fragen sich daher schon heute sorgenvoll, wo zukünftig ihr Gelderwerb für den Lebensunterhalt herkommen soll. Oft sind es dann Forderungen nach einem ordnenden Staat, der alles regeln und den Einzelnen schützen soll. Zugleich werden Rufe nach einfachen Lösungen laut.
Heute muss alles immer noch rascher gehen und neue Technologien fluten in immer schnellerer Folge die Märkte.
Ging es im letzten Jahrhundert bei der Digitalisierung um die „Vereinfachung der händischen Arbeit“, sind die Experten nicht nur im Silicon Valley derzeit darum bemüht, auch die geistige Arbeit der Menschen mit Hilfe der Information Technology (IT) und der Künstlichen Intelligenz (KI) – aber auch die Leistungen der IT selbst – ständig um ein Mehrfaches zu steigern bzw. gar zu „überholen“. Waren es vor 10 Jahren noch die typischen betriebswirtschaftlichen Themen, sind es heute Informations- und Digitalisierungskonzepte sowie der Umgang mit Big Data, Blockchains mit kontinuierlich erweiterbaren Listen von Datensätzen, autonomer Maschinentechnik und Mobilität sowie vieles mehr. Die Fachleute sind sich einig, dass die technische und digitale Revolution immer mehr an Geschwindigkeit zunehmen wird. Dabei heißt es heute – und ich möchte dies bereits als Industrie 5.0 bezeichnen –: „Die intelligenten Roboter kommen“.
Dabei wird die Entwicklung einer künstlich intelligenten Software, d.h. einer Künstlichen Intelligenz (kurz: KI) in den kommenden Jahren alles in den Schatten stellen, was wir zuvor an Fortschritten in der Geschichte der Menschheit erlebt haben. Sogar der Vergleich mit den Schritten der Industrialisierung ist zu kurz gegriffen, denn die Künstliche Intelligenz wird viel mehr verändern, weil sie theoretisch das gesamte Wissen der Menschheit überblickt.
Während die drohende Klimakatastrophe und der enorme Ressourcenverbrauch der Menschheit den Planeten zerstört, machen sich Tausende von Informatikern und Ingenieuren daran, die Künstliche Intelligenz weiterzuentwickeln, weil sich Unternehmen von dieser Technologie sprudelnde Gewinne versprechen. Geradezu im Wochentakt werden unglaubliche Fortschritte und neue Anwendungen vorgestellt. Dabei ist die Künstliche Intelligenz eine computergestützte Lösung, die in Form von Algorithmen in komplexen IT-Systemen dazu dient, menschliche Denk- und Verhaltensweisen nachzuahmen. Schon heute ist die Künstliche Intelligenz in der Lage, möglichst natürlich mit Menschen zu interagieren und auf ihre Bedürfnisse zu reagieren, und das maschinelle Lernen ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Dabei sind ihre Anwendungsbereiche schier unendlich und können unseren Alltag verbessern, aber auch bedrohen.
Allerdings sind viele Menschen schnell überfordert, wenn es um das Verständnis der Computerprogramme, künstlicher Intelligenzen oder neuer Technologien geht. Dabei können die meisten Inhalte und Abkürzungen vereinfacht erklärt werden, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Sprachassistenten wie „Amazon Alexa“, „Apple Siri“ und „Google Home“ machen es uns mit ihren Algorithmen leichter als je zuvor, mit der Technologie zu interagieren. Mit diesen KI-Tools können wir ganz einfach online Informationen abrufen oder Musik und Filme abspielen – ganz bequem per Sprachbefehl. Sie können uns auch helfen, unsere Termine zu organisieren, uns die neuesten Nachrichten vorlesen oder mit dem NAVI den Weg von A nach B zu finden. Auch das autonome Fahren ist eines der bekanntesten KI-Vorhaben in der Praxis. Mithilfe von maschinellen Bildverarbeitungssystemen sollen selbstfahrende Autos, Schiffe und Flugzeuge ihre Umgebung erkennen, navigieren und so für mehr Sicherheit sorgen; zurzeit sind sie allerdings noch lange nicht ausgereift und führen mitunter zu – menschlich vermeidbaren – Unfällen.
Chatbots sind eine weitere Anwendung von KI-Systemen, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. „To chat“ bedeutet im Englischen „plaudern“ oder „sich unterhalten“. Wenn man sich nicht persönlich mit Gesprächspartnern trifft, kann man sich auch im Internet in einem sog. „Chat“ treffen. Es gibt verschiedene Arten von Chats: Chats auf einer Internetseite laufen meist direkt im Browser des Computers oder per App. In dem Chat gibt es oft mehrere Räume, die sog. „Chatrooms“. Hier unterhalten sich nicht nur zwei, sondern mehrere Personen miteinander. Mit Hilfe von Konferenzmanagement-Software, wie z.B. „Zoom“, lassen sich Konferenzen individuell und einfach mit innovativer Eventtechnologie managen. In sog. Messenger-Diensten wie z.B. „WhatsApp“ oder „Telegram“ unterhalten sich meist nur zwei Personen miteinander. Chatbots sind Systeme, die Künstliche Intelligenz verwenden, um sich mit Menschen in natürlicher Sprache zu unterhalten: Chatbots können Texteingabe, Audioeingabe oder beides unterstützen. Mithilfe natürlicher Spracheingabe können sie mit Menschen chatten und so beispielsweise bei der Kundenbetreuung helfen. Mithilfe von KI-Technologien können Chatbots Kunden- oder Behördengespräche verstehen und Fragen ohne Zeitverzug in natürlicher Sprache beantworten. Viele Anwendungsmöglichkeiten für KI-Systeme gibt es auch in der Medizintechnik – von automatisierten Diagnoseverfahren bis hin zum Einsatz von Robotern im Operationssaal. Diese Technologien können dazu beitragen, Patienten besser zu behandeln und bessere Ergebnisse zu erzielen, was letztlich sogar Leben retten kann! Das Besondere ist, dass der Chatbot aus der Unterhaltung lernt.
Das zum Microsoft-Konzern gehörende und ursprünglich von Elon Musk am 11.12.2015 als Non-Pofit-Organisation gegründete Unternehmen OpenAI sowie das zur Dachorganisation Alphabet Inc. gehörende Technologieunternehmen Google begannen damit, lernende Software-Systeme zu entwickeln.
So entwickelte OpenAI den „Generative Pretrained Transformer“ – „GPT“ („generativer, also erzeugender, vortrainierter Transformator“). Die Übersetzung klingt abstrakt, wird aber deutlich, wenn man die Funktion der Technologie betrachtet. Denn es handelt sich um vortrainiertes Sprachmodul, das auf „Machine Learning“ basiert. Es verwendet ein speziell für die Verarbeitung natürlicher Sprache als Transformer-basierte „Deep-Learning“-Architektur trainiertes Künstliches Neuronales Netz (KNN). Der im Jahr 2020 veröffentlichte GPT-3 ist die dritte Version aus der GPT-Serie. Das zugrundeliegende Modell hat aktuell 175 Milliarden Parameter; im Vergleich dazu hat das Sprachmodell Turing-NLG von Microsoft nur 17 Milliarden Parameter. Das Sprachmodul wurde mit vielen hundert Gigabyte Textdaten einer Vielzahl verschiedener Sprachen aus dem Internet vortrainiert. Sie stammen aus dem sogenannten Common-Crawl-Datenkorpus, Wikipedia, Foren, Webtexten und Bücherdatenbanken. Aufgrund dieses antrainierten Wissens besitzt der GPT-3 eine umfassende Wissensbasis und eine Form von allgemeiner Künstlicher Intelligenz. Dadurch ist er in der Lage, Aufgaben zu lösen, für die er nicht einmal explizit trainiert wurde. Hierdurch ist er in der Lage, Dialoge zu führen sowie selbständig menschenähnliche Texte oder Antworten auf Fragen zu verfassen und syntaktische Abhängigkeiten über Satzgrenzen hinweg zu beachten. In die Texte lässt GPT-3 sein per Training erworbenes Wissen einfließen und es generiert bei einer Eingabeaufforderung Texte, die die Eingabeaufforderung fortsetzen. Neben dem Verfassen von Texten kann er Texte zusammenfassen, vereinfachen und übersetzen, Programmiercode in verschiedenen Programmiersprachen wie CSS, Python oder JavaScript erstellen, Tabellen ausfüllen und vieles mehr. Die vom GPT-3 gelieferten Texte sind teilweise nur schwer von Texten zu unterscheiden, die von Menschen erstellt wurden. Es kann aber auch notwendig sein, die Texte von Menschen lektorieren, überarbeiten und kuratieren zu lassen. Der Zugang zum GPT-3 ist nur ausgewählten Teilnehmern möglich oder erfordert die Nutzung der kostenpflichtigen OpenAI-API, das erste kommerzielle Produkt von OpenAI. Mittlerweile besitzt Microsoft exklusive Lizenzrechte am Source Code des Generative Pretrained Transformers 3. Weitere Projekte von OpenAI sind Open AI Gym oder Jukebox.
Googles Konkurrenzmodell zu GPT heißt Palm2. Es ist die Grundlage für fast alle KI-Innovationen von Google. Das Sprachmodell soll sogar vielseitiger und weniger auf reine Textfunktionen beschränkt sein, als der Konkurrent GPT. Es kann auch Bilder verarbeiten, beherrscht die Analyse von Datensätzen sowie Programmier-Fähigkeiten. Wichtigster Einsatzort von Palm ist die Internet-Suche, die künftig Ergebnisse in sogenannten „Snapshots“ zusammenfasst. Google will diese Snapshots an die Spitze seiner Suchergebnis-Seiten stellen. Anders als bislang GPT bei Bing, der Suchmaschine von Microsoft, interpretiert Googles künstliche Intelligenz dabei aktuelle Live-Ergebnisse aus dem Internet. Im weltweiten Desktop-Suchmaschinenmarkt war Google im März 2023 mit einem Marktanteil von 85,53 Prozent, gemessen an den Page Views, Marktführer. Die Suchmaschine Bing von Microsoft erzielte einen Marktanteil von rund 8,23 Prozent. Google will mit den Snapshots weit über die traditionelle Anzeige von Suchergebnissen als bloße Links zu Webseiten hinaus gehen. Die KI interpretiert die Ergebnisse, fasst zusammen, liefert Kontext in Wort und Bild und erlaubt Folgefragen im Kontext. Der Nutzer kann also seine Suche per Nachfrage verfeinern, ohne immer wieder mit der Suche von vorne anfangen zu müssen. Damit ändert sich auch die Bedienung der Google-Suche vollständig: Nutzer sollen künftig nicht bloß in Stichworten suchen, sondern können konkrete Fragen stellen, wie etwa: „Was wäre ein ideales Fahrrad für die tägliche Fahrt zur Arbeit.“ In den Antworten kann Google künftig auch seine Werbung unterbringen, und etwa Shopping-Links integrieren – eine wichtige Funktion für den Konzern, der einen Gutteil seines Umsatzes bislang klassisch mit Werbe-Links in den klassischen Suchergebnis-Listen verdient. Dabei referenziert der Algorithmus, anders als GPT, transparent die Quellen für seine Ergebnisse, um Vertrauen beim Nutzer zu schaffen.
Bei dem „ChatGPT“, einem von dem zum Microsoft-Konzern gehörenden Unternehmen OpenAI entwickelten und im November 2022 vorgestellten „Chatbot Generative Pre-trained Transformer“ handelt es sich um eine KI-basierte Chatbot-Lösung. Diese ermöglicht es den Nutzenden, natürliche Gespräche mit einer menschenähnlichen KI zu führen und in Echtzeit mit dem Roboter z.B. bei Fragen zu interagieren. Seit Anfang 2023 sorgt nun eine sog. „Generative Intelligenz“ für Schlagzeilen, wie sie etwa mit dem Text-Roboter „ChatGPT“ oder dem Bild-Generator DALL-E von OpenAI umgesetzt wird. Das Programm von OpenAI verblüfft die Welt durch eloquent vorgetragene Antworten auf Fragen zu jedwedem Thema. Die KI-Tools können menschliche Interaktionen simulieren und anhand weniger Stichworte Texte oder Bilder erstellen. Der Algorithmus kann Informationen aus früheren Konversationen speichern und bei Bedarf abrufen, um auf neue Fragen angemessen zu antworten, und es kann sogar bereits selbst programmieren. Dabei kann er inhaltlich und sprachlich überzeugende Texte verfassen, Fragen inhaltlich verstehen und beantworten und sogar mathematische Aufgaben lösen. Vielleicht können unzählige Aufgaben von Wissensarbeitern noch nicht komplett übernommen werden. Unlängst bestand der Chatbot „ChatGPT“ aber sogar ein Mathematik-Examen an der renommierten Wharton Business School mit der Note „gut“. Und eine noch höhere Intelligenz erreicht das System, wenn es mit weiteren menschlichen Denkprozessen „gefüttert“ wird.
Aufgrund seines leistungsstarken Algorithmus kann das ChatGPT auch Fragen an bestimmte Themen anpassen und täuschend ähnlich „Fake-Bilder“ erstellen. So können auch sog. Avatare von „natürlichen Personen“ in „Fake-Videos“ und in Echtzeit mit Menschen unterhalten, realistische Antworten auf Fragen geben sowie tiefgründige Gespräche und Diskussionen in einem natürlichen Ton führen. In sozialen Netzen, Blogs und Foren entspricht der Avatar meist dem Profilbild; dies kann ein echtes Foto sein, aber auch ein beliebiges Bild oder eine fiktive Darstellung der Person. In Online-Spielen stellt der Avatar die Figur dar, die den Spieler in der Online-Welt verkörpert. Auch auf Webseiten, im E-Commerce und in der Werbung kommen zunehmend Avatare zum Einsatz. Hier visualisieren sie eine fiktive Person, um den Interaktionsprozess „menschlich“ zu gestalten. – Ganz ähnlich hat die schwedische Popgruppe ABBA 2023 nach 40 Jahren ein neues Album herausgebracht und veranstaltet in diesem Zuge auch wieder eine Konzertreihe in London. Dabei ist das Besondere und Spannende, dass ABBA nicht selbst auf der Bühne steht, sondern deren verjüngte, digitale Avatare auftreten lässt. Möglicherweise werden wir uns selbst in gar nicht allzu ferner Zukunft immer öfter als Avatare in digitalen Räumen bewegen und begegnen.
Seit der Vorstellung von „ChatGPT“ liefern sich zahlreiche Großkonzerne ein Rennen um die technologische Führerschaft bei KI. Dabei ist es nicht nur das „GPT“ von Open AI; vielmehr entwickeln u.a. auch Meta, Nvidia, Baidu, Amazon und Apple solche Systeme. Einige Staaten wie China betrachten KI als strategisch wichtig und wollen Entwicklern große Freiheiten lassen.
Auch Google sah sich gezwungen, seinen zunächst eher restriktiven Kurs bei der Veröffentlichung von KI-Tools zugunsten einer radikalen Verbesserung seines Google-Chat-Textroboters „Bard“aufzugeben. Mit diesem Chatbot will Google ein ähnliches Produkt abliefern wie Microsofts Lieferant OpenAI mit der dialogbasierten KI ChatGPT. Bard basiert ebenfalls auf Palm2 und wird künftig in sämtliche Arbeitsplatz-Software von Googles Cloud integriert. Ab sofort steht er öffentlich kostenlos zur Verfügung, ohne Wartezeiten, Nutzungsgebühren oder Funktionseinschränkungen wie bei der Konkurrenz von OpenAI. In Googlemail liefert er Vorschläge für Mailantworten, in Documents schreibt er ganze Texte vor, generiert Präsentationen aus Texten oder bastelt aus ein paar Stichworten fertige Tabellenkalkulationen. Bemerkenswert ist die nahtlose Integration von Text-, Daten- und Bildverarbeitung. Experten nennen dies multimodale künstliche Intelligenz: Der Algorithmus kann sowohl Bilder interpretieren als auch selbständig welche generieren, etwa als Hintergrund für Präsentationen oder zur Illustration von Einladungen. Er kann Rohdatensätze interpretieren sowie Programmcode selbst schreiben oder korrigieren.
Da die Systeme programmieren können, können sie sich auch selbst verbessern. Die US-Universität Stanford hat im März 2023 ein solches „Self-Instruct“ vorgestellt. Es basiert auf einer Open-Source-Lösung von Meta und trainiert sich eigenständig weiter. Etwa zeitgleich hat Google sein „DeepMind AlphaGo“ vorgestellt: „AlphaGo“ ist ein Computerprogramm, das von DeepMind entwickelt wurde und die weltbesten Spieler des aus Ostasien stammenden Brettspiels „Go“ geschlagen hat, das als das komplexeste aller weltweit bekannten Strategiespiele gilt. In seinem „DeepMind AlphaGo“ hat Google eine Kopie jenes Computerprogramms erzeugt und dieses Programm dann auch gegen sich selbst spielen lassen. Dabei konnte es in nur einer Nacht aus einer Milliarde Partien selbständig enorm effektive Strategien entwickeln, die auch den besten Spielern bis dahin unbekannt waren.
Und in der Tat werden derzeit „humanoide Roboter“ mit immer spektakuläreren und menschenähnlichen Fähigkeiten entwickelt.
Die Nachfolgetechnologie namens „GPT-4“, ebenfalls von der Firma Open AI aus dem Silicon Valley, steigert diese Leistungen bis hin zu einem menschlichen Maß: Im Grunde wissen diese Systeme alles, bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Training aufgehört hat.
Wenn man sich mit der Technologie unterhält, ist der Effekt schon ähnlich wie bei einem Bewusstseinund ist von einer Interaktion, wie man sie mit Menschen haben würde, kaum zu unterscheiden.
„GPT-4“ kann zum Beispiel schon jetzt Bilder interpretieren und wenn man sagt, dass man eine Webseite benötigt, die ungefähr so aussieht wie eine handgemachte Skizze, dann produziert die Software eine schicke Powerpoint-Präsentation oder den HTML-Code für eine Webside. Sogar in Empathietests, die im Prinzip feststellen, ob man ein Mensch ist, erreicht es bereits Spitzenwerte.
Was wir momentan sehen, wird unvorstellbar schnell weitergehen und die künstlichen neuronalen Modelle verdoppeln sich in ihrer Größe von Jahr zu Jahr. Mittlerweile bewegt sich das „GPT-4“ schon zwischen der Größe des Gehirns einer Katze und eines Hundes. Wenn das so weitergeht, sind wir 2030 bei der Größe des menschlichen Gehirns. Insofern ist der Gedanke, dass die Künstliche Intelligenz eines Tages alles kann und „artificial general intelligent“ ist, nicht mehr abwegig.
Das Beste, das die Künstliche Intelligenz der Menschheit bescheren könnte, wäre zum Beispiel die Entwicklung von Krebsmedikamenten. Vielleicht aber auch das Finden der Weltformel mit der Vereinigung von Relativitätstheorie und Quantenphysik, die das menschliche Denken seit über einem Jahrhundert zu überfordern scheint.
Die Folgen sind in ihrer Dramatik und Tragweite kaum abschätzbar. Während bislang KI als Spielerei abgetan wurde, müssen wir uns nun bei der Beantwortung der Frage, was solche Systeme alles leisten werden, mental frei machen. Zwar wissen wir im Prinzip, wie diese Systeme funktionieren, aber ihre schiere Größe mit 100 Milliarden Parametern macht sie intransparent. Die Algorithmen, die in diesen Systemen ablaufen, werden von den Experten noch gut verstanden, sonst könnten sie diese nicht bauen. Aber das, was diese Algorithmen erzeugen, ist von einer Komplexität, die für uns Individuen, aber auch für ganze Expertenteams nicht nachvollziehbar ist. Kein Mensch kann sagen, welcher Parameter an welcher Stelle für welches Verhalten des exponentiell wachsenden Systems verantwortlich ist. Wir müssen davon ausgehen, dass die Systeme in Zukunft praktisch fast alles können.
Die rasante KI-Entwicklung schürt daher inzwischen die Sorge vor einem Kontrollverlust.Beispiele für die Möglichkeiten des Missbrauchs der KI zeigen sich schon heute nicht nur im militärischen Bereich, z.B. bei der Verwendung unbemannter Drohnen, sondern bereits bei Manipulationen im alltäglichen Umgang.
Verfahren zur Manipulation medialer Identitäten existieren bereits seit vielen Jahren und Bilder können durch vielfältige Methoden manipuliert werden. Lange Zeit war es allerdings recht aufwändig, dynamische Medien, wie Videos oder Audiomitschnitte qualitativ hochwertig zu manipulieren. Durch Methoden aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) ist dies heute deutlich einfacher und Fälschungen können mit vergleichsweise wenig Aufwand und Expertise in einer hohen Qualität erstellt werden. Aufgrund der Nutzung von tiefen neuronalen Netzen künstlicher Intelligenz (englisch: „deep neural networks“), werden solche Verfahren heute umgangssprachlich als „Deepfakes“ bezeichnet. Methoden zur Manipulation täuschend echt wirkender, manipulierter medialer Identitäten können im Wesentlichen in die drei Medienformen Video / Bild, Audio und Text untergliedert werden. Nach dem aktuellen Stand der Technik gibt es diverse Angriffsmethoden für die Erstellung von Fälschungen mithilfe von Deepfake-Verfahren.
Die Generierung und Fälschung von Texten basieren auf tiefen neuronalen Netzen. Durch neue KI-Modelle, große Textdatenbanken und eine hohe Rechenleistung können lange und zusammenhängende Texte geschrieben werden. Bei diesen kann auf den ersten Blick nicht unterschieden werden, ob sie von einem Menschen oder von einer Maschine geschrieben wurden. Meistens sind nur wenige einleitende Wörter notwendig, aus denen das Modell eine mögliche, plausible Fortsetzung des Texts generiert. Damit können Nachrichten verfasst, Blog-Einträge erzeugt, oder auch Chat-Antworten generiert werden. Der Chatbot verfasst mithilfe Künstlicher Intelligenz auf Kommando auch Aufsätze, Gedichte, Briefe und alle möglichen anderen Texte sowie Kompositionen von Musikstücken – und begeistert dabei mit seinen Fähigkeiten. Lehrende an Schulen und Hochschulen fragen sich, ob damit das Ende schriftlicher Hausarbeiten, Examensarbeiten oder Dissertationen bevorsteht und nur noch mündliche, von Person zu Person erbrachte Leistungen bewertet werden können. In jedem Fall könnten kritisches Denken und Kreativität auf der Strecke bleiben. Denn künftig wird es bessere Versionen und auch andere sprachgewandte KI geben und die Anwendungsmöglichkeiten werden weiter steigen und sind unbegrenzt. Wichtig sind daher klare Regeln und ein sinnvoller, gezielter Umgang mit der KI. Vielleicht bietet die Debatte um ChatGPT auch die Chance, neue Prüfungsmethoden mit weniger reinem Abfragen von Wissen und mehr kritischer Reflexion und Interpretation einzuführen. In jedem Fall werden diese Entwicklungen von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Deutschen Hochschulverband genau verfolgt. Zwar liegen bislang noch keine Erkenntnisse vor, ob und in welchem Ausmaß Studierende schon heute mit dem Textgenerator arbeiteten, aber es wäre lebensfremd, davon auszugehen, dass diese ChatGPT nicht nutzen oder nutzen werden.
Für die Manipulation von Stimmen sind insbesondere „Text-to-Speech (TTS)“- und „Voice Conversion (VC)“-Verfahren von Bedeutung. Beim Text-to-Speech-Verfahren wird zu einem vorgegebenen Text ein Audio-Signal erzeugt, welches sich sowohl für den Menschen als auch für eine automatische Sprechererkennung wie eine Zielperson anhört. Bei einem Voice Conversion Verfahren wird hingegen ein Audiosignal zu einer Zielstimme konvertiert. Damit diese Verfahren funktionieren, müssen sie zunächst mittels Daten der Zielperson mit Audio-Aufnahmen in einer möglichst hohen und konstanten Qualität trainiert werden. Aber schon heute ist es möglich, dass zum Beispiel eine vermeintlich echte „Enkeltochter“ mit ihrer zu 100 % imitierten Stimme die Großmutter anruft und sie wegen eines angeblichen Notfalls um die Überweisung eines Geldbetrages bittet.
Zur Manipulation von Gesichtern in Videos wurden in den letzten Jahren mehrere KI-basierte Verfahren entwickelt; diese verfolgen entweder das Ziel Gesichter in einem Video zu tauschen („Face Swapping“), die Mimik/ Kopfbewegungen einer Person in einem Video nach Wunsch zu kontrollieren („Face Reenactment“), oder neue (Pseudo-) Identitäten zu synthetisieren. Bei den Verfahren zur Manipulation von medialen Identitäten wird das Gesicht einer Zielperson beim Face-Swapping in dasjenige eines Angreifers eingefügt, wobei der Gesichtsausdruck des Angreifers beibehalten werden soll. Das Ziel besteht darin, aus der Eingabe des Gesichtes einer Person ein Gesichtsbild einer anderen Person mit derselben Mimik, Gesichtsbeleuchtung und Blickrichtung zu erzeugen. Hierfür wird in gängigen öffentlichen Softwarebibliotheken ein Autoencoder-Verfahren als Modell verwendet. Mittlerweile können mit gängigen kommerziellen Grafikkarten Modelle mit hoher Bildauflösung trainiert werden, welche Nahaufnahmen von Gesichtern in FullHD-Videos behandeln können. Diese Modelle sind sogar teilweise, und mit einem geringen Zeitversatz, in Echtzeit zum Gesichtstausch einsatzfähig. Beim „Face Reenactment“ werden die Kopfbewegung, Mimik oder Lippenbewegung einer Person manipuliert. Dies ermöglicht es, visuell täuschend echte Videos zu erstellen, bei denen eine Person Aussagen trifft, die sie in der Realität nie getätigt hat. Populäre Verfahren erreichen dies durch Erzeugung eines 3D-Modells des Gesichts der Zielperson anhand eines Videostreams. Dieses kann der Manipulator dann beliebig mit seinem eigenen Videostream kontrollieren und täuschend echte Gesichtsausdrücke bei der Zielperson erzeugen. Bei der Synthetisierung von Gesichtsbildern können auch neue Personen erzeugt werden, die in der Realität nicht existieren.
Mittels der beschriebenen Verfahren ist es schon heute auch für technisch versierte Laien möglich, mediale Identitäten zu manipulieren. Hierdurch ergeben sich zahlreiche Bedrohungsszenarien, und zwar durch die Überwindung biometrischer Systeme, das Social Engineering z.B. für Phishing-Angriffe („Spear-Phishing“), um Informationen und Daten zu gewinnen. Ebenso kann ein Angreifer diese Technologie zur Durchführung von Betrug und zur Abschöpfung finanzieller Mittel nutzen – z.B. kann eine Person mit der Stimme der Führungskraft eines Unternehmens in dessen Buchhaltung anrufen, um eine Geldtransaktion auszulösen („CEO-Fraud“). Mittels Deepfake-Verfahren ist es auch möglich, glaubwürdige Desinformationskampagnen durchzuführen, indem manipulierte Medieninhalte von Schlüsselpersonen erzeugt und verbreitet werden. Durch die Generierung von Medieninhalten können Personen beliebige Aussagen machen und in beliebigen Situationen dargestellt werde. Zudem kann der Ruf einer Person durch die Verleumdung und Verbreitung von Unwahrheiten nachhaltig geschädigt werden.
Mithilfe von KI-Software lassen sich im Handumdrehen Gesichter modellieren. Geschlecht, Alter, Herkunft, Augen- und Haarfarbe, Ausdruck – dies alles lässt sich wie ein Neuwagen im Autohaus konfigurieren. Auf der Seite „generated.photos“ finden sich fast 2,7 Millionen computergenerierte Gesichter. Von asiatischen Kindern über bebrillte Nerds bis hin zu afroamerikanischen Senioren ist in dem Katalog jeder Phänotyp und jedes Alter vertreten. Es gibt sogar Ganzkörperfotos von Testimonials, die sich per Mausklick in die eigene Werbung einbinden lassen. Bildgeneratoren, die mit Fotos aus riesigen Bilddatenbanken trainiert werden, setzen die Pixel real existierender Menschen nach einem statistischen Modell zusammen. So entstehen genuin neue Repräsentationen. Das zugrundeliegende Verfahren „Generative Adversarial Networks“ (GANs) wurde ursprünglich entwickelt, um Modelle ausgewogener und diverser zu machen. Synthetische Daten bieten einen datenschutzschonenden und datensparsamen Ausweg an, weil sie beliebig reproduzierbar sind und keine Rechte von Personen verletzen. Heute kreieren die bereits 2014 entwickelten neuronalen Netze fotorealistische Porträts, die von denen echter Menschen kaum zu unterscheiden sind. Mit „Lil Miquela“ gibt es bereits sogar eine erfolgreiche virtuelle Influencerin, die auf Instagram 2,8 Millionen Follower hat. Der Avatar, der von seinen Entwicklern als brasilianisch-spanisches Model mit Sommersprossen und frecher Zahnlücke designt und für Kampagnen von Modelabels wie Dior und Calvin Klein gebucht wurde, präsentiert auf Instagram Designer-Klamotten und Accessoires. 2018 wurde das Computermodel vom „Time“-Magazin zu einer der 25 einflussreichsten Personen des Internets gekürt. Denn eine virtuelle Influencerin hat einige Vorteile: Sie sagt nicht nein, wird nicht müde, hat keine Launen und altert nicht. Außerdem lassen sich mit ein paar Mausklicks (Männer-) Fantasien bedienen. Die Fiktionalität der Umgebungswelt bietet der Influencerin die Möglichkeit, so zu tun, als sei das Drumherum echt, obwohl alles Fake ist: die falschen Versprechen der Werbung, die Schein-Welt der Instagrammer, die vor leeren Schuhkartons und Privatjet-Kulissen ihren Reichtum spielen.
Mark Zuckerberg hat mit seinem Facebook-Konzern im letzten Jahrzehnt mit seiner „Defiktionalisierung des Internets“ und seinem Beharren auf Klarnamen den digitalen Maskenball im Netz auf recht autoritäre Weise beendet, jedoch ist der Datenhunger der chronisch fehlerhaften Gesichtserkennungssysteme derart groß, dass dieser nur mit synthetischen Daten, d.h. einer Fiktionalisierung von Gesichtern, gestillt werden kann: Machte Facebook das kriminalistische Dispositiv des Steckbriefs und Profilfotos salonfähig, bevölkern jetzt hyperrealistische Phantome das Internet. Man mag einwenden, dass Generative KI (noch) keine echten Menschen schafft und dass es in der Kulturgeschichte immer künstliche Kreaturen gab. Doch die Programmierer setzen trotzdem Menschen in die Welt, täuschend echte Modelle, die zwar genauso gesichts- und geschichtslos wie Dummys oder Schaufensterpuppen sind, aber die Illusion von Individualität erzeugen. Einmal in die Welt gesetzt, lassen sich diese Porträts nicht mehr so einfach aus dem digitalen Universum schaffen, weil sie womöglich als Trainingsdaten für weitere Digitalklone verwendet werden, weshalb die Frage nach den Selektionskriterien dieser digitalen Reproduktionstechnik und ihrer ethischen Verantwortbarkeit umso wichtiger erscheint.
Die Technologie zur Fälschung medialer Identitäten hat sich in den letzten Jahren insbesondere durch die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz deutlich weiterentwickelt. Zahlreiche hochrangige Tech-Experten wie der Apple-Mitbegründer Steve Wozniak sowie Emad Mostaque, Chef der KI-Firma Stability AI, mehrere Entwickler von Googles KI-Tochter DeepMind, die KI-Pioniere Stuart Russel, Gary Marcus und Yoshua Bengio warnten daher im März 2023 in einem Manifest vor den Gefahren der „Generativen KI“ und forderten eine Denkpause von mindestens sechs Monaten bei der rasanten Entwicklung leistungsstarker neuer Tools der Künstlichen Intelligenz. Die Experten warnen vor einer Flut von Propaganda und Fake News, der Vernichtung vieler Arbeitsplätze und einem generellen Kontrollverlust, zumal Fehlfunktionen – auch in der Medizin, in Fahrzeugen oder anderen sicherheitskritischen Bereichen – fatale Folgen haben können. Vor allem in diesen Bereichen sind rechtliche Leitplanken nötig. Der Entwicklungs-Stopp soll der Branche Zeit geben, Sicherheitsstandards für die Entwicklung von KI festzulegen und mögliche Schäden durch die riskantesten KI-Technologien abzuwenden. Google hat daher als eines der ersten Unternehmen Leitsätze für die KI-Anwendung veröffentlicht und sich zu einem verantwortungsvollen KI-Umgang verpflichtet. Sollten die Unternehmen sich nicht darauf einigen, müssten Regierungen einschreiten. Gesetzliche Regelungen können eine Hürde darstellen, Deepfakes ungekennzeichnet in Umlauf zu bringen. So wird z.B. in einem Regulierungsentwurf der EU-Kommission zu KI-Systemen gefordert, dass alle mit der Deepfake-Technologie erstellten Materialien als solche gekennzeichnet werden müssen.
Geoffrey Hinton, der „Godfather of A.I.“ (A.I. = Artificial Intelligence), gab jüngst seinen Job beim US-Konzern Google auf, um künftig freier vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz (KI) warnen zu können. Anfang Mai 2023 hat er in der „New York Times“ erklärt, die aktuelle Entwicklung sei „beängstigend“ und ein Teil von ihm bereue sein Lebenswerk. Dabei hat er gewarnt, die Fortschritte der KI und die Verbreitung von Falschinformationen bedeuteten „ernste Risiken für die Gesellschaft und für die Menschheit“. Der Wettbewerb bringe die Technologieunternehmen dazu, „in einem gefährlichen Tempo“ immer neue KI zu entwickeln. Es sei „schwierig sich vorzustellen, wie man die Bösen daran hindert, KI für böse Dinge einzusetzen.“ Hinton befürchtet eine Flut von Desinformation und den Verlust von Arbeitsplätzen. Er gesellt sich zu Yoshua Bengio, Stuart Russell und anderen renommierten Forscherinnen und Forschern, die immer expliziter warnen. Selbst Angestellte führender KI-Unternehmen wie OpenAI haben Angst. Nicht wenige von ihnen halten es für möglich, dass die Weiterentwicklung von KI noch in den 2020er-Jahren zum Ende und zur Auslöschung der Menschheitführt. Um diese schwindelerregenden Prognosen zu verstehen, muss man das sog. „Alignment Problem“ kennen: Wie können wir sicherstellen, dass KI-Systeme genau die Ziele verfolgen, die wir ihnen aufgetragen haben – heute und in Zukunft? Für dieses technische Problem hat niemand aktuell eine Lösung. So schreibt das führende KI-Unternehmen Anthropic auf seiner Website: „Bislang weiß niemand, wie man sehr leistungsfähige KI-Systeme verlässlich so entwickeln kann, dass sie ehrlich und harmlos sind.“ Das liegt daran, dass die heute stärksten KIs selbstlernende neuronale Netze sind: Mit ihren Milliarden von Parametern lernen sie während eines monatelangen Trainings anhand riesiger Datenmengen Zusammenhänge und Muster, die uns Menschen größtenteils unbegreiflich sind. Zwar ist es möglich, einer KI ein Ziel vorzugeben und sie dafür zu „belohnen“, wenn sie auf dieses Ziel hinwirkt. Aber diese Methode ist oberflächlich und unzuverlässig. In den Milliarden Parametern der KI kann jederzeit, vom Menschen unbemerkt, eine andere Version dieses Ziels entstehen. Die KI verfolgt dann eigentlich ein anderes als das von uns Menschen gewünschte Ziel. Das Grundprinzip ist uns allen gut bekannt: Ein Angestellter mag seine Arbeit so ausführen, dass seine Chefin zufrieden ist und ihn häufig lobt. Das heißt aber noch lange nicht, dass er alle Ansichten und Ziele der Chefin wirklich teilt. Ginge es nach ihm, würde er womöglich vieles im Unternehmen anders machen.
Inzwischen sorgt sich sogar der Tech-Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk darum, dass die populäre KI-Software ChatGPT zu sehr auf „politische Korrektheit“ trainiert werden könnte, und warnt vor den potenziell tödlichen Gefahren einer entfesselten Künstlichen Intelligenz. Diese könnte sich, so Musk, eines Tages womöglich auch gegen ihre Erschaffer wenden. Mehr noch: Künstliche Intelligenz habe insgesamt „das Potenzial zur Zerstörung der Zivilisation“ und könne letztlich entscheiden, „Menschen auszulöschen“. Daher soll sein neu gegründetes Unternehmen namens X.AI Corp. mit seinem KI-Projekt namens „TruthGPT“ nach der „absoluten Wahrheit“ streben und versuchen, „das Wesen des Universums zu ergründen“. Eine solche Software, die die Menschheit verstehen wolle, trachte dann womöglich weniger nach deren Zerstörung. TruthGPT soll daher so funktionieren wie Menschen, die den Lebensraum von Schimpansen schützen wollen, obwohl sie die Möglichkeiten hätten, die Affen allesamt zu „jagen und sie zu töten“. – Ungeachtet seiner aktuellen Kritik gehörte Musk allerdings zu den frühen Investoren, die der Firma OpenAI, die hinter ChatGPT steht, Geld gaben.
Insbesondere das energieeffiziente Training, aber auch die Inferenz-Rechnung („Inference“ ist die logische Anwendung des antrainierten Wissens auf neue Daten) mit großen Modellen wie etwa ChatGPT, ist so Hardware-aufwendig, dass sie sich bislang nur wenige Firmen in der Welt leisten können: Giganten wie Microsoft oder Google, die entsprechende eigene Hardware haben. Selbst, nachdem ein Modell wie GPT fertig trainiert ist, müssen für jede Anfrage, jede Chatantwort Milliarden von Berechnungen ausgeführt werden. Im Vergleich dazu sind klassische Datenbankanwendungen oder das Generieren von Web-Seiten erheblich weniger aufwendig. Für den Massen-Einsatz von KI fehlt es allerdings bislang weltweit schlicht an der notwendigen Rechenleistung. Daher hat z.B. der Facebook-Konzern Meta einen Chip namens „Meta Training and Inference Accelerator“(MTIA) eigens für das energieeffiziente Training und den Einsatz von großen KI-Modellen entwickelt und optimiert. Mit ihm will Meta vor allem die Hardware-Kosten, aber auch den Zeitbedarf für das Training großer KI-Modelle, wie etwa OpenAIs GPT4, erheblich senken. Der Konzern arbeitet deshalb aktuell an einem Supercomputer für KI, dem „Research SuperCluster“, der mit 16.000 Grafikchips und einer enormen Anzahl der neuen MTIA-Chips einen neuen Standard für effizientes und schnelles KI-Training setzen soll. – Zum Vergleich: Das deutsche KI-Startup Aleph Alpha hatte im Jahr 2022 Europas leistungsfähigstes KI-Rechenzentrum namens „alpha ONE“ bei Bayreuth eröffnet, mit gerade einmal 512 Grafikchips. – Im Laufe des nächsten Jahrzehnts werden wir daher eine zunehmende Spezialisierung und Anpassung im Chip-Design, eine speziell entwickelte und arbeitslastspezifische KI-Infrastruktur, neue Systeme und Tools für den Einsatz in großem Maßstab erleben. Nur Firmen, die nicht nur Software, sondern auch Hardware beherrschen, sind hier konkurrenzfähig – ein erheblicher Startvorteil für die US-Riesen, für die Investitionen in Milliarden-Dimensionen kein Hindernis sind.
In der Digitalisierung beherrscht heute das Thema der Quantentechnik, d.h. das Quantencomputing, die Quantenkryptografie und die Quantensensorik diejenigen Felder, in denen zukünftig neue Technologien der sog. zweiten Quantenrevolution entstehen.
Denn Quantencomputer werden etwa 100 Mio. mal schneller rechnen können als heutige Computer, die auf einer rein binären Logik arbeiten. Ein konventioneller, binärer Rechner funktioniert, sehr vereinfacht gesagt, durch eine bestimmte Abfolge von positiv und negativ geladenen Atomen, den Bits und Bites, auf denen die Software aufbaut. Ein Quantencomputer speichert Informationen nicht in Form von Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null. Stattdessen funktioniert ein Quantencomputer, indem bestimmte Atome „markiert“ werden. All deren Bewegungszustände können dann für eine Rechenleistung genutzt werden, nicht nur ein statisches „positiv“ oder „negativ“, „null“ oder „eins“. Ein „Qubit“ eines Quantencomputers kann so viele Zustände gleichzeitig einnehmen. Damit können Quantencomputer theoretisch um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger sein als herkömmliche Rechner. Dies bringt erhebliche Vorteile, etwa bei der Erstellung von Modellen zur Klimaentwicklung. Die beteiligten Unternehmen und Forschungsinstitute erwarten aber auch einen großen kommerziellen Markt für die Anwendungen der Rechner, etwa in der Pharmaindustrie zur Berechnung von Versuchsreihen oder auch in der Logistikbranche. Die Anfragen aus der Industrie für die Leistung von Quantencomputern nehmen daher ständig zu, etwa am Hamburger Zentrum ARIC für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Enorme Auswirkungen hat dies auch auf die Produktions- und Arbeitswelt: In den Fabriken der Zukunft verschmelzen IT und Fertigungstechnik. Die Maschinen sollen all das können, was bisher nur wir Menschen können bzw. konnten, und zwar um ein Vielfaches „optimierter“.
Schon heute werden z.B. geleerte Regale automatisch aufgefüllt oder Temperaturen in Büroräumen per App automatisch reguliert. Die digitale Vernetzung macht es möglich, Maschinen aufeinander abzustimmen bzw. sie sich autonom untereinander abstimmen zu lassen, Zeit und Ressourcen einzusparen und individuelle Produktionen auch in geringen Stückzahlen wirtschaftlich herzustellen. In Bayern wollen führende Wissenschaftler und Hochschulen die Quantenforschung vorantreiben und aufbauend auf unterschiedlichen Technologien mindestens zwei Quantencomputer entwickeln. In fünf bis zehn Jahren sollen die Superrechner in verschiedenen Gebieten einsatzfähig sein und Deutschland und Europa in der Zukunftstechnologie international unabhängig machen. Quantenphänomene ermöglichen beispielsweise abhörsichere Datenübertragung. Auch könnten Quantencomputer die Entwicklung von Medikamenten durch die Simulationen und Analysen der für den Krankheitsmechanismus relevanten Moleküle beschleunigen. Deshalb hat die Fraunhofer Gesellschaft einen Quantencomputer des US-Konzerns IBM in Betrieb genommen, den ersten Rechner dieser Art außerhalb der USA. Heute geht es aber nicht mehr darum, den Menschen ihre Arbeit zu erleichtern. Vielmehr werden heute menschliche Tätigkeiten in den Fabriken und Büros von Computern und Maschinen mit ihrer „Künstlichen Intelligenz“ (KI) umso schneller übernommen, je leichter ein Arbeitsplatz zu automatisieren ist.
Ein Beispiel sind die Hunderte von Übersetzern in dem Übersetzungsreferat der Europäischen Kommission – im Brüsseler Jargon „DGT“ genannt –, die als bislang unverzichtbare Rädchen für die komplexe Europäische Union arbeiten. Als Anfang der 2000er-Jahre neue Mitgliedstaaten hinzukamen und die Zahl der EU-Amtssprachen schließlich auf 24 anstieg, entwickelte die EU effizientere Tools, da ihr Übersetzungsvolumen stark anstieg. Die Kommission musste ihr altes Übersetzungssystem aufgeben, da es nicht in der Lage war, mit den Sprachen der neuen Mitglieder aus Osteuropa zu arbeiten. Bis vor einigen Jahren haben Menschen die Herkules-Aufgabe erledigt, zumal jede einzelne der jährlich (Stand. 2022) 2,5 Millionen wichtigen Text-Seiten in die 24 Arbeitssprachen der EU übersetzt werden mussten, bevor ein Beschluss in Kraft treten kann. Doch damit ist jetzt Schluss und in dem Übersetzungsreferat der Europäischen Kommission haben Hightech-Maschinen, die den eurokratischen Jargon in Rekordgeschwindigkeit durchforsten, damit begonnen, eine der größten und ältesten Abteilungen der vielsprachigen Brüsseler Institutionen zu ersetzen. So schrumpfte die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter im Übersetzungsreferat der Kommission nach Angaben der EU-Exekutive von rund 2.450 im Jahr 2013 auf etwa 2.000 im Jahr 2023. EU-Übersetzer betonen, dass sich ihre tägliche Routine auf das Aufspüren von Fehlern und die „Nachbearbeitung“ maschinell übersetzter Texte an die EU-Sprache verlagert hat.
Kurzum: Ein Lehrstück, wie die KI den Menschen die Arbeit „wegnimmt". Aber: Der Lastwagenfahrer, der laut Prognose wegen der KI längst um seinen Job zittern müsste, kann bei Walmart in den USA inzwischen mit 100.000 US-$ Jahresgehalt anfangen, so dringend wird er gesucht.
Die „Robotisierung“ wird massive Konflikte, Gewinner und Verlierer schaffen. Leicht wird dabei vergessen, dass wir in der Weltwirtschaft schon seit Jahren angeschlagen sind, weil wir die früheren Krisen (noch) nicht bewältigt haben: Nach dem Platzen von Internet- (2000) und Immobilienblase (2007), der Insolvenz der Lehman-Bank (15.09.2008) und der Euro-Krise der Europäischen Währungsunion mit Staatsschuldenkrise, der Bankenkrise und Wirtschaftskrise (ab 2010), dem Flüchtlingszustrom (seit 2015) und mit den Folgen der CORONA-Pandemie (seit 2019) ist die Welt mit einem Rekordwert von 53 Billionen US-$ (2020) in einen Kreditrausch geraten, der durch die Null- und Niedrigzinspolitik von Amerikanern, Japanern und Europäern ständig befeuert wird. Und wenn eines Tages der Höhepunkt der aktuellen Corona-Pandemie überwunden sein wird, dann wird sich zeigen, dass die erneuten Schuldenkrisen einiger Mitgliedstaaten der Eurozone nicht nur die Folgen der Pandemie sind, sondern schlicht die Folgen (weiterhin) unsolider Finanzpolitik mit Haushaltsdefiziten und Schuldenständen in erheblicher Höhe jenseits aller Defizitkriterien des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Die Staatsschulden einiger Euroländern werden sich dann erneut zu einer gravierenden Schuldenkrise der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion auswachsen. Deshalb wird schon jetzt wieder über die Entschuldung der Hauptkrisenländer (Schuldenerlass, Schuldenschnitt) und die Ausgabe von Eurobonds und teilweise auch über die durch den EU-Gründungsvertrag verbotene Haftungsübernahme für Schulden anderer Staaten diskutiert. Reformen und Haushaltsdisziplin der Staaten in der Eurozone bleiben daher eine Daueraufgabe.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser Situation hat der am 14.03.2018 im Alter von 76 Jahren verstorbene britische Astrophysiker Stephen Hawking, der aufgrund seiner schweren Erkrankung selbst von moderner Technik abhängig war, seine Mitmenschen im Januar 2016 in einer BBC-Vortragsreihe vor den tödlichen Folgen des Fortschrittes im Anthropozän und vor der Selbstausrottung der Menschheit durch einen selbst verschuldeten Untergang gewarnt.
Auch in seinem erst nach seinem Tod erschienenen letzten Buch „Kurze Antworten auf die großen Fragen“ (Klett Cotta Verlag – Original: „Brief Answers To The Big Questions“) hat er die Menschheit in vielfacher Hinsicht in ihrem Fortbestand als gefährdet angesehen: Als mögliche Gründe nannte er hierfür neben dem Einschlag eines großen Asteroiden gentechnisch veränderte Viren, Atomkriege und die globale Erwärmung, das rasante Wachstum der Weltbevölkerung, das Auftreten von Pandemien und den globalen Klimawandel. – So ganz abwegig scheint diese Warnung nicht zu sein!
Zugleich äußerte Hawking seine Überzeugung, dass die Erde nur noch 100 Jahre lang bewohnbar sei und wir Menschen uns schon sehr bald eine neue Heimat im All suchen und auf andere Planeten umsiedeln müssten. – Allerdings ist hier anzumerken, dass der momentan von den Raumfahrtunternehmen heiß begehrte Planet Mars auf seiner alle 16 Jahre nächsten Bahn immer noch 56 Mio. Kilometer von der Erde entfernt ist und allein die „One-way-Reisezeit“ 6 bis 8 Monate beträgt.
Vor allem die Künstliche Intelligenz hat Hawking als größte Gefahr und unkalkulierbares Risiko für die Menschheit ausgemacht. Und inzwischen geht die sog. Hyperautomation sogar über den Einsatz einzelner Technologien hinaus und kombiniert RPA (Robotic Process Automation), KI (Künstliche Intelligenz), ML (Maschinelles Lernen), NLP (die Verarbeitung natürlicher Sprache) mit Process Mining und Analytics. Für Analysten schon seit Jahren einer der wichtigsten Trends im Hinblick auf die digitale Transformation, ist Hyperautomation mittlerweile auch in den Geschäftsführungen angekommen.
Da die Menschen durch ihre langsame biologische Evolution beschränkt seien, könnten von ihnen geschaffene intelligente Maschinen nach Ansicht von Hawking eines Tages klüger werden als ihre Schöpfer. In der Konkurrenz würden sie den Menschen verdrängen und eine Gefahr für den Fortbestand der Menschheit darstellen. In einem viel beachteten Aufruf mit anderen renommierten Wissenschaftlern warnte Hawking:
„Künstliche Intelligenz kann die großartigste Errungenschaft der Menschheit werden. Bedauerlicherweise kann sie auch die letzte sein. Wenn es schlecht läuft, schafft die künstliche Intelligenz den Menschen ab.“
Daher sollten wir uns mehr als bisher mit der Gehirn-Computer-Schnittstelle, dem „verdrahteten Hirn“, beschäftigen. Zunächst werden wir damit – wenn unser Hirn mit digitalen Maschinen verbunden ist – Dinge durch bloße Gedanken geschehen lassen können. Danach wird es auch denkbar sein, unsere Hirne direkt mit den Hirnen unserer Mitmenschen zu verbinden, sodass diese unsere Erlebniswelt eins zu eins mitempfinden können.
Wie der Philosoph Richard David Precht in seinem Buch „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ geschrieben hat, soll – ausgehend von völlig falschen Annahmen – den Maschinen sogar eine menschenähnliche Moral einprogrammiert werden. Unser menschliches Leben bedeutet aber viel mehr, als die Abfolge vorausberechneter Schritte.
Ins Extrem gedacht, eröffnet das verdrahtete Gehirn schließlich die Möglichkeit dessen, was der US-amerikanische Futurist Raymond Kurzweil, Director of Engineering bei Google LLC., als Singularität bezeichnet hat: einen beinahe göttlichen Raum, in dem eine Art synchronisiertes globales Bewusstsein stattfindet. Was auch immer der dubiose wissenschaftliche Status dieser Idee momentan sein mag: Sie wird zugleich den Übergang unserer gewöhnlichen, menschlichen Existenz in eine neue „post-menschliche Dimension“ markieren.
Insofern sollten wir auch die Gedanken von Yuval Noah Harari in seinem Buch „Homo Deus“ (Verlag C.H. Beck) beherzigen. Darin hat er versucht, in die noch verborgene Welt der Zukunft vorzustoßen. Seiner Meinung nach stehen wir Menschen angesichts der aktuellen Entwicklungen, beispielsweise im Bereich der Technik mitsamt der Künstlichen Intelligenz, der Bionik und der Genetik, an der Schwelle, uns selbst zu „Göttern“ zu machen und in die noch verborgene Welt der Zukunft vorzustoßen. Deshalb sollten wir uns mit Harari fragen, was mit uns und unserem Planeten geschehen wird, wenn die neuen Technologien den Menschen „gottgleiche“ – schöpferische wie zerstörerische – Fähigkeiten verleihen und das Leben auf eine völlig neue Stufe der Evolution heben. Und vor allem: Was bleibt von uns und der modernen Religion des Humanismus, wenn wir Maschinen konstruieren, die alles besser können als wir selbst. In unserer Gier nach Gesundheit, Glück und Macht könnten wir uns dann allmählich so weit verändern, bis wir schließlich keine Menschen mehr sind.
Ähnlich, wie Yuval Noah Harari, bewerte ich daher die aktuellen Entwicklungen mit einer gewissen Besorgnis, beispielsweise im Bereich der Künstlichen Intelligenz, der Bionik und der Genetik in die noch verborgene Welt der Zukunft vorzustoßen.
Offen gesagt: Die Welt ist aus den Fugen und die Menschheit befindet sich im Umbruch! Mehr denn je geht es um die Fragen der Menschlichkeit, der Humanität, der Achtung sowie der Würde und Freiheit jedes einzelnen Menschen. Am Ende bleibt dann nur noch die Frage: War der Homo sapiens wirklich die Schöpfung Gottes oder „nur“ das Spiel einer einfallsreichen Evolution?
Der Homo sapiens wurde als (vermeintlich) „sapiens“ bezeichnet, weil er erstmalig unter den Lebewesen – aus dem Lateinischen übersetzt – verständig, vernünftig, vernunftbegabt, klug, weise und einsichtsvoll in der Lage war, seine Umwelt aktiv, kreativ und bewusst zu gestalten. Allerdings haben vom Anbeginn der Menschheit – und heute in besonderem Maße – von Machtmenschen verursachte Unterdrückungen und Kriege immer wieder unermessliches Leid und Sterben über die Menschen gebracht. Auch beim noch so intensiven Durchforsten der Zeitgeschichte wird man freilich keinen einzigen Populisten oder Gewaltherrscher und keinen einzigen Terror-Verbund finden, dem es gelungen wäre, der Mehrheitsgesellschaft dauerhaft seinen Willen aufzuzwingen. Gleichwohl ist dies für alle vernünftig und humanistisch Denkenden erschütternd, unerträglich und inakzeptabel.
Wie schon der berühmte griechische Philosoph Platon (*428 v. Chr.; †348 v. Chr.) erkannt hat, gibt es nur eine stabile Währung: das Wissen. Hierzu will die vorliegende „Universalgeschichte“ einen kleinen Beitrag leisten und durch die Schilderung vergangener Epochen sowie der großen Menschheitsfragen zum besseren Verständnis der eigenen Zeit beitragen. Dabei wird sich zeigen, ob der Mensch wirklich die „Krone der Schöpfung“ darstellt – wie es schon der Philosoph Aristoteles (*384 v. Chr.; †322 v. Chr.) gemeint hat, der als Schüler von Platon zu den einflussreichsten Philosophen der Geschichte gehört, und wie es im 1. Buch Moses der Bibel heißt.
In Zeiten der humanistischen Renaissance wurde im Zusammenhang mit dem an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit veränderten Selbstverständnis zuerst in Italien erneut die Frage nach dem Wesen des Menschen und seiner Stellung in der Welt gestellt. Bei der Beantwortung dieser Frage bezog man sich auf den sowohl in der Bibel als auch in der Antike verwendeten Begriff der Wesenswürde des Menschen. Nunmehr wurde die Menschenwürde als eine Gottesgabe nicht mehr statisch, sondern dynamisch verstanden. Dabei entwickelten Marsilio Ficino (*19.10.1433; †01.10.1499) und Giovanni Pico della Mirandola (*24.02.1463; †17.11.1494) – ein Ur-Mitglied meiner Familie – bahnbrechende Vorstellungen von der Würde und der Freiheit des Menschen. Beide waren zeitlebens tiefgläubige Mitglieder der katholischen Kirche, denen an einer Reform der Weltsicht der Kirche gelegen war. Als Augustiner und Anhänger des Neuplatonismus bemühten sie sich um die religiöse und philosophische Annäherung an das göttliche und philosophische „Eine“(altgriechisch τὸ ἕν to hen, lateinisch unum), das Grundprinzip der gesamten Wirklichkeit, bis hin zur Erfahrung der Vereinigung mit dem „Einen“. Giovanni Pico della Mirandola hat hierzu seine Rede und Thesen „Über die Würde des Menschen“ („De hominis dignitate“) verfasst. Er verstand die Menschenwürde nicht als etwas mit der Natur Gegebenes, sondern als die freie Verwirklichung der Fähigkeit des Menschen durch dessen schöpferische und selbstbestimmten Kräfte. „Das Seiende und das Eine“ war ein Teil seines großen geplanten, aber nicht vollendeten Werks, in dem Pico sehr zum Ärger des wegen Inquisition und Hexenverfolgung berüchtigten Papstes Innozenz VIII. (leider vergeblich) versucht hat, alle Philosophien und Theologien miteinander in einer Universalphilosophie und in einer Universalreligion miteinander zu vereinen. Der frühe Tod von Giovanni Pico della Mirandola hat allerdings die Vollendung dieses Vorhabens verhindert. – Viele Konflikte und viel Leid wären den Menschen hierdurch erspart geblieben.
– Siehe dazu Richard David Precht in seinem Buch „Erkenne dich selbst – Eine Geschichte der Philosophie, Band II“, S. 76 – 80: „Die Würde des Menschen“ (Wilhelm Goldmann Verlag, München).
Später haben sich vor allem Mahatma Gandhi als Prophet der Gewaltlosigkeit (*02.10.1869; †30.01.1948), Martin Luther King (*15.01.1929; †04.04.1968) und Nelson Mandela (*18.07.1918; †05.12.2013) im Freiheitskampf gegen Kolonialismus, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit hervorgetan. In diesem Sinne hat auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 20.08.2019 auf der 10. World Conference of Religion for Peace (WCRP) – nicht zuletzt im Hinblick auf den radikal politischen Islam – die Bedeutung von Religionen in Friedensprozessen, für den Zusammenhalt und eine nachhaltige globale Entwicklung mit folgenden Worten hervorgehoben: „Religion darf niemals Rechtfertigung von Hass und Gewalt sein. Kein Krieg darf geführt werden im Namen der Religion.“Statt „Anlass für Unfrieden und Krieg“ zu sein, sollten Religionen als „Werkzeuge des Friedens“ dienen. Gemäß einem Zitat von Franz von Assisi hat auch Papst Franziskus am 03.10.2020 in seiner 3. Enzyklika „Fratelli tutti“ die „Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ sowie eine offene Welt mit dem Leitprinzip der universalen Menschenwürde gefordert:
„Es muss ein Bewusstsein dafür entstehen, was ein Mensch wert ist, immer und unter allen Umständen.“ (FT 106)
Zwar können wir heute mit Genugtuung feststellen, dass gemäß dem ersten Artikel unseres Grundgesetzes die Würde des Menschen als Grundrecht unantastbar ist. Aber genauso ernüchternd müssen wir leider erkennen, dass wir Menschen offenbar nicht bereit, willens oder fähig sind, aus den bitteren Erfahrungen der wechselvollen Geschichte die notwendigen Folgerungen für die Menschheit herzuleiten und Frieden zu halten. Nur die weitere Menschheitsgeschichte wird zeigen können, ob der Mensch seinen Beinamen „sapiens“ wirklich verdient. Als Optimist hoffe ich allerdings, dass Mahatma Gandhi nicht Recht hatte, als er gesagt hat: „Die Geschichte lehrt den Menschen, dass die Geschichte den Menschen nichts lehrt.“ Immerhin hat er mich mit diesen Worten aber dazu inspiriert, abschließend ein wenig über die Würde des Menschen und über eine bessere Welt zu philosophieren und zu phantasieren. Gern folge ich dabei dem Verständnis von Richard David Precht in der Einleitung seines Buches „Erkenne die Welt – Eine Geschichte der Philosophie, Band I“:
„Philosophieren ist das Schärfen unseres Instruments des Denkens in der Hoffnung, die begrenzte Zeit unseres Daseins ein wenig bewusster zu erleben. Und sei es auch nur, um zu verstehen, was wir nicht verstehen.“
Insgesamt bleibt zu hoffen, dass wir Menschen uns unserer eigenen Rolle bewusster werden, sodass das „Anthropozän“ nicht nur als Umweltzerstörung in die Geschichte eingeht. Oder das Menschenzeitalter gar zu dem führt, was Harald Lesch und Klaus Kamphausen eindrucksvoll mit ihrem Buch beschrieben haben: „Die Menschheit schafft sich ab – Die Erde im Griff des Anthropozän“ (Knaur Taschenbuch, München 2016). Nur bei einer kritischen Rückbesinnung auf unsere Geschichte werden wir in der Lage sein, die aktuellen Erkenntnisse friedlich zu nutzen und die Risiken der Gegenwart verantwortungsbewusst zu bewältigen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch nun genauso viel Freude und Erkenntnisgewinn beim Lesen dieses Buches, wie mir das Schreiben bereitet hat. Ich verspreche: Die Lektüre lohnt sich!
Herzlichst Ihr und Euer
Gerhard Picot
Prof. Dr. Gerhard Picot ist einer der renommiertesten Wirtschaftsanwälte und Hochschulprofessoren im Fachgebiet der Unternehmenskäufe, Fusionen und Börsengänge (Mergers & Acquisitions – M&A) (www.picot.de). Seine Freizeit widmet er seinem Faible, der Philosophie, sowie der Welt- und Rechtsgeschichte. Im Grunde ist sein Ziel ganz einfach: Es geht ihm um das Verständnis des Universums und der Menschheit vom Urknall bis zu unserer heutigen, im Umbruch befindlichen Welt (www.weltgeschichte.de).
Nach seiner juristischen Ausbildung und verfassungsrechtlichen Promotion war Prof. Picot von 1977 bis 1979 wissenschaftlicher Assistent an der Albertus-Magnus-Universität zu Köln und anschließend bis 2004 Partner der internationalen Anwaltssozietät Freshfields. Nach seiner Pensionierung gründete er die PICOT Rechtsanwaltsgesellschaft mit Büros in München, Köln und Düsseldorf zur Beratung von Familien- und Mittelstandsunternehmen. Mehrfach ist er wegen seines unternehmerischen und diplomatischen Geschickes als einer der besten deutschen M&A-Anwälte ausgezeichnet worden. Zugleich war und ist er Vorsitzender bzw. Mitglied zahlreicher Aufsichtsräte und Beiräte namhafter Unternehmen. Parallel zu seiner anwaltlichen Tätigkeit war Prof. Picot von 1998 bis 2003 Honorarprofessor und Mitgründer des Institute for Mergers & Acquisitions der Universität Witten-Herdecke und von 2004 bis 2009 Inhaber der Professur für Wirtschaftsrecht, insbesondere M&A, an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden, wo er auch einen „Excellence Award Teaching“ erhielt.
Prof. Picot ist Herausgeber und Autor einer Vielzahl wirtschaftsrechtlicher und wirtschaftswissenschaftlicher Publikationen, darunter seine Standardwerke „Handbuch Mergers & Acquisitions“ (Schaeffer-Poeschel), „Unternehmenskauf und Restrukturierung“ (C.H. Beck) sowie „Handbook of international Mergers and Acquisitions“ (Palgrave Macmillan – New York); nicht zuletzt auch seines 12-bändigen Werkes „WELTGESCHICHTE“ (www.amazon.de Gerhard Picot Weltgeschichte).
Prof. Dr. Gerhard Picot
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50968 Köln - Marienburg
E-Mail: gerhard@picot.de
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Quelle: eRecht24